Überschwemmungen, Hagel, starke Windböen und in der Region Neuenburg sogar ein Tornado: Fast überall in der Schweiz ziehen jeden Tag Gewitter über die Regionen und sorgen für viel Niederschlag. Dass es im Sommer Gewitter gibt, ist normal – aber in dieser Häufigkeit? Meteonews-Meteorologe Stefan Scherrer beantwortet die wichtigsten Fragen.
Herr Scherrer, seit Sonntag haben wir Gewitter in der Schweiz. Wie kommt es aktuell zu so vielen Unwettern?
Stefan Scherrer: Es ging bereits am letzten Freitag los mit den ersten kräftigen Gewittern und seit Sonntag liegen wir auf der Vorderseite eines Höhentiefs, das sich über Frankreich befindet. Dabei gelangte mit einer Südwestströmung feuchte und labil geschichtete Luft zu uns, was zu diesen Gewittern führte.
Gewitter sind im Sommer ja normal. Aber ist diese Häufigkeit an Gewittern denn noch normal für einen Sommer?
Nein, die Häufigkeit ist in der Tat eher aussergewöhnlich. Wie Sie sagen, Gewitter gehören zum Sommer. Was aber nicht alljährlich ist, das ist die Kombination aus Dauer und Heftigkeit. Mit Ausnahme des letzten Samstags gab es seit knapp einer Woche täglich unwetterartige Gewitter. Das zeigt auch die Menge an Niederschlag. Gewitter sind zwar lokal, aber es gibt Orte, da hatten wir Mengen an Niederschlag, die statistisch gesehen nur alle 10, 20 oder sogar 50 Jahre vorkommen.
Sind solche starken Unwetter etwas, das Sie in den letzten Jahren vermehrt beobachten konnten?
Nein. Gewitterlagen wie die aktuelle sind nicht etwas, das wir in den vergangenen Jahren in grösserer Häufigkeit registriert haben. Was wir aber durchaus beobachten können, sind extreme Wetterereignisse, die wohl auch wegen der Klimaerwärmung global zunehmen. Dabei sprechen wir vor allem von lang anhaltenden Wetterlagen. Das führt dann dazu, dass es zum Beispiel während Wochen nicht regnet und es zu langen Trocken- oder Dürreperioden kommt. Gleichzeitig heisst dies dann aber auch, dass Tiefdrucklagen lang anhaltend sind und sich nicht nur auf wenige Tage beschränken. Dies kann dann etwa Hochwasser und Überschwemmungen zur Folge haben. wie wir es aktuell sehen.
Jetzt hatten wir ja zum Beispiel in der letzten Nacht solch ein Gewitter mit Überschwemmungen – allerdings an verschiedenen Orten. Wie genau entstand diese Wetterlage in der Nacht auf heute?
Eigentlich war das derselbe Gewitterkomplex, der nacheinander über die Kantone Baselland, Aargau und Zürich zog. Eine erste Gewitterzelle entstand ursprünglich über dem Jura, diese bildete in der Nordwestschweiz zusammen mit einer weiteren Gewitterzelle aus dem Raum Bern einen einziges grosses Gewitter, welches dann weiter ostwärts zog. Entlang einer sogenannten Konvergenzzone führte dies dann zu den starken Gewittern, welche dann Richtung Deutschland abzogen.
Das heisst, unsere Nachbarländer sind auch von den Gewittern betroffen?
Ja, auch die angrenzenden Staaten, eigentlich fast ganz Zentraleuropa ist betroffen. Wir haben Unwettermeldungen aus Deutschland, Frankreich und Österreich.
Auch für heute sind wieder Gewitter angesagt. Weiss man denn schon, welche Regionen betroffen sein werden?
Das Problem bei Gewittern ist, dass man mit der heutigen Technik noch nicht wirklich voraussagen kann, wo genau diese auch auftreten werden. Was wir aber voraussagen können, ist, dass es lokal wohl erneut heftige Gewitter geben wird. Die aktuelle Wetterlage deutet aber darauf hin, dass sich die Gewitter wohl auf die Voralpen beschränken werden und nicht auf das Flachland. Aber eben, genau sagen können wir das nicht.
Und wie geht es in den kommenden Tagen weiter?
Wir erwarten, dass es heute nochmals gewittern wird. Auch am Freitag kann es lokal, wohl vor allem entlang der Berge erneut zu lokalen Gewittern kommen. Vor allem am Samstag, aber auch noch am Sonntag erwarten wir dann etwas stabileres Wetter. Es wird sommerlich warm, meist trocken und viel Sonnenschein geben. Allerdings kündigen sich bereits im Verlauf des Sonntags vor allem im Westen neue Gewittern an. Die aktuellen Wetterdaten deuten darauf hin, dass es auch nächste Woche wieder vermehrt zu Gewittern kommen wird. (aargauerzeitung.ch)
Nö, die Gewitter werden an der Grenze demontiert und dann für den nächsten Einsatz eingelagert.