In der Schweiz sind Lockerungen derzeit noch nicht in Sicht. Das hat Bundesrat Alain Berset an der gestrigen Medienkonferenz noch einmal betont.
Anders sieht es im nahen Ausland aus. Dort haben einige Länder ihre Massnahmen teilweise entschärft. Und das, obwohl etwa in Italien die Wochen-Inzidenz höher ist als hierzulande. Anders sieht es in Polen aus: Dort lockert man trotz tieferer Inzidenz eher zurückhaltend. In Österreich kommt es gar zu Lockerungen und Verschärfungen zugleich.
So sieht die neue Normalität im Ausland im Einzelnen aus:
Am Montag lockerte die Regierung in Rom in einigen Regionen die Massnahmen. Verglichen mit der Schweiz erfolgen die ersten Lockerungen eher früh, denn in Italien liegt die Sieben-Tage-Inzidenz* derzeit höher als hierzulande. Trotz monatelangen Einschränkungen liegt die Wochen-Inzidenz in Italien bei 140. In der Schweiz liegt dieser Wert etwas tiefer, bei 131.
*Gemeldete Neuinfektionen pro 100'000 Einwohner in den vergangenen 7 Tagen.
Doch in Italien gilt ein Ampelsystem. Dies erlaubt es Regionen mit einer tiefen Inzidenz, die Massnahmen zu lockern. Statt «wie ist das Wetter heute?», taucht deshalb zeitweilig wohl mehr die Frage auf «welche Farbe ist heute?» Denn laufend – je nach epidemiologischer Lage – werden die Ampelfarben der 20 italienischen Regionen von der Regierung geändert und die Massnahmen entsprechend fortlaufend angepasst. Die Farbe Rot zwingt die Regionen zu einem Shutdown. Orange steht für hohes Risiko, man sollte möglichst zu Hause bleiben. Bei der Gefahrenzone Gelb darf man anfangen zu lockern.
Anfangs Woche sind gleich elf Regionen wie die Lombardei, Venetien oder Toskana von orange auf gelb heruntergestuft worden. An diesen Orten gilt mehr Bewegungsfreiheit. Restaurants, Cafés, Bars dürfen offen haben, allerdings dürfen an den Tischen nur vier Personen Platz nehmen.
Auch die Schulen und Museen sind in den gelben Regionen unterdessen wieder offen. Fitnesszentren, Kinos und Schwimmbäder müssen weiter geschlossen bleiben. Weiterhin gilt eine Ausgangssperre von 22 Uhr bis 5 Uhr.
Auch Österreich lockert, obwohl sie ihre Zielmarke noch nicht erreicht haben. Ursprünglich peilte die österreichische Regierung eine Sieben-Tage-Inzidenz von 50 an. Derzeit bewegt sich die Wochen-Inzidenz auf 108. Anne Lévy, Direktorin des Bundesamtes für Gesundheit, findet diesen Entscheid mutig. «Wir wissen alle nicht, wie sich die neue Virusvariante entwickelt», sagt sie im Gespräch mit dem «Echo der Zeit».
Ab kommenden Montag dürfen die Schulen, Museen und Geschäfte wieder öffnen. Die Schüler sollen regelmässig getestet werden. «Die Kinder hätten das Bedürfnis, wieder in die Schule zu gehen. Zudem darf die Wirtschaft nicht abgewürgt werden, die Arbeitslosigkeit nicht ausufern», begründet Bundeskanzler Sebastian Kurz seine Entscheidung.
In den Geschäften sowie in den Museen muss man eine medizinische Maske tragen. Wer zum Coiffeur will, muss einen negativen Corona-Test mitbringen. Nach zwei Wochen soll die Lage nochmals neu beurteilt werden. Öffnungen von Restaurants und Cafés könnten dann folgen.
Verschärfungen hingegen gibt es bei der Einreise. Künftig müssen alle Einreisenden ein negatives Testergebnis vorweisen. Obendrein ist eine zehntägige Quarantäne einzuhalten, ein «Freitesten» nach fünf Tagen ist nicht mehr möglich. Grenzgänger müssen sich neu registrieren und einmal in der Woche einen negativen Coronatest vorlegen.
In Polen wagt man einen ersten vorsichtigen Schritt Richtung Normalität, nachdem man eine Wochen-Inzidenz von 99 erreicht hat. Die Fallzahlen haben sich im Vergleich zum Novemberhoch deutlich entspannt, die aktuelle Lage in Polen sieht jedoch nicht so rosig aus. Viele Bewohner rebellieren für noch mehr Lockerungen – und wollen gar ihre Betriebe trotz Verbot wieder aufnehmen.
Seit Anfang Woche haben Einkaufszentren, Museen und Kunstgalerien in Polen wieder geöffnet. Hochschulen und Schulen, ausser die Klassen eins bis drei, haben weiter Fernunterricht. Restaurants, Bars, Kinos, Fitnesszentren und Schwimmbäder bleiben mindestens bis Mitte Februar geschlossen.
Gegen diese Einschränkungen wird heftig rebelliert. Mit der Geduld am Ende sind besonders die Club- und Fitnessanbieter. So musste die Polizei am Wochenende in mehreren Städten Nachtclubs schliessen, in denen trotz Verbot gefeiert wurde. Wie polnische Medien berichten, kündeten rund 1600 Fitnessstudios an, dass sie entgegen der Bestimmungen wieder öffnen werden.
Bei solchen Entscheiden muss man sich nicht mehr wundern, wenn die Bevölkerung dies nicht mehr so toll mitträgt.
Es braucht im März zumindest moderate Lockerungen und wie bei uns in Zug flächendeckende, regelmäßige Tests an Schulen. Wenn ich mir die Todeszahlen bei uns so angucke hab ich den Eindruck, das sich wenigstens die Situation in Alten- und Pflegeheimen verbessert hat.