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Schweizer Klimakleber fliegt über Paris nach Mexiko

Schweizer Klimakleber fliegt über Paris nach Mexiko – so rechtfertigt er sich

23.06.2023, 19:0924.06.2023, 12:40
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Max Voegtli setzt sich in seinem beruflichen Alltag für das Klima ein. Der 30-Jährige ist Vollzeitaktivist bei Renovate Switzerland, das zuletzt immer wieder mit umstrittenen Protesten für Schlagzeilen sorgte – etwa als sich am Karfreitag Aktivistinnen und Aktivisten vor dem Gotthard-Tunnel auf die Strasse klebten.

Max Voegtli
Max Voegtli. Bild: instagram/renovate.switzerland

Auf Flugreisen verzichtet Voegtli dennoch nicht vollständig. Am Donnerstag flog der Aktivist nach Paris und von dort aus nach Mexiko. Nun sieht er sich mit einem Shitstorm konfrontiert – die Ereignisse im Überblick.

Die Fotos am Flughafen

Als Max Voegtli am Donnerstag am Flughafen erschien, wurde der Aktivist von diversen Passantinnen und Passanten erkannt. Wohl mit ein Grund: Noch am Dienstag hatte Voegtli in der CH-Media-Sendung «TalkTäglich» über die Aktionen von Klimaaktivistinnen und -aktivisten diskutiert.

Max Voegtli
Max Voegtli am Flughafen in Zürich.Bild: twitter/burkhardtphilip

Sowohl «ZüriToday» als auch dem «Blick» wurden Bilder des 30-Jährigen zugestellt, die ihn am Flughafen in Zürich zeigen. Dabei wurde klar, dass der Aktivist nach Paris reisen würde – sehr zum Ärger der Leute, welche die Fotos geschossen hatten. «Als Klimakleber und Strassenblockierer geht das gar nicht, da gibt's auch keine Ausreden. Ich bin empört», so ein Augenzeuge gegenüber «ZüriToday».

Vor allem, weil Paris von Zürich aus auch mit einem Direktzug erreichbar ist, sorgte Voegtlis Flug für Unverständnis. So wurde der Aktivist auch in den sozialen Medien harsch kritisiert. «Heuchler», nennt ihn etwa ein User auf Twitter. «Wasser predigen, aber Wein trinken. Prost», kritisiert eine weitere.

Das sagt Renovate

Auf die Bilder angesprochen, stellte sich Renovate Switzerland hinter Voegtli. Man wisse nicht, wo er sich aufhalte, gab das Unternehmen gegenüber «ZüriToday» zu Protokoll. Man sei auch nicht zuständig dafür, was die Leute von Renovate in ihrem Privatleben täten.

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Aktivistinnen und Aktivisten von Renovate.Bild: keystone

Für die Kritik und die folgenden Berichte in den Medien hat Sprecherin Cécile Bessire derweil kein Verständnis. So spricht sie von einer «medialen Hetzjagd gegen die Klimabewegung und die Menschen, die sich dafür einsetzen». Gegenüber dem «Blick» kritisierte sie zudem, es sei «unverschämt», dass man Voegtli am Flughafen fotografiert habe.

Man solle die Aufmerksamkeit stattdessen lieber auf andere Aspekte lenken: «Warum fragt man Personen, die sich fürs Klima einsetzen, sich zu rechtfertigen, und nicht Politiker und Politikerinnen, die die Öl-, Gas- und Kohle-Lobbys unterstützen?»

Das sagt Voegtli

Im Laufe des Nachmittags meldete sich dann der Aktivist selber zu Wort. Voegtli sagte gegenüber «ZüriToday», er sei nach Mexiko geflogen, um zweieinhalb Monate lang in Mittelamerika zu reisen. «Mit dem ÖV», stellte er dabei klar.

Mit den Vorwürfen der wütenden Leserinnen und Leser konfrontiert, räumte Voegtli ein, es sei «nicht okay», zu fliegen. Gleichwohl stellte er klar, dass er bei diesem Entscheid als Privatperson gehandelt habe und ihm bewusst sei, was der CO2-Ausstoss bedeute. «Ich fliege darum normalerweise nicht», so Voegtli.

Weiter führte Voegtli aus, es gehe ihm nicht unbedingt darum, einzelne Personen zu kritisieren, welche sich dazu entscheiden, ein Flugzeug zu nehmen. Vielmehr solle man sich darüber ärgern, dass es keine alternative Infrastruktur gebe, um so eine Reise anzutreten. «Wenn wir alle wütend sind, wenn jemand fliegt, sollten wir uns doch für eine solche einsetzen», so der Aktivist. Er selber kämpfe «fürs Klima, dafür, dass die Regierungen richtig handeln und die Medien sich auf die wichtigen Probleme fokussieren».

(dab)

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526 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Tapatio
23.06.2023 19:23registriert August 2017
Also ist Klimaaktivist sowas wie ein 9 to 5 Job? Während der Arbeitszeit blockiere ich den Ferienverkehr ins Tessin.. in meiner Freizeit kann ich dann aber fliegen wohin ich will? Lächerlich diese Ausrede. 2 Monate reisen geht übrigens auch in Europa..und sicher klima-schonender mit dem Zug als mit alten Diesel Bussen wie in Mexiko. Eigentor hoch 10
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Urmel aus dem Eis
23.06.2023 19:25registriert Oktober 2021
Erstmal erschreckt mich sein Deutsch.
Zweitens finde ich es richtig ihn am Flughafen zu photografieren. Er hat den Schritt in die Öffentlichkeit gemacht und muss nun mit den Konsequenzen leben.
Es zeigt mir eher dass Leute von Renovate einfach bezahlte Angestellte sind und nicht Menschen die es aus vollster Überzeugung tun.
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Ajax
23.06.2023 22:44registriert August 2018
Wie seine Google Recherche vermutlich ausgesehen hat:
"Ist Teleportation nach Mexiko möglich?"

Nein? Na gut, dann halt doch Flugzeug.
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