Die Hardturm-Brache im Westen von Zürich kann man sich als riesigen Betonplatz vorstellen. An einigen Stellen wächst ein bisschen grünes Zeug heraus. Aber sonst gilt der Platz, wo früher das Hardturm-Stadion stand, als verwaist: Events gibt es hier nur sehr selten. Umso interessanter ist es, wenn eine grosse Truppe von Klima-Aktivistinnen und -Aktivisten den Platz in Beschlag nimmt.
Seit Freitagmorgen wird hier am Klima-Camp gebaut, das der zentrale Ort der Aktionswoche «Rise Up for Change» sein wird. Jugendliche, junge Erwachsene, aber auch Personen im höheren Alter wollen hier mehrere Tage präsent sein und insbesondere gegen den Schweizer Finanzplatz demonstrieren. Sie kritisieren die Banken und Versicherungsunternehmen wegen ihrer Investitionen in fossile Energien.
Im Klima-Camp soll es nicht weniger laut werden. Am Freitagmittag waren vielleicht 30 Aktivistinnen und Aktivisten vor Ort. Sie bauen derzeit grössere Zelte, Bühnen und andere Holzkonstruktionen auf, damit ab heute Abend hier zur Klimapolitik diskutiert, gestritten und gefeiert werden kann. Wie viele Leute überhaupt kommen werden, weiss noch niemand so genau. Jene, die schon da sind, reisten aber aus verschiedenen Landesteilen nach Zürich. Zu hören sind Romands, Zürcherinnen, Berner, aber auch einzelne, die italienisch sprechen.
Organisiert wird die Aktionswoche von der Klimastreik-Bewegung, die durch Radikalpositionen bekannte Extinction Rebellion, der Vereinigung Climate Justice und vom Westschweizer Kollektiv Break free. Ihre Forderungen nach einer ökologischen Investitionspolitik und Transparenz richten sich an private Banken und Finanzinstitute, aber auch an öffentlich-rechtliche Institutionen wie die Nationalbank, den Bund und die Kantone.
Das ist auch der Grund, wieso das Klimacamp und die Aktionswoche nicht nur in Zürich stattfinden wird: In einer Woche wird sich der Protest nach Bern verlagern, wo eine Abschlussdemonstration auch an der Nationalbank am Bundesplatz vorbeiführen wird.
Sämtliche Aktionen sollen einem «Aktionskonsens» zufolge gewaltfrei stattfinden. Darin heisst es: «Gewalt gegen und Gefährdung von Lebewesen wird als Aktionsform abgelehnt und von uns soll weder Eskalation ausgehen, noch wollen wir uns auf Provokationen einlassen.» Kein Teil des Konsens ist hingegen, dass grundsätzlich vegan gegessen wird. Fleisch wurde am Freitagmittag den Aufbau-Helferinnen und -Helfen aber – wenig überraschend – nicht serviert.
Die Stadt Zürich hat als Eigentümerin des Areals der mehrtägigen Veranstaltung eine Bewilligung erteilt. Nur spielt das Wetter wohl nicht mit. Für dieses Wochenende sind grössere Gewitter angekündigt, zudem gilt eine Hagelwarnung. Eine Ansprechperson vor Ort zeigte sich jedoch gegenüber watson gelassen: «Es stürmt immer wieder. Vielleicht wird es halt etwas ungemütlich.»
Was, es gibt im Osten von Zürich NOCH EINE Hardturm-Brache?
Bisher war mir auch nur die am westlichen Ende bekannt. ^^