Der Detailhandel in der Schweiz entwickelt sich prächtig. Das zeigen neueste Daten des Bundesamts für Statistik. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Im Juni sind die Verkäufe im Schweizer Detailhandel bereinigt um Verkaufs- und Feiertagseffekte im Vergleich zum Vorjahresmonat um 1.1 Prozent gestiegen. Ohne Tankstellen resultierte sogar ein Plus von nominal 2.4 Prozent.
Werden die Verkäufe an den darbenden Tankstellen nicht berücksichtigt, war der Juni der beste Monat seit fünf Jahren. Im Mai war der Umsatz sogar so hoch wie nie zuvor seit Beginn der Datenerhebung im Jahr 2000.
Einerseits werden bereits seit Februar Verkäufe von Nahrungsmitteln, Getränken und Tabakwaren verzeichnet, die weit über dem langjährigen Durchschnitt liegen. Bei der Heimelektronik waren der Mai und Juni nach Umsatz die stärksten Monate überhaupt, die besten Umsätze seit über fünf Jahren wurden auch bei Kleidern, Haushaltsgeräten und Einrichtungs- und Heimwerkerbedarf registriert.
Diese Entwicklung bestätigt Coop: Die Nachfrage im Bereich Garten und Heimwerker sei «sehr hoch», bei Heimelektronik werde ein Wachstum verzeichnet, sagt eine Sprecherin. Nach der Aufhebung des Lockdowns habe man starken Nachholbedarf verzeichnet, der sich nun auf hohem Niveau stabilisiere.
Die grossen Einkaufszentren verbuchten nach der Aufhebung des Lockdowns Rekordverkäufe (wir berichteten). Vor allem Kleider und Möbel sind in den stationären Läden gefragt. Teils konnten die Läden einen Monatsumsatz, den sie wärend der behördlich verordneten Schliessungen verloren, wieder gutmachen.
Eine Sprecherin von Coop sagt: «In den letzten Wochen sind unsere Läden sehr gut besucht, was mitunter auf die vielen Schweizer zurückzuführen ist, die ihre Ferien dieses Jahr in der Heimat verbringen.»
Wie die Zahlen des Bundes zeigen, legte auch der Internet- und Versandhandel zuletzt stark zu. Gegenüber den Vorjahresmonaten betrugen die Umsatzzuwächse im Mai und Juni real über 20 respektive fast 15 Prozent.
Im ersten Halbjahr legte der Schweizer Onlinehandel um über 35 Prozent zu, berechnete das Beratungsunternehmen Carpathia. «Viele Händler sprechen nach wie vor von Nachfrage und Transaktionsvolumen wie im Weihnachtsgeschäft», heisst es in der Analyse.
Die Verkäufe von Sportausrüstung und Spielwaren haben sich zuletzt zwar wieder etwas erholt, liegen aber weiterhin unter dem Durchschnitt der letzten Monate. Am härtesten litten aber die Treibstoffverkäufe an den Tankstellen.
Im Juni betrag das Minus im Vergleich zum Vorjahresmonat real über 10 Prozent, im Mai waren es gar 20 Prozent. Das dürfte daran liegen, dass weiterhin deutlich weniger Auto gefahren wurde als in den Monaten zuvor – etwa wegen verstärktem Homeoffice oder ausbleibenden Ferienreisen.
Trotz der Rekordzahlen sind die Aussichten durchzogen. Bei der Migros heisst es lediglich, man sei «mit dem aktuellen Geschäftsverlauf zufrieden». Coop will wegen «stetig ändernden Bedingungen» keine Prognose wagen. Ein Branchenkenner sagt, gerade im Lebensmittelbereich habe die Branche davon profitiert, dass die Grenzen bis Mitte Juni geschlossen waren.
Der Einkaufstourismus drückte dementsprechend nicht auf die Umsätze. Das hat sich mittlerweile wieder geändert. Zudem leiden gerade Schmuck- und Uhrenläden und Warenhäuser unter dem Ausbleiben der ausländischen Touristen. Diese kaufen häufig teure Marken ein und lassen mehr Geld in den Läden liegen.
In den Kantonen Genf und Jura ist das Tragen einer Maske in den Geschäften bereits Pflicht. Wie ein Branchenkenner sagt, werde diese gut eingehalten. Es gebe kaum Konflikte. Unter einer Maskenpflicht würden Umsätze in Lebensmittelläden kaum leiden.
Wenig förderlich wäre sie allerdings für Kleiderläden, Schmuck- und Uhrenläden oder Warenhäuser. Dort ist das Stöbern und weniger zielgerichtete Shoppen wichtiger. Eine Maskenpflicht könnte dazu führen, dass die Kunden das Einkaufserlebnis als deutlich weniger angenehm empfinden.
Eine Umfrage dieser Zeitung hat gezeigt, dass die Läden in den grossen Bahnhöfen weiterhin deutlich schlechtere Verkäufe verzeichnen. Dasselbe gilt für jene am Flughafen Zürich. Nach wie vor sind viel weniger Pendler und Flugreisende unterwegs. (aargauerzeitung.ch)