An der offiziellen Eröffnung des Filmfestivals von Locarno hielt Bundespräsident Alain Berset am Mittwochabend zum Scherz eine Schluss- statt eine Eröffnungsrede. Für den langjährigen Präsidenten Marco Solari ist die 76. Ausgabe die letzte unter seiner Führung.
Mit dem Hinweis, es würden meist Klischees wie Risotto, Leoparden, Palmen bedient, lobte Berset die Filmauswahl des künstlerischen Direktors Giona A. Nazzaro. Die Werke stammten von allen Kontinenten, die «Cuvée 2023» sei aussergewöhnlich.
Er sei gleichzeitig traurig und glücklich, fuhr Berset fort. Traurig, da der Welt in diesem Jahr grosse Filmschaffende wie Luc Godard und Alain Tanner verloren gegangen seien. Und glücklich darüber, dass das Kino nach der Pandemie wieder «Fahrt» aufgenommen hat, wie der Bundespräsident sagte.
Der Kulturminister hat am Mittwochabend zum letzten Mal das Filmfestival Locarno eröffnet. Mitte Juni hat der 51-Jährige seinen Rücktritt angekündigt. Berset ist seit 2012 Bundesrat. Er verabschiedete sich von der Tessiner Filmstadt mit den Worten «Arivederci Locarno, arrivederci Ticino e viva il cinema!»
Auch für den Präsidenten Marco Solari ist es das letzte Filmfestival. Der umtriebige 78-Jährige ist seit dem Jahr 2000 Präsident des renommiertesten Filmfestivals der Schweiz. Am 24. Juli hat der Verwaltungsrat des Festivals die 67-jährige Kunstsammlerin und Gründerin der Stiftung Luma, Maja Hoffmann, zur Nachfolgerin ernannt. Hoffmann wird die erste Frau an der Spitze des Filmfestivals Locarno sein.
Nach der Ansprache von Bundespräsident Berset folgte der erste Filmabend auf der Piazza Grande. Gemäss Ankündigung des Festivals wird der britische Schauspieler Riz Ahmed, der einen Hauptpreis des Festivals hätte entgegennehmen sollen, wegen der andauernden Streiks in Hollywood nicht anwesend sein.
Der schweizerisch-portugiesische Regisseur Basil Da Cunha ist der einzige helvetische Filmemacher im internationalen Wettbewerb um den Goldenen Leoparden. 17 Filme sind im Rennen um den begehrten Preis. Präsidiert wird die diesjährige Jury vom französischen Schauspieler Lambert Wilson.
Mit seinem dritten Spielfilm setzt Da Cunha seine Erkundungen in einem kreolischen Viertel in Lissabon fort. «Manga D'Terra» markiert seine Rückkehr in den Wettbewerb, vier Jahre nach seinem Werk «O fim do mundo».
Das Filmfestival Locarno dauert vom 2. bis 12. August. (sda)