Die Menschen haben ein ambivalentes Verhältnis zu den Medien. Man lästert gerne und oft darüber. Journalistinnen und Journalisten gehören im Index der angesehensten Berufe zu den Schlusslichtern. Auf ihr Informationsangebot will man dennoch nicht verzichten, besonders in Zeiten, in denen alles drunter und drüber geht (Corona, Trump, Ukraine).
Die Finanzierung dieses Angebots steht auf einem wackeligen Fundament, seit die einst üppigen Werbeeinnahmen weggebrochen sind und die Jungen sich kaum noch über «klassische» Kanäle informieren. Weshalb Bundesrat und Parlament ein Paket zur Medienförderung schnürten, das nun beim Stimmvolk ziemlich klar durchgefallen ist.
Das Medienpaket war keine Glanzleistung. Es wirkte überladen und wichtige Punkte waren unklar formuliert. Deshalb konnten die Gegner behaupten, 70 Prozent der bis zu 151 Millionen Franken pro Jahr wären an die grossen Verlage gegangen. Ein blutleere Ja-Kampagne auch von Bundesrätin Simonetta Sommaruga trug zur Niederlage bei.
Es ist dennoch ein starkes Stück, wenn der Vize-Chefredaktor des «SonntagsBlick» auf die «schlechteste Kampagne aller Zeiten» einprügelt und eigene Fehlleistungen grosszügig ausblendet. Gemeint ist das peinliche Video, in dem Ringier-CEO Marc Walder erklärte, die mediale Berichterstattung in der Coronakrise solle «die Regierungen» unterstützen.
Mit seiner Bemerkung, er wäre «froh, wenn dies in diesem Kreis bleibt», erweckte Walder den Eindruck, es gebe eine «Verschwörung» zwischen Staat und Medien. Es erstaunt nicht, dass sich die Lust in Grenzen hielt, ihnen zusätzliches Geld aus der Bundeskasse zukommen zu lassen. Das gilt auch für das Gebaren eines anderen Grossverlags.
Die TX Group, die Muttergesellschaft von Tamedia, will für das Geschäftsjahr 2021 eine Dividende auszahlen, obwohl sie Geld aus dem Corona-Hilfspaket des Bundes erhalten hat. Das Bundesamt für Kommunikation (BAKOM) hat ein Verfahren eröffnet, denn Bezüger solcher Bundesgelder unterliegen einem «Dividenden-Verbot» für die Jahre 2020 und 2021.
Das Unternehmen versucht sich mit dem Argument herauszureden, Tamedia mit «Tages-Anzeiger» und Co. sei ein eigenständiger Bereich innerhalb der Holding. Ob das BAKOM dies «schlucken» wird, ist fraglich. Tatsache ist, dass die TX Group dank dem Geschäft mit Online-Plattformen regelmässig ansehnliche Gewinne erzielt.
Dennoch weibelte VR-Präsident Pietro Supino eifrig für das Medienpaket, genau wie die Ringier-Konzernleitung. Angesichts dieser Arroganz der «Grossen» darf man sich über den Backlash durch das Stimmvolk nicht wundern. Es wäre besser gewesen, kleine Regionalzeitungen hervorzuheben, doch das geschah zu spät und zu zaghaft.
Watson wird es – sorry, liebe Hater – überleben. Wir hätten bestenfalls einen symbolischen Betrag aus dem Paket erhalten, wenn überhaupt. Schwierig werden aber könnte es für einen anderen «Medienriesen», der von der Vorlage gar nicht betroffen war: die SRG. Sie hat vor vier Jahren mit dem satten Nein zur «No Billag»-Initiative einen Vertrauensbeweis erzielt.
Seither aber gibt sie sich alle Mühe, den Goodwill zu verzocken. Mit ihrer Online-Offensive provoziert sie die privaten Anbieter. Gleichzeitig spart sie beim linearen Radio- und Fernsehprogramm und vergrault damit ihr treuestes Publikum. Und was soll man davon halten, dass die Chefetage statt hoher Boni einfach einen höheren Fixlohn erhält?
Die SVP dürfte kaum zögern, ihre angedrohte Volksinitiative für eine Halbierung der Serafe-Gebühren zu lancieren. Sie hat ein grösseres Erfolgspotenzial als die radikale «No Billag»-Initiative. Auch die Privaten könnten den SRG-Kuchen ins Visier nehmen. Denn die Frage, wie das Informationsangebot finanziert werden soll, wird nicht verschwinden.
Liebe Journis: Warum lasst ihr euch für Publireportagen, "Hartz4"-Content, unkritische Berichterstattung ohne Tiefgang und Klickb@it-News benutzen, statt anzuwenden, was ihr mal gelernt habt? In die Ausbildung von euch, müsste man dringend mehr investieren, da bin ich voll bei euch.