Heute ernennt die SRG eine neue Chefin oder einen neuen Chef. Für die Führung des öffentlichen Rundfunks ist das eine gute Gelegenheit, das ausdauernd vorgetragene Lamento einzustellen.
Die SRG wird künftig tun müssen, was sie bisher nie getan hat: Einsparungen vornehmen. Im vergangenen Jahr ist die Zahl ihrer Stellen erneut angestiegen, auf fast 7200. Nun will der Bundesrat die Haushaltabgabe von 335 auf 300 Franken senken.
Die Reduktion soll aber erst bis 2029 umgesetzt werden. Und sie wird dadurch abgemildert, dass die Zahl der Haushalte in der Schweiz jedes Jahr steigt.
Die Einsparungen sind nicht gravierend. Sie sind sogar eine Chance, die allzu komplizierte Organisation der Unternehmenseinheiten zu straffen und Administration abzubauen. Die SRG ist auch künftig finanziell gut ausgestattet.
Es mutet darum seltsam an, wenn SRG-Präsident Jean-Michel Cina, Generaldirektor Gilles Marchand und SRF-Direktorin Nathalie Wappler den Teufel an die Wand malen. Sie sprechen davon, dass Einschnitte im Programm nicht abzuwenden seien. Das trifft nur zu, wenn die SRG weiter macht wie bisher. Mehrfach hat sie angekündigt, dass sie ihre Kräfte konzentrieren und Personal abbauen müsse. Es blieb jeweils bei den Ankündigungen.
Ein wahres Problem für die SRG wäre die Annahme der 200-Franken-Initiative. Die finanzielle Einbusse wäre so gross, dass das Unternehmen neu aufgestellt werden müsste.
SVP-Bundesrat Albert Rösti, der die Initiative mitinitiierte, bezeichnet die Vorlage nun als schädlich und will sie energisch bekämpfen. Die SRG kann dankbar sein für diese Unterstützung - Albert Rösti kommt gerade in der ländlichen Bevölkerung gut an. Ist es da taktisch klug, wenn die SRG-Spitze wegen der vom Medienminister veranlassten moderaten Gebührenreduktion Zeter und Mordio schreit?
Aufgrund des Gebührenpolsters trifft der mediale Strukturwandel die SRG sehr viel weniger hart als die privaten Unternehmen. Von der neuen Generaldirektorin darf man ein Bewusstsein dieser Privilegierung erwarten. Weiter Wehklagen zu verbreiten, wäre falsch. Es wäre eine Einladung zur Annahme der 200-Franken-Initiative. (aargauerzeitung.ch)
Wenn das Geld richtig eingesetzt wird, ist es durchaus sinnvoll investiert.