Schweiz
Landwirtschaft

Bauernverband über Proteste: «Haben die gleichen Probleme»

Bauernverband über Proteste in Deutschland und Frankreich: «Haben die gleichen Probleme»

30.01.2024, 15:42
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Seit mehreren Monaten wächst auch in der Schweizer Landwirtschaft die Unzufriedenheit. «Wir haben die gleichen Probleme wie Deutschland und Frankreich», sagte der Vizepräsident des Schweizerischen Bauernverbands (SBV), Francis Egger, der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Auch Bauernproteste seien möglich, aber in der Schweiz nicht zielführend.

Francis Egger, Vizedirektor des Bauernverbands, posiert am Dienstag, 30. Januar 2024 in Bern. (KEYSTONE/Anthony Anex)
Francis Egger, Vizepräsident des Schweizerischen Bauernverbands (SBV). Bild: keystone

«Die Einkommen sind zu tief und wir haben eine administrative Überbelastung des Agrarsektors», sagte Egger. Das Ergebnis sei eine «Orientierungslosigkeit». Es werde zwar immer mehr gemacht, aber auch immer mehr kritisiert.

Am dringendsten für die Schweizer Landwirtschaft sei eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation, so der SBV-Vizepräsident. «Wir arbeiten im Durchschnitt für 17 Franken pro Stunde». Vor allem jungen Menschen müsse eine Zukunftsperspektive gegeben werden.

Farmers share a quick lunch as they block a highway Tuesday, Jan. 30, 2024 in Jossigny, east of Paris. With protesting farmers camped out at barricades around Paris, France's government hoped to  ...
Französische Bauern auf einer Strasse östlich von Paris.Bild: keystone

Die gesamte Branche sei vom Preisdruck betroffen, so Egger weiter. «Man kann sich die Frage stellen, ob die Grossverteiler oder die Konsumenten dafür verantwortlich sind. Wir befinden uns in einer Situation, in welcher der Kauf von Produkten mit Gütesiegel zurückgeht, um Billigprodukte zu niedrigen Preisen zu bekommen».

Der Markt müsse mit Preisen funktionieren, die die Produktionskosten decken. Der Bundesrat sieht im Rahmenkredit 2026-29 für die Landwirtschaft eine Kürzung um 347 Millionen Franken vor. Das sei vor dem Hintergrund steigender Anforderungen für den SBV nicht akzeptabel.

Bauernproteste auch in der Schweiz möglich

Die Agrarpolitik sei komplexer geworden und erreiche nun eine Grenze, hiess es weiter. Auch in der Schweiz bestehe die Gefahr, dass Bauern mit ihren Traktoren Strassen blockieren, sagte der Freiburger. «Das wollen wir nicht in der Schweiz. Hier muss das Gesetz respektiert werden».

Laut Egger braucht die Landwirtschaft jetzt ein Signal aus Politik und Gesellschaft, das zeigt, dass es Einkommensverbesserungen und Vereinfachungen in der Verwaltung geben wird. (dab/sda)

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16 Kommentare
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El_Chorche
30.01.2024 16:11registriert März 2021
Ja ok, die Bauern sind in der Schweizer Politik schon extrem untervertreten... niemand hört auf sie... niemand vertritt sie im Parlament... kein Wunder wollen sie sich endlich Gehör verschaffen!

Das würde ich schreiben, wenn heute Gegenteiltag wäre.
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Güzmo
30.01.2024 16:25registriert Juli 2019
Ja lieber Bauernverband ihr fühlt euch nicht geschätzt und alle anderen sind schuld - wie immer. Entweder der Kunde oder der Grosskunde ist Schuld aber sicher nicht die Branche oder der Verband selbst...

Eine erste Idee von meiner Seite wäre die, dass man keine politischen Allianzen mit dem Arbeitgeberverband gegen die Arbeitnehmer eingeht, wenn man auf die Solidarität aus der Bevölkerung angewiesen ist.
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Schlaf
30.01.2024 16:15registriert Oktober 2019
Ich kann die subventionierten Bauern nicht mehr hören!
Es sollten mal die Subventionen gestrichen werden und sie sollten wie normale Arbeiter behandelt werden, denn das sind sie!

Weil sie Nahrung herstellen, haben sie das Gefühl, sie stehen über allem.
Was mit den Böden und dem Wasser gemacht wird, interessiert die Subventionierten nicht die Bohne!
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