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Bundesrat will Adoptionen von Kindern aus dem Ausland verbieten

Bundesrat Beat Jans spricht waehrend einer Medienkonferenz des Bundesrates zum Abschlussbericht der Expertengruppe und zum weiteren Vorgehen zu internationalen Adoptionen, am Mittwoch, 29. Januar 2025 ...
Beat Jans sprach am Mittwochnachmittag in Bern zu den Medien.Bild: keystone

Der Bundesrat will Adoptionen von Kindern aus dem Ausland verbieten

Selbst mit einem strengen Adoptionsrecht seien Missbräuche nicht auszuschliessen. Zum Schutz der Kinder verbietet deshalb der Bundesrat künftig die internationalen Adoptionen.
29.01.2025, 15:0029.01.2025, 16:09
Annika Bangerter / ch media
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Es ist ein düsteres Kapitel der jüngeren Schweizer Geschichte, das heute geschlossen wird: Der Bundesrat verbietet künftig internationale Adoptionen. Er reagiert damit auf eine missbräuchliche Praxis in der Vergangenheit. Vor allem in den 1980er- und 1990er-Jahren sind Tausende von Kinder zwecks einer Adoption in die Schweiz eingereist.

Diese Kinder sind heute erwachsen. Viele von ihnen stellen Fragen zu ihrer Herkunft – und finden keine Antworten. Mehrere Studien haben in den vergangenen Jahren irreguläre Praktiken bis hin zu Kinderhandel im Ausland und ein Behördenversagen in der Schweiz publik gemacht.

In der Folge beauftragte der Bundesrat eine unabhängige Expertengruppe, die aktuelle Praxis und eine allfällige Gesetzesrevision zu prüfen. Diese Expertengruppe kommt zum Schluss, dass selbst mit einem revidierten und strengen Adoptionsrecht Missbräuche nicht vollständig auszuschliessen seien.

Deshalb steht der Bundesrat nun auf die Bremse: Er verbietet internationale Adoptionen in Zukunft. Zwar weist er darauf hin, dass es durchaus Beispiele von korrekten Adoptionen gäbe und die auch aus Sicht der Kinder und Eltern geglückt seien. Doch ein Verbot sei die «beste Möglichkeit, alle Betroffenen, insbesondere die Kinder, ausreichend zu schützen», hält der Bundesrat fest. Geprüft werde, ob allfällige Ausnahmen möglich sein sollen, insbesondere für innerfamiliäre Adoptionen. Wann das Verbot genau eintritt, ist noch unklar. Bis Ende 2026 soll eine entsprechende Vernehmlassungsvorlage vorliegen. Die Inlandadoptionen sind von diesem Entscheid nicht betroffen.

Auslandsadoptionen sind stark rückläufig

Die internationale Adoptionen beschäftigen auch andere Länder. Im vergangenen Jahr hat Holland ebenfalls ein Moratorium für Auslandsadoptionen beschlossen. In der Schweiz sind vom künftigen Verbot verhältnismässig wenige Familien betroffen. Die Auslandsadoptionen sind stark rückläufig. Derzeit seien es noch rund dreissig Fälle pro Jahr, teilt das Bundesamt für Justiz mit. Auf Anfrage heisst es, dass aktuell noch 110 Dossiers mit Haager Vertragsstaaten bei der Bundeszentralbehörde in Bearbeitung seien. Es können aber durchaus mehr sein, da bei den Nicht-Vertragsstaaten des Haager-Adoptionsübereinkommens die Kantone zuständig sind.

Die Zahl offener Dossiers sei auf die langen Wartezeiten im Adoptionsprozess zurückzuführen, der sich über mehrere Jahre erstrecken könne, teilt das Bundesamt für Justiz mit. So befänden sich noch Dossiers in Bearbeitung, die bereits 2019 eingereicht und ins Ausland übermittelt worden seien. Zudem würden mehr als ein Drittel der Dossiers ohne erfolgreiche Adoption abgeschlossen werden. (aargauerzeitung.ch)

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76 Kommentare
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Auster N
29.01.2025 15:51registriert Januar 2022
Ich bin ein Ausländer der in die Schweiz adoptiert wurde. Heute mit 64 und rückblickend würde ich sagen, mein Leben wäre niemals so gut verlaufen wenn ich dort aufgewachsen wäre, mit sehr jungen Eltern und in einem Gebiet das nicht viel zu bieten hat, Arbeit oder sonst. Ihr zerstört all das jetzt und hier. Danke (nicht).
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Munchkin
29.01.2025 15:54registriert Januar 2019
Inwiefern schützt man Kinder mit einem Verbot selbst bei Missbräuchen? Wenn man irreguläre Praktiken bis hin zu Kinderhandel im Ausland und ein Behördenversagen in der Schweiz festgestellt hat könnte man ja genau da ansetzen, anstatt mit Verboten. Den Kindern ist ja ganz sicher nicht geholfen mit einem Verbot.
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Handschuh
29.01.2025 16:54registriert März 2021
Mein geliebter Bruder wurde vor mehr als 40y als Baby aus dem Ausland adoptiert. Er ist mehr als froh, hier in der sicheren und reichen Schweiz aufwachsen zu dürfen. Natürlich gibt es Adoptionen, die für die betreffenden Kinder schlimm verlaufen. Aber es gibt auch schlimme Kindheiten von Kindern, die bei den biol. Eltern aufwachsen. Und WICHTIG: Wenn als Kind als Kleinkind oder Säugling in die Schweiz kommt, dann ist die Schweiz sein Kulturkreis. Es wird dann nicht entwurzelt, sondern ist von vornherein in der CH zuhause.
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