Ende Juni gab der Bund die Verantwortung der Corona-Massnahmen zurück an die Kantone. Einige verschärften daraufhin die Regeln.
Der Jura und die Waadt dehnten die Maskenpflicht – die sonst nur im ÖV gilt – aus. So muss im Jura jeder ab 12 Jahren seit dem 6. Juli in Einkaufsgeschäften eine Maske tragen. Die Regelung gilt vorerst für zwei Monate. In der Waadt herrscht seit dem 8. Juli eine Maskentragepflicht in Geschäften, in welchen sich mehr als zehn Personen gleichzeitig aufhalten.
Auch der Kanton Genf zog am 28. Juli mit einer ausgedehnten Maskenpflicht nach. Für eine Analyse im Kanton mit den aktuell meisten Fällen pro Einwohnern ist es aber noch zu früh.
Das BAG empfahl an der Medienkonferenz am 30. Juli den Kantonen «einheitliche und widerspruchsfreie Verhaltensregeln». Dabei schlug das BAG den Kantonen eine Maskenpflicht auch in Geschäften oder sogar in allen öffentlich zugänglichen Räumen vor. Bisher hat kein Kanton darauf reagiert.
Wir haben im Jura und der Waadt nachgefragt, was die ausgedehnte Maskenpflicht brachte.
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In der Waadt muss man in Geschäften, in denen sich mindestens zehn Personen gleichzeitig aufhalten, seit dem 8. Juli eine Maske tragen.
Blicken wir erst auf die täglich neuen Fälle im Kanton seit dem 1. Juni:
Es gab zwar einen Anstieg nach den grossen Lockerungen. Seit dem 8. Juli liegen die Neuinfektionen aber meist konstant zwischen 10 und 20. Auf Anfrage teilt Eric Masserey, der stellvertretende Kantonsarzt der Waadt, mit: «Wie überall in der Schweiz stellten wir Ende Juni eine Zunahme der Fälle fest. Dieser Anstieg hing womöglich mit der Nicht-Einhaltung individueller Schutzmassnahmen zusammen. Damit die Zahlen auf vernünftigem Niveau bleiben und um sicherzustellen, dass die Vorschriften und soziale Distanz in geschlossenen Räumen strikt eingehalten werden, führte die Waadt die Maskenpflicht ein.»
Die Maskenpflicht soll also auch das Bewusstsein schärfen. Mit der Massnahme ist man im einwohnermässig drittgrössten Kanton der Schweiz bisher zufrieden, wie Masserey sagt: «Bei der Analyse der Übertragungsketten stellen wir fest, dass diese nicht in Verbindung mit Geschäften oder dem Öffentlichen Verkehr stehen. Darum kann die ausgeweitete Maskenpflicht ein wichtiger Teil gegen die Übertragung des Virus sein.»
Auch im Jura ist man mit den ergriffenen Massnahmen zufrieden. Seit dem 6. Juli gilt dort Maskenpflicht in Geschäften. Schauen wir auch hier erst auf die Anzahl neuer Fälle seit dem 1. Juni:
Es zeigt sich, dass der Kanton Anfang Juli einen kleinen Höhepunkt mit maximal acht neuen Fällen an einem Tag erreichte. Seit zwei Wochen kam nur noch ein bestätigter Fall am 28. Juli dazu.
Die Gesundheitsbehörde des Kantons erklärte darum in einer Medienmitteilung am gleichen Tag, dass die Massnahmen Früchte tragen: «Alle vom Kanton Jura ergriffenen Massnahmen – obligatorisches Tragen von Masken in allen Geschäften, Quarantäne und Isolierung verdächtiger und kranker Personen – scheinen sich also positiv auszuwirken.» Eine Aussage speziell auf die Maskenpflicht lässt sich Patricia Berdat, Mediensprecherin des Kantons, auf Anfrage nicht entlocken. Sie verweist auf die Medienmitteilung.
Mit rund 75'000 Einwohnern gehört der Jura zu den kleinsten Kantonen der Schweiz und liegt im Gegensatz zur Waadt auch ziemlich abgelegen, was die tiefen Zahlen begünstigt.
In beiden Kantonen kann gesagt werden: Die ausgeweitete Maskenpflicht ist sicherlich nicht der einzige Grund für die tiefen Zahlen, trägt aber mit grosser Wahrscheinlichkeit ihren Teil dazu bei. Wie sich die Lage in den beiden Kantonen ohne ausgeweitete Maskenpflicht entwickelt hätte, lässt sich aber so nicht sagen.
Korrelation, Kausalität oder doch eher Kaffeesatzleserei?
Erstens: Wie kann man das Nutzen der Massnahme bewerten ohne Vergleichsgrösse? Wenn einer der anderen 24 Kantone ohne Maskenpflicht einen ähnlichen Verlauf zeigt, sagt die Kurve wenig aus.
Zweitens: Wenn die Zahlen schon nichts hindeuten, dann sollte man kein Fazit à la "trägt aber mit grosser Wahrscheinlichkeit ihren Teil dazu bei" machen. Für was werden die Zahlen überhaupt angeschaut. Von was wird diese These unterstützt? Glauben. Sorry aber das ist keine wissenschaftliche Analyse.