Übersetzung
Dieser Text wurde von unseren Kolleginnen und Kollegen aus der Romandie geschrieben, wir haben ihn für euch übersetzt.
Am Montagabend erlebte Lausanne nach dem Tod des 17-jährigen Marvin bereits die zweite Nacht mit Ausschreitungen und brennenden Abfallcontainern. Dabei attackierten Randalierer zwei Mitglieder der watson-Redaktion und schlugen sie ins Gesicht.
Unsere Journalisten waren gerade mit einer Gruppe Jugendlicher im Gespräch, als die Situation eskalierte. Beide wurden ins Gesicht geschlagen.
Dieser Text wurde von unseren Kolleginnen und Kollegen aus der Romandie geschrieben, wir haben ihn für euch übersetzt.
Natürlich handelte es sich um eine isolierte Tat, verübt von einer kleinen Gruppe, die das Verhalten der übrigen anwesenden Jugendlichen wohl kaum widerspiegelt. Der beste Beweis? Unsere Journalisten konnten den Ort verlassen – benommen, aber heil –, dank eines «grossen Bruders aus dem Quartier».
Die watson-Mitarbeitenden waren nicht die einzigen Opfer der Gewalt. Einen Gemeinderat zusammenzuschlagen, Familien in Angst zu versetzen, Ordnungskräfte zu bedrohen, ein Buswartehäuschen oder ein Fahrzeug der Verkehrsbetriebe Lausanne (TL) anzuzünden – all das ist ebenso inakzeptabel.
Denn so nachvollziehbar Wut und Schmerz der Angehörigen des jungen Marvin auch sind, die Art und Weise, wie manche sie am Montagabend zum Ausdruck brachten, ist es weitaus weniger.
Was unsere zwei Journalisten erlebt haben, darf auf keinen Fall verharmlost werden. Diese Faustschläge sind das Symptom eines grösseren Problems. Seit Jahren wird unser Beruf von allen Seiten – bis hinein in die höchsten politischen Kreise – verunglimpft und in eine gefährliche wirtschaftliche Unsicherheit gedrängt.
Das schürt ein immer stärkeres Misstrauen – völlig unvereinbar mit dem Wesen unseres Berufs. In der Schweiz (und anderswo) sind Journalistinnen und Journalisten darauf angewiesen, zur Öffentlichkeit ein Vertrauensverhältnis aufzubauen, um ihre Arbeit in Ruhe und verlässlich leisten zu können.
Wir müssen über Ereignisse berichten können, ohne um unsere Sicherheit zu bangen. Ohne die Angst, im Moment oder später geschlagen, bedroht oder beschimpft zu werden. Andernfalls: Wie sollen wir den direkten Kontakt zu den Menschen suchen? Wie sollen wir zu jeder Tages- und Nachtzeit erzählen, was in ihrer Stadt oder ihrem Kanton geschieht? Wie sollen wir das Fehlverhalten der Mächtigen aufdecken?
In einem Land wie dem unseren, in dem das Volk so viel Macht hat, ist es wichtiger denn je, den «Wachhunden» der Demokratie Sorge zu tragen. Nur so schlagen sie im richtigen Moment Alarm.