In Therwil im Kanton Baselland müssen zwei muslimische Schüler ihrer Lehrerin nicht mehr die Hand geben. Das hat die Schulleitung erlaubt.
Nun äussert sich auch Bundesrätin Simonetta Sommaruga zum Fall. «Es gibt auch schwierige Fragen im Zusammenleben. Aber in dem Fall ist es absolut klar: Dass ein Kind sich weigert, seiner Lehrerin die Hand zu geben, das geht nicht», sagt sie gegenüber «10vor10», wie SRF in einer Vorabmeldung schreibt.
Sommaruga weiter: «Das hat auch unter dem Titel Religionsfreiheit nichts zu suchen. Und was ich deutlich sagen muss: So stelle ich mir Integration nicht vor.»
Bei den beiden Schülern handelt es sich um zwei syrische Brüder im Alter von 15 und 14 Jahren. Ihre Familie ist sehr religiös. Sie sind in der Schweiz aufgewachsen.
Therwil ist kein Einzelfall. Auch in Muttenz verweigerte ein Schüler den Handschlag mit Frauen. Seit 20, 30 Jahren komme es vor, dass männliche Jugendliche – vor allem Muslime – sich weigern, einer Lehrerin die Hand zu geben, so Bernhard Gertsch, der Präsident des Verbandes der Schulleiterinnen und Schulleiter, gegenüber «10vor10».
Weil Sanktionsmöglichkeiten fehlten, spricht sich Gertsch für pragmatische Lösungen aus: Die Schulleitungen müssten mit den Jugendlichen und deren Eltern das Gespräch suchen und individuelle Vereinbarungen treffen.
Für Gertsch sei es beispielsweise denkbar, dass für eine begrenzte Zeit die Lehrerin anders als mit Handschlag begrüsst werde. Oft sei die Verweigerung eine pubertäre Phase. Allerdings müsse den Jugendlichen klar gemacht werden, dass das Händeschütteln hier zur Kultur gehört, und eine Verweigerung auf Dauer nicht toleriert werde.
Jasmina El Sonbati, Lehrerin an einem Basler Gymnasium und Muslimin, sagt gegenüber «10vor10», dass diese Weigerung mit muslimischer Kultur und mit Religionsfreiheit nichts zu tun habe. Es handle sich vielmehr um eine «neo-islamische Mode», die nicht toleriert werden könne.
Die muslimische Lehrerin bedauert zudem, dass muslimische Fundamentalisten Kapital schlagen aus den Schlagzeilen, wie sie der Fall Therwil nach sich gezogen hat. Einmal mehr gelinge es ihnen so, Muslime als Opfer darzustellen. (pz)
Das ganze Statement gibt es hier zu sehen
Es ist nicht gottgegeben, dass "Sanktionsmöglichkeiten fehlten", das kann man ändern wenn man will.