Dieses Zitat entstammt nicht dem Leitbild von Greenpeace, sondern dem Nachhaltigkeitsbericht der UBS. Bei der Credit Suisse liest man Ähnliches: «Unsere Umwelt, unsere Verantwortung».
Ganz so grün, wie sich die Schweizer Grossbanken geben, sind sie jedoch nicht. Das geht aus einer Untersuchung zur Global Coal Exit List (GCEL) hervor, die am Dienstag von einem Konsortium aus dreissig internationalen NGOs publiziert wurde.
Dabei wurde analysiert, von welchen Banken die 1032 weltweit aktivsten Unternehmen der Kohlebranche finanziert werden. Sowohl die Schweizer Grossbanken als auch eher überraschende Kandidaten wie die Schweizer Nationalbank oder die Privatbank Pictet gehören demnach zu den Grossinvestoren der Kohleindustrie.
Bei der Untersuchung unterschied man zwischen Krediten und Darlehen, die die Banken gewährten, und Direktinvestitionen in Form von Aktien- und Anleihenkäufen. Der Untersuchungszeitraum lag zwischen dem 01. Januar 2019 und dem 31. Oktober 2021.
In der Sparte Finanzierung hatte die Credit Suisse die Nase vorn. In den untersuchten 22 Monaten bewilligte die CS Kredite und Darlehen im Wert von rund 13,5 Milliarden US-Dollar, verteilt auf 37 Unternehmen. Die UBS kam im selben Zeitraum auf rund 5,3 Milliarden.
Bei den Direktinvestitionen liegt die UBS vorne. Im November 2021 hielt die grösste Bank der Schweiz Aktien und Anleihen von Kohleunternehmen im Wert von rund 7,6 Milliarden Dollar. Auf Platz zwei folgt überraschend die Privatbank Pictet mit rund 6,1 Milliarden. Die Credit Suisse auf Platz drei hat Wertpapiere im Umfang von knapp 2,6 Milliarden Dollar.
Und noch eine Überraschung: Knapp hinter der CS liegt die Schweizer Nationalbank. Im Depot der SNB liegen Wertschriften von Kohleunternehmen im Wert von rund 2,5 Milliarden Dollar.
Auf Anfrage von watson erklärt sich die Nationalbank folgendermassen:
Oder wie SNB-Direktoriumsmitglied Andrea Maechler im letzten Herbst bei einer Veranstaltung sagte: «Die SNB hat nicht das Ziel, die Welt grüner zu machen.» Ihre primäre Aufgabe sei der Erhalt der Preisstabilität.
Klimaschützer dürften einige Einwände gegen die Haltung der SNB haben, Geheimniskrämerei oder Greenwashing kann man ihr allerdings nicht vorwerfen.
Bei der UBS und CS sieht das etwas anders aus. Beide Banken inszenieren sich selbst als verantwortungsvolle und umweltbewusste Unternehmen. Tatsächlich kann man ihnen zugutehalten, dass ihre Investitionen in erneuerbare Energien in den letzten Jahren sprunghaft angestiegen sind. Auch berichtet zum Beispiel die UBS, ihr finanzielles Engagement im fossilen Energiebereich Schritt für Schritt zu reduzieren.
Vergleicht man jedoch den Bericht der NGOs und die Zahlen der UBS, so entdeckt man einige Ungereimtheiten. Die UBS selbst behauptet, Ende 2020 noch 5,4 Milliarden Dollar in CO₂-relevanten Vermögenswerten besessen zu haben. Dazu zählen alle Energie- und Versorgungssektoren, nicht nur Kohle. Die Finanzierungsliste der GCEL kommt hingegen auf 12,9 Milliarden – alleine im Kohlesektor.
Auf Anfrage wollte sich die UBS nicht zu diesen Diskrepanzen äussern. Zu einzelnen Studien würde die Bank keine Stellung nehmen, hiess es. Nur so viel:
Die Credit Suisse zeigte sich etwas offener. Auf die Frage hin, wie sich die 13,5 Milliarden Dollar an Kohle-Krediten mit dem hauseigenen «Reputations-Risiko-Prüfungs-Prozess» vertragen, sagte Mediensprecher Yanik Schubiger:
Tatsächlich brauchen auch Kohleunternehmen Kapital, um auf umweltfreundlichere Geschäftsmodelle umsteigen zu können. CS und UBS haben sich zudem dazu verpflichtet, keinerlei Finanzierung mehr anzubieten, die gezielt zur Entwicklung neuer Kohlekraftwerke dient.
So fliessen keine Gelder mehr direkt in den Aufbau neuer Kohlekraftwerke, laut dem GCEL-Bericht aber sehr wohl in die Unternehmen, die neue Kohlekraftwerke, Wärmekraftwerke oder Infrastrukturprojekte wie Eisenbahnen oder Kohleterminals entwickeln. Bei der UBS waren das seit 2019 rund 3,6 Milliarden Dollar, bei der Credit Suisse 3,9.
Insgesamt wurden knapp 5000 Banken und Investoren aus 67 Ländern untersucht. Darunter befanden sich 137 Schweizer Finanzinstitute. UBS und CS befinden sich unter den Top-100-Investoren, der gesamte Schweizer Finanzplatz befindet sich im Länderranking gar in den Top 10.
So belegt die Schweiz bei der Finanzierung von Kohleunternehmen den 8. Platz.
Bei der Summe an Wertpapieren belegt die Schweiz den 9. Platz. Der internationale Vergleich zeigt aber auch deutlich auf, wer die grossen Player im Kohlemarkt sind: China und die USA. Die Banken beider Länder investierten in den letzten 22 Monaten rund 1,7 Billionen Dollar in die Kohleindustrie. Das ist rund 41 Mal mehr als die Schweizer Finanzinstitute.
Dass es auch ganz ohne fossile Energieträger im Portfolio geht, beweist die Berner Kantonalbank. Bei der BEKB flogen Anfang dieses Jahres alle Unternehmen aus den Anlageportfolios, die im Bereich fossile Energieträger tätig sind.
Einbussen befürchtet man deswegen jedoch nicht. «Wir gehen nicht davon aus, dass uns der Ausschluss der fossilen Brennstoffe negativ beeinträchtigt», sagt Mediensprecher Florian Kurz. Im Gegenteil: «Die Nachfrage nach unseren nachhaltigen Anlagelösungen steigt stetig».
Wenn Konzerne statt die demokratisch legitimierte Politik die Wirtschaft regulieren sollen, endet man an keinem guten Ort.
Man soll Kohlekraft mehr regulieren. Aber dies soll rechtstaatlich über Gesetze erfolgen. Nicht durch unilaterale Marktmanipulationen durch Banken.