Schweiz
Klima

Der Nationalrat empfiehlt ein Nein zur Klimafonds-Initiative

Nationalrat Benjamin Giezendanner, SVP-AG, spricht waehrend der Sommersession der Eidgenoessischen Raete, am Mittwoch, 18. Juni 2025 im Nationalrat in Bern. (KEYSTONE/Anthony Anex)
SVP-Nationalrat Benjamin Giezendanner ist gegen die Initiative.Bild: keystone

Der Nationalrat empfiehlt ein Nein zur Klimafonds-Initiative

19.06.2025, 09:4419.06.2025, 11:25
Mehr «Schweiz»

Die Forderung nach einem Fonds des Bundes für Klimaschutz und Klimaprojekte ist im Nationalrat chancenlos. Mit deutlichem Mehr empfiehlt er ein Nein zur Klimafonds-Initiative von SP und Grünen. Die Mehrheit will bei den bisherigen Klimamassnahmen bleiben.

Der Nationalrat empfiehlt ein Nein zur Klimafonds-Initiative von SP und Grünen. Er entschied das am Donnerstag mit 120 zu 64 Stimmen und mit vier Enthaltungen. Die Initiative verlangt, dass der Bund zugunsten von Klimaschutz und Energiewende einen Fonds einrichtet.

Rund sechs Stunden lang hatte der Rat am Mittwoch und zuletzt am Donnerstag über die Initiative diskutiert. Die Mittel im verlangten Fonds sollen etwa in den Ausbau von erneuerbaren Energien, in die Energieeffizienz oder in die Dekarbonisierung von Verkehr, Gebäuden und Wirtschaft fliessen.

«Sozialistisches Klimafonds-Paradies»

Der Bund müsste jährlich Mittel im Umfang von 0,5 bis 1 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) in den Fonds legen. Laut der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie (Urek-N) wären das jährlich 3,9 bis 7,7 Milliarden Franken. Diese Ausgaben sollen nicht der Schuldenbremse unterstellt sein, was die Gegnerschaft kritisierte.

Ebenso bemängelte sie, dass unklar sei, welche Projekte aus dem Fonds bezahlt werden sollten. «Ein wahres sozialistisches Klimafonds-Paradies, finanziert mit höheren Schulden oder höheren Steuern und Abgaben», sagte Kris Vietze (FDP/TG).

Gegnerinnen und Gegner der Initiative wollten an der bisherigen Klimapolitik und den dafür vorgesehenen Geldmitteln festhalten. Bund und Kantone stellen heute jedes Jahr rund 2 Milliarden Franken für Klimaschutz und Energie zur Verfügung. Hinzu kommen rund 600 Millionen Franken pro Jahr für die Biodiversität.

«Seien Sie etwas stolz auf den Weg, den wir beschritten haben», forderte Benjamin Giezendanner (SVP/AG). Er warnte vor einem finanzpolitischen Experiment. Finanzierbar wären die Einlagen nur mit neuen Steuern oder zusätzlicher Verschuldung.

«Unser Heu brennt»

Die Befürworterseite mahnte, Handeln sei angesichts von steigenden Katastrophen-Kosten und Gesundheitsproblemen dringend. Was die Schweiz tue, reiche nicht, auch nicht, um internationale Verpflichtungen zu erfüllen, sagte Marc Jost (EVP/BE). Auch wenn die Schuldenbremse wichtig sei: Die Klimaziele zu verfehlen, sei teurer.

Aline Trede (Grüne/BE) vermisste alternative Vorschläge von Seiten der Gegnerschaft. «Haben Sie Angst davor, Verantwortung zu übernehmen?» - «Selbst wenn Sie Ihr Heu auf einer anderen Bühne haben, als ich meines, unser Heu brennt», stellte Anna Rosenwasser (SP/ZH) fest.

Der Bundesrat beantragte ein Nein zur Initiative. Umweltminister Albert Rösti plädierte dafür, die bisherigen Massnahmen zum Klimaschutz weiterzuführen. Sehr vieles sei am Laufen, und es gelte, die Bevölkerung mitzunehmen. «Doch mit der Initiative, scheint mir, werden wir es schwer haben.»

Nein zu Lenkungsabgaben

Einen indirekten Gegenvorschlag lehnte der Nationalrat ab. Mit 175 zu 11 Stimmen und mit einer Enthaltung sagte er Nein zum Antrag, die Vorlage an die Kommission zurückzuschicken und einen Gegenvorschlag ausarbeiten zu lassen.

GLP und EVP hätten das Anliegen mit Gesetzesänderungen aufgreifen wollen. Jürg Grossen (GLP/BE) sprach von einem marktwirtschaftlich fundierten indirekten Gegenvorschlag und dachte dabei an Abgaben auf Treibhausgas-Emissionen im Inland. Diese sollen darauf hinwirken, dass die Schweiz spätestens 2050 klimaneutral wird.

Noch im vergangenen Dezember hatte der Nationalrat mit knappem Mehr Ja gesagt zu einer Initiative von Gerhard Pfister (Mitte/ZG) mit gleicher Stossrichtung. Zurzeit befasst sich die zuständige Ständeratskommission mit dem Anliegen. Auch über die Stimmempfehlung zur Klimafonds-Initiative hat der Ständerat noch zu entscheiden. (sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
39 Kommentare
Dein Kommentar
YouTube Link
0 / 600
Hier gehts zu den Kommentarregeln.
Die beliebtesten Kommentare
avatar
oettli
19.06.2025 10:07registriert Februar 2020
Unser Land wird von Boomern regiert, die während den fetten Wirtschaftswunderjahren reich wurden und diesen Reichtum um jeden Preis mit ins Grab nehmen. Sämtliche Konsequenzen werden vollumfänglich auf die junge Generation abgewälzt. Diese muss sich dann ihr Leben lang mit sämtlichen (eigentlich vermeidbaren) katastrophalen Folgen, horrenden Kosten, Krisen & Kriegen, Hungersnöten und Naturkatastrophen auseinandersetzen.

Ist anderswo auf der Welt nicht viel besser. Aber die Schweiz geht mit ihrem Reichtum stolz mit schlechtem Beispiel voran.
5622
Melden
Zum Kommentar
avatar
Weltbürger
19.06.2025 10:07registriert März 2019
Der nationalrat tut es dem vogel strauss gleich.
Kopf in den sand, abwarten.
Diese verweigerungshaltung wird uns teuer zu stehen kommen.
2112
Melden
Zum Kommentar
avatar
rebelli25
19.06.2025 09:53registriert November 2023
Das war ja klar. Die Bürgerlichen denken immer noch, dass es günstiger sei nichts zu tun und vergessen dabei, dass kein oder wenig Klimaschutz auf jeden Fall teurer wird. Siehe Blatten, Brienz, Tessin, Sierre usw.

Wenn es interessiert, beim PIK und bei der ETH findet man ausreichend Studien zu den Kosten eines verpassten Klimaschutzes.
2113
Melden
Zum Kommentar
39
    Berner Polizei rüstet sich für Nahost-Demo vom Samstag

    Die Berner Polizei will an der nationalen Nahost-Demo vom kommenden Samstag Präsenz markieren. Sie werde mit einem «sichtbaren Dispositiv» in der Berner Innenstadt im Einsatz stehen, teilte sie am Donnerstag mit.

    Zur Story