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Die Bundesratswahlen 2025 sind ein Rückschritt für die Schweiz

Der neugewaehlte Bundesrat Martin Pfister, Mitte, vereidigt nach Wahl in den Bundesrat durch die Vereinigte Bundesversammlung vereidigt, am Mittwoch, 12. Maerz 2025 im Nationalratssaal in Bern. (KEYST ...
Der neue Bundesrat repräsentiert den Durchschnittsbundesrat.Bild: keystone
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Diese Wahl ist ein Rückschritt für die Schweiz

Martin Pfister beerbt Viola Amherd und wird neuer Bundesrat. Ein Mann mehr in einem Gremium, das überwiegend aus Männern besteht, obwohl es die ganze Schweiz repräsentieren sollte.
12.03.2025, 10:2912.03.2025, 20:32
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Der Bundesrat wird noch männlicher. Künftig wird das siebenköpfige Gremium aus fünf Männern und zwei Frauen bestehen. Zuletzt war das von 2006 bis 2007 mit Micheline Calmy-Rey und Doris Leuthard der Fall. Also vor 19 Jahren. Davor war Micheline Calmy-Rey sogar zwei Jahre die einzige Frau im Bundesrat.

Frauen sind in der Schweizer Politik im Vergleich zu Männern deutlich unterrepräsentiert. Sowohl im Bundesrat, als auch auf anderen politischen Ebenen. Mit der Wahl von Martin Pfister liegt die Frauenquote im Bundesrat neu nur noch bei rund 28 Prozent.

Gleich niedrige Frauenquote: Das offizielle Bundesratsfoto von 2007.
Gleich niedrige Frauenquote: Das offizielle Bundesratsfoto von 2007.Bild: BUNDESKANZLEI

Auch das Parlament ist bei den letzten Wahlen männlicher geworden. 2019 erreichte der Frauenanteil im Nationalrat den bisher höchsten Wert mit 42 Prozent. Nach den Wahlen 2023 sank dieser auf nur 38,5 Prozent.

Das schlechte Abschneiden der Schweiz beim Glass-Ceiling-Index des britischen Wirtschaftsmagazins «The Economist», der die Arbeitsbedingungen für Frauen in 29 der 38 OECD-Länder vergleicht, erstaunt daher nicht. Fehlen die Frauen in der Politik, fehlen auch ihre Fürsprecherinnen bei Gleichstellungsthemen.

Ein Blick auf die Entwicklung des Glass-Ceiling-Index seit 2016 zeigt, in den letzten neun Jahren hat sich in der Schweiz in Sachen Gleichstellung der Frau in der Arbeitswelt nicht viel getan. Seit 2013 befindet sich die Schweiz auf dem 26. Rang. Nur Japan, Südkorea und die Türkei stehen noch schlechter da.

Aber nicht nur beim Geschlecht fehlt es im Bundesrat an Diversität, sondern auch hinsichtlich des Alters. Die aktuellen Mitglieder sind zwischen 57 und 65 Jahre alt. Martin Pfister passt mit 61 Jahren perfekt in diese Altersgruppe. Dabei belegen zahlreiche Studien den Erfolg von diversen Teams. Den Unterschied machen unterschiedliche Perspektiven und Herangehensweisen.

Bundespraesidentin Karin Keller-Sutter, sowie die Bundesraete Guy Parmelin, Ignazio Cassis, Albert Roesti, Elisabeth Baume-Schneider, Beat Jans, der neugewaehlte Martin Pfister und Bundeskanzler Vikto ...
Die neue Bundesratszusammensetzung: Das Durchschnittsalter beträgt 61 Jahre.Bild: keystone

Das Ziel einer demokratischen Gesellschaft sollte es sein, dass die politische Macht die Vielfalt und das Geschlecht der Bevölkerung widerspiegelt. Ist die Hälfte der Bevölkerung nicht angemessen in der Landesregierung vertreten, läuft etwas schief.

Das Parlament beweist vier Tage nach dem Weltfrauentag allen jungen Frauen in der Schweiz, dass es in unserem Land noch lange keine Gleichstellung gibt. Denn nach der Wahl von Martin Pfister ist eines klar: Das durchschnittliche Bundesratsmitglied in der Schweiz ist rund 60 Jahre alt, männlich und konservativ.

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Wahl des Nachfolgers von Viola Amherd
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Wahl des Nachfolgers von Viola Amherd
Der neu gewählte Bundesrat Martin Pfister nimmt Gratulationen entgegen.
quelle: keystone / marcel bieri
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437 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Hirngespinst
12.03.2025 10:44registriert August 2019
Alle Frauen haben abgesagt. Was hat man also erwartet in punkto Geschlechterverhältnis?
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Garp
12.03.2025 10:44registriert August 2018
Man kann ja keine Frau zwingen sich als Kandidatin zu melden. Vielleicht lag es auch daran, dass das VBS übernommen werden muss, zumindest ist das anzunehmen.
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elanrix
12.03.2025 10:42registriert Oktober 2015
Netter Bericht. Wenn ich Glass-Ceiling-Index lese, denke ich bei den Bundesratswahlen daran, dass die Mitte Frauen es nicht schafften, eine Kandidatin zu stellen. Ist es vielleicht der fehlende Mut?
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