Nach einer Woche hohem ESC-Fieber macht sich nun in Basel ein weiteres (fast) medizinisches Phänomen breit: PED. Die Symptome von PED sind plötzliche Niedergeschlagenheit, innere Leere und spontane Tränen, wenn irgendwo ein ESC-Song gespielt wird. PED steht für «Post Eurovision Depression» und beschreibt den mentalen Zustand, der eintritt, sobald der Eurovision vorbei ist.
Natürlich ist dies nicht wirklich ein medizinisches Leiden, welches eine Ärztin oder ein Arzt diagnostizieren könnte. Weniger real wird es dadurch aber nicht. Denn PED ist tatsächlich sehr verbreitet bei allen, die in dieser Riesenkiste namens ESC involviert sind und waren: bei Künstlerinnen und Künstlern, Delegationen, Freiwilligen und Fans. Monatelang wurde auf diese Woche in Basel hingearbeitet und nun soll alles vorbei sein? Erschöpft von der Arbeitslast, glücklich, dass alles geklappt hat, aber eben vor allem traurig, dass das Riesenprojekt Eurovision in Basel nun abgeschlossen ist. Ähnliche Gefühle erleben auch Hochzeitspaare, sobald der grosse Tag vorbei ist, oder Festivalcrews. Oft fällt man danach in ein Projektloch.
Und die PED nach Basel grassiert so richtig stark. Das hat vor allem damit zu tun, dass Basel als Austragungsort einen (fast) lückenlos grossartigen Job gemacht hat. In der Innenstadt war der Eurovision Song Contest an jeder Ecke spürbar. Tausende ESC-Fahnen wurden aufgehängt, um sorgfältig die sogenannte Eurovision Street, eine Erlebnismeile, auszuschildern, die die beiden Basler Bahnhöfe verband. Die Bars, Cafés und Läden entlang der Route schilderten ihre Schaufenster und Menü-Karten fast ausnahmslos mit «Friends of Eurovision»-Postern und Aufklebefolien aus.
Das ESC-Fieber war omnipräsent, man spürte Freude und Lust und hat sich dafür richtig ins Zeug gelegt. An mehreren Orten in der Stadt gab es Mini-Bühnen für Strassenmusikerinnen und -musiker, die das Rampenlicht auch auf weniger bekannte Acts richteten.
Einer der Haupttreffpunkte für Eurovision-Fans war das EuroVillage. Zum ersten Mal fand dies indoor statt, in der Basler Messe. Von anderen Städten kennt man das EuroVillage als Outdoor-Gelände, das mehr an ein Festival erinnert. Das war extrem schade. Das Wetter in der ESC-Woche war traumhaft, sonnig und zwischen 20 und 24 Grad. Dadurch war das EuroVillage tagsdurch oft wenig frequentiert. Als Outdoor-Gelände hätte das EuroVillage zu einer beliebten Begegnungszone werden können, wo man das Wetter geniesst, sich umschaut, etwas isst und ab und an ein Konzert miterleben kann. Indoor kam kein Festival-Feeling auf. Die überdachte Location wurde dann besonders abends rege genutzt, natürlich vor allem an Liveshow-Tagen, wo im Village ein grosses Public Viewing stattfand.
Rund 700 Freiwillige haben an allen Fronten mitgeholfen, damit der ESC in Basel ein Erfolg wird. An Garderoben, bei Kontrollpunkten, beim Catering und an Info-Points. Was wirklich beeindruckt hat, ist die Motivation der Helfenden bis zum Schluss. Auch am letzten Tag des ESCs hatten die Volunteers ein Lächeln für die Besuchenden übrig und wünschten trotz Müdigkeit, die ihnen ins Gesicht geschrieben stand, bis zuletzt «Viel Spass», «En schöne Abig!» oder «Guets Heicho». Gerade, weil oft diese Jobs weit weg vom Glamour in der Halle sind, verdient die Leistung der Helfenden grosse Anerkennung. Man spürte, dass sie ihren Beitrag zu einem tollen Event leisten und Teil des Ganzen sein wollten.
Auch die Polizei und die Sicherheitskräfte haben zu einem friedlichen Event beigetragen. Die Polizei war in der ganzen Stadt extrem präsent, patrouillierte ständig in kleinen Gruppen, teils auch schwer bewaffnet. Trotzdem war die Lage nie angespannt, wie dies beispielsweise in Malmö im Vorjahr der Fall gewesen ist. Kundgebungen wurden frühzeitig mit Dialogteams begleitet und man liess sie gewähren trotz fehlender Bewilligung.
Die Stimmung in der Stadt war dank all dieser Anstrengungen extrem gut. Über 300’000 Personen haben Basel während des ESCs besucht, das hat die Stadt gestern mitgeteilt. Mit dem Schaufenster, das Basel nun geboten hat, dürften es den ein oder anderen bald an den Rhein ziehen.
Man konnte dem ESC auch gut aus dem Weg gehen, wenn man damit nicht zu tun habe wollte.
Details wie Pfeile am Boden beim SBB, mehrsprachige Durchsagen in Tram oder gut sichtbare Helfer:innen waren echt nice. Als in Basel lebende Person habe ich es sehr genossen🥰
Und die Moderatorinnen haben einen exzellenten Job gemacht, Frau Brugger hat positiv überrascht.