Wenn Ueli Maurer 50'000 Flüchtlingsbetten in Zivilschutzbunkern und Armee-Anlagen und somit die Lösungsansätze der obersten Militärverwaltung vorführt, erntet der Verteidigungsminister ein paar Erwähnungen in den Gazetten. Einen wirklichen Lösungsansatz bringt er nicht.
Es sind sich alle Betrachter einig, dass die maximale Integration der Zugewanderten das Gebot der Stunde ist. Hier sind die Arbeitsfähigkeit und zunächst das Erlernen der Sprache die wichtigsten Schlüssel.
Zivilschutz-Anlagen oder Armee-Bunker können eine Lösung für eine Notaufnahme sein. Mittelfristig sind es die ultimativen De-Integrations-Massnahmen. Die Leute bleiben unter sich, lernen weder Sprache noch die Kultur verstehen. Von Arbeitsintegration ganz zu schweigen.
So naiv die Ansätze der Hilfsbereiten manchmal sind, einer Lösung des Integrationsproblems kommen sie wesentlich näher. Ein Flüchtling oder eine Flüchtlingsfamilie, die in einem Schweizer Haushalt unterkommen, haben mit Sicherheit einen deutlichen Vorteil, wenn es darum geht, sich hier als Bürger in die Gesellschaft einzupassen.
Die Behörden tun also gut daran, solche Adoptions-Lösungen zumindest zuzulassen, statt sie, wie bis anhin, auszuschliessen. Wenn sie aber smart wären, würden sie diese dezentralen Wege nicht nur verhindern, sondern vorantreiben. So wie Uber rein durch Vernetzung das Taxi-Gewerbe revolutioniert, müssten auch hier, dezentral, das Angebot der Hilfswilligen und die Nachfrage der Flüchtlinge zusammengebracht werden.
Wie könnte das gehen?
Mit einer App!
Was für Tinder und das Balzverhalten gilt, geht auch für Flüchtlinge und das Mitgefühl. Konkret: Ein Flüchtling oder eine Familie präsentieren sich in einer App. Wer helfen will, kann die Flüchtlinge «adoptieren». Das passiert aber erst, wenn insgesamt 20 Leute zusgestimmt haben, sich diesem Flüchtling anzunehmen. Denn die 1:1-Situation überfordert die meisten Hilfsbereiten.
Wenn 20 Helfer mit einem Flüchtling direkt kommunizieren können, lässt sich immer einer finden, der morgen aufs Amt, übermorgen zum Sprachkurs oder am Wochenende ein Ausflügli machen würde. Nennen wir die App «myrefugee» und das gerne auch noch auf Arabisch. Denn wichtig ist, dass die Flüchtlinge von sich aus zum Angebot und schliesslich zum Netzwerk einer Gemeinschaft finden. So können laufend weitere Aufgaben gestellt und gelöst werden.
Spätestens hier schreit die Hälfte der Hilfsbereiten wohl auf. Flüchtlinge dazu zu bringen, sich anzudienen, ist nicht über jeden Zweifel erhaben. Aber humanistische Gefühlsduselei bringt uns hier nicht weiter. Und wer ein grosses Herz hat, kann ja immer die «Unsympathischen» unterstützen.
Die Wucht einer solchen Vernetzung wäre jedenfalls gewaltig. Statt überforderter Einzelner käme es zu einer flächendeckenden Vernetzung. Wer Kontakt zu einem Flüchtling hat, hat keine Angst vor einem weiteren. Es käme endlich zu einem konstruktiven Ansatz. Denn bei aller aktiven Bewirtschaftung der gesellschaftlichen Ängste: Die Flüchtlinge sind schon hier oder kommen noch. So zu tun, als seien Flüchtlinge hierzulande zu verhindern, ist reine Augenwischerei und genau so lösungsorientiert wie ein Klimaerwärmungs-Verbot.
Es wäre schön, wenn die Politik sich mal mit dezentralen Lösungsansätzen an grosse Aufgaben wagen würden. Kleine Schritte für alle ergeben grosse Möglichkeiten. Disruptiv nennt man das. Oder mit anderen Worten: Was Uber, Airbnb und Tinder für Taxis, Übernachtungen und Balzverhalten hinbekommen, sollte der Gesellschaft auch für Integration, Hilfsbereitschaft und Mitgefühl zur Verfügung stehen. Das leuchtet eigentlich jedem modernen Menschen ein. Aber jetzt finden Sie mal einen politischen Entscheidungsträger, der das sinnstiftend in Bern vorantreiben kann. Meine Vermutung: Selbst im besten Fall wird diese dezentrale Lösungsidee in irgendeinem Gremium zur Beschaffung der zentralen IT-Lösung verenden.
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Die würden sich sicher auch über ein Ausflügli am Wochenende freuen, oder wenn einer der 20 Paten für sie mal aufs Amt oder nur schon mal einkaufen geht.