Luke Mockridge sieht sich bei seiner kurzfristig angesagten Tournee mit viel Kritik konfrontiert – und das, obwohl das Verfahren gegen ihn eingestellt wurde. Sein Beispiel zeigt auf, wie schwierig es für beschuldigte Männer sein kann, den Weg zurück in die Öffentlichkeit zu finden. Den folgenden Männern ging es ähnlich.
Luke Mockridges Ex-Freundin Ines Anioli schilderte in ihrem Podcast eine Situation, bei welcher es fast zu einer Vergewaltigung gekommen wäre. Obwohl der Name des Komikers nicht explizit genannt wurde, war schnell klar, dass Mockridge damit gemeint war. Zwei Jahre später äusserten sich in den sozialen Medien weitere Frauen und schilderten, wie sie Mockridge belästigt haben soll.
«Der Spiegel» veröffentlichte letzten Herbst einen Artikel, in dem zehn Frauen von ihren Begegnungen mit dem deutschen Komiker berichten – deswegen läuft in Deutschland gerade ein Rechtsstreit. Der Prozess zwischen Anioli und Mockridge wurde eingestellt, weil es zu wenig Beweise gab. Nachdem er sich in einem Video zu den «Spiegel»-Vorwürfen äusserte und diese bestritt, sagte er diverse Shows ab.
Jetzt ist der 29-Jährige mit «A Way Back to Luckyland» wieder unterwegs auf seiner dritten Live-Tour und erntet viel Widerstand.
Bei seinem Auftritt in Berlin gab es Proteste. Auch hierzulande möchte man verhindern, dass Mockridge am 29. Mai im Hallenstadion auftritt. Die Juso Zürich hat eigens zu diesem Zweck eine Petition gestartet. Der Direktor des Hallenstadions, Philipp Musshafen, verteidigt den Auftritt gegenüber «20 Minuten»: «Luke Mockridge ist ein freier deutscher Bürger, gegen welchen unseres Wissens keine Anklagen vorliegen.»
Kevin Spacey soll mehrere Männer – darunter auch Minderjährige – sexuell belästigt haben. Der Erste, der sich äusserte, war 2017 Schauspieler Anthony Rapp: Kevin Spacey soll dem gerade mal 14-jährigen Anthony Rapp in den 90ern sexuelle Avancen gemacht haben. Seither gab es zahlreiche weitere Betroffene, die erzählten, dass Spacey sie sexuell belästigt haben soll. Unter ihnen sind auch acht ehemalige oder aktuelle Mitarbeiter der Serie «House of Cards» und fast zwei Dutzend Menschen, die mit ihm am London Old Vic Theatre zusammengearbeitet haben.
Seit dem Bekanntwerden der Anschuldigungen im Rahmen der #MeToo-Debatte 2017 wurde es ruhig um den Schauspieler. Er verlor seine Hauptrolle in der Netflix-Serie «House of Cards» und auch aus dem Film «Alles Geld der Welt» wurde er gestrichen. Weil er mit seinem Verhalten am Set den Vertrag mit Netflix verletzte, wurde er zu einer Strafzahlung in Höhe von rund 31 Millionen Dollar verurteilt.
Mit dem historischen Film 1242 kommt der in Ungnade gefallene Schauspieler zurück nach Hollywood für seine erste grössere Rolle nach 2017 – die Dreharbeiten dazu sollen in diesem Oktober beginnen. Auch wenn die Verfahren in der Vergangenheit eingestellt wurden, weil beispielsweise der Kläger starb oder Beweismaterial fehlte, ist Spacey weiterhin mit rechtlichen Konsequenzen konfrontiert. Wie die britische Staatsanwaltschaft am Donnerstag mitteilte, wird Spacey von drei Männern angeklagt, die ihm vier Fälle von sexuellem Übergriff zwischen 2005 und 2013 vorwerfen.
Die Schauspiel-Ikone Johnny Depp befindet sich zurzeit in einem Rechtsstreit mit seiner Ex-Frau Amber Heard. Seit dem Beginn des Prozesses erhalten die Verhandlungen enorm viel Medienaufmerksamkeit – aus den USA werden sie per Livestream in die ganze Welt übertragen. Verhandelt wird, ob Heard mit einem Artikel für die «Washington Post» eine Verleumdungskampagne gegen Depp startete oder schlicht die Wahrheit schrieb.
Depp verlor nämlich seine Rollen in «Fluch der Karibik» und «Phantastische Tierwesen» und fordert deshalb 50 Millionen Dollar Schadensersatz. Heard erhob daraufhin 2020 Widerklage, weil sie der Meinung ist, Depp habe ihre Verleumdungskampagne gegen ihn erfunden.
Trotz Rosenkrieg hat Depp nun jedoch eine neue Rolle im Film «Jeanne Du Barry» ergattert – darin soll er König Ludwig XV spielen. Die Idee für den Streifen soll am Filmfestival in Cannes vorgestellt werden und man hofft, Investoren dafür zu finden.
Der amerikanische Komiker Louis CK wurde von fünf verschiedenen Frauen beschuldigt, sie sexuell belästigt zu haben. So habe er beispielsweise zwei Komikerinnen auf sein Hotelzimmer eingeladen und, noch bevor diese ihre Wintermäntel ausziehen konnten, gefragt, ob er nun seinen Penis auspacken dürfe. Er habe sich ausgezogen und begonnen, vor den beiden Frauen zu masturbieren. Die anderen Frauen berichten von ähnlichen Vorfällen, beispielsweise im Büro.
In einem Statement, das die «New York Times» veröffentlichte, gab Louis CK die Vorwürfe zu und sagte, er habe lange gedacht, dieses Verhalten sei in Ordnung. Er bat alle, mit denen er jemals zusammenarbeitete, um Verzeihung und kündigte daraufhin an, sich aus der Comedy-Branche zurückzuziehen. HBO und Netflix strichen seine Auftritte und Sendungen und sein Film «I love you Daddy» wurde ebenfalls gecancelt.
Zwei Jahre später begann das Comedy-Schwergewicht 2019 wieder mit seinen Stand-ups – unter anderem in Basel, wie watson berichtete.
Dem Hollywood-Star Morgan Freeman werfen acht Frauen vor, sie sexuell belästigt zu haben. Diese Übergriffe sollen etwa an Filmsets oder bei der Arbeit in seiner Produktionsfirma geschehen sein. Der US-Sender CNN recherchierte während Monaten zu den Anschuldigungen und fand beispielsweise in Gesprächen mit der Produktionsassistentin heraus, dass Freeman immer mal wieder anzügliche Kommentare fallen liess oder Gesten gemacht habe. Er habe auch versucht, ihren Rock zu heben und gefragt, ob sie Unterwäsche trage.
Der mittlerweile fast 85-Jährige liess verlauten, er habe niemanden absichtlich verletzten oder ein unbehagliches Gefühl vermitteln wollen und entschuldige sich bei allen, die sich von ihm nicht respektiert fühlten.
Weitere Konsequenzen trug der Schauspieler jedoch nicht davon. Gerade erst sagte er in einer Talkshow, er würde noch lange nicht in Rente gehen und sein Bestes geben, um weiterzumachen. Er engagiert sich als Produzent für Independent-Filme und steht auch noch vor der Kamera – zuletzt für den Komödienkrimi «The Minute You Wake Up Dead».
Der ehemalige Chefredaktor der Bildzeitung wurde aus seiner Funktion entlassen, nachdem die Anschuldigungen gegen ihn immer lauter wurden: Machtmissbrauch, Aufstiegschancen gegen Sex, anzügliche Kommentare gegenüber seinen Angestellten. Die Axel Springer Gruppe leitete schliesslich interne Untersuchungen ein. Doch bereits nach wenigen Wochen kehrte Reichelt an seinen Arbeitsplatz zurück. Erst als er die Beziehung zu einer jungen Mitarbeiterin weiterhin pflegte, entliess ihn der Verlag im letzten Oktober.
Weil der «Spiegel» als erstes Magazin darüber berichtete und statt Reichelt, direkt die «Bild»-Pressestelle für eine Stellungnahme anfragte, gewann Reichelt vor Gericht gegen das Magazin. Dieses musste den Artikel vorläufig von der Seite nehmen.
Bis heute behauptet Julian Reichelt, sein Rausschmiss sei «falsch» gewesen. Er sieht sich selbst als Opfer, das eine «extrem bittere Erfahrung» machen musste. Vor nicht allzu langer Zeit war der gefallene Meinungsmacher auf dem österreichischen Privatsender «Servus TV» zu sehen, als er an einer Talkrunde teilnahm. Ausserdem verkündete er an einer Plattform zu arbeiten, die eine Marktlücke im Journalismus schliessen soll – mehr wollte er jedoch nicht verraten.
Der Rocky-Star Sylvester Stallone wurde beschuldigt, eine 16-Jährige sexuell belästigt und bedroht zu haben. Demnach soll das Mädchen von einem seiner Bodyguards einen Schlüssel zu Stallones Zimmer erhalten haben. Während sie dort mit dem Schauspieler Sex hatte, wollte sich der Bodyguard ebenfalls beteiligen, was die Minderjährige aber nicht wollte. Im Anschluss an den trotzdem zustande gekommenen Geschlechtsverkehr soll Stallone gesagt haben: «Wir sind beide verheiratete Männer, darum darf hiervon niemand etwas erfahren. Wenn doch, schlagen wir dir den Kopf ein.»
Als das Polizeidokument von 1986 im Jahr 2017 an die Öffentlichkeit gelangte, dementiert Sylvester Stallone alle Vorwürfe vehement und sagt, er habe dieses Dokument noch nie gesehen, sei nie von der Polizei kontaktiert worden und die Geschichte sei erfunden. Das Dokument scheint laut der Pressestelle der Polizei Las Vegas jedoch echt zu sein, es sei aber zu lange her, um dies genauer zu überprüfen.
Ein anderer Fall einer Frau, die Stallone der Vergewaltigung beschuldigte, schaffte es aufgrund fehlender Beweise nicht vor Gericht. Seine Schauspielkarriere hat unter den Anschuldigungen kaum gelitten: Dieses Jahr kommt der vierte Teil der Action-Reihe «The Expendables 4» mit ihm in einer Hauptrolle heraus.
Der R'n'B-Star Chris Brown ist regelmässig in den Schlagzeilen wegen seines unvertretbaren Verhaltens gegenüber Frauen. Der Fall, der wohl am meisten Aufsehen erregte, involvierte seine damalige Freundin, die Sängerin Rihanna.
Brown verprügelte Rihanna 2009 so heftig, dass die Fotos von ihrem entstellten Gesicht um die Welt gingen. Seine Ex-Freundin Karrueche Tran erwirkte ein Kontaktverbot, weil er während der Beziehung physische Gewalt angewendet haben soll. Seither gab es immer wieder Vorwürfe gegen den Sänger. 2016 soll er eine Frau mit einer Waffe bedroht und der Polizei anschliessend den Zutritt zu seinem Haus verwehrt haben. Wie sein Anwalt später auf Twitter postete, war der Sänger einige Stunden später wieder gegen Kaution auf freiem Fuss.
2019 sollen Brown, sein Bodyguard und einer seiner Freunde eine junge Frau in einem Pariser Hotel vergewaltigt haben. Weil die Frau ihn anzeigte, wurde er noch in Paris festgenommen – wurde dann aber wieder entlassen und durfte aus Frankreich ausreisen.
Die Anklage wurde fallen gelassen, weil die französische Polizei die Geschichte als nicht glaubwürdig genug einstufte. Die Begründung dafür war, dass das mutmassliche Opfer nicht versuchte, jemanden zu kontaktieren oder zu flüchten und das, obwohl laut ihrer eigenen Aussage weitere Menschen in der Hotelsuite gewesen sein sollen.
Die neusten Vorwürfe drehen sich um eine mutmassliche Vergewaltigung auf einer Yacht im Jahr 2020. Nach Aussagen der Tänzerin habe Chris Brown ihr Drogen ins Getränk gemischt und sie anschliessend vergewaltigt. Am Tag danach soll der Sänger sie angerufen und verlangt haben, dass sie die Pille danach schluckt, um eine ungewollte Schwangerschaft zu verhindern. Deshalb hat sie ihn angezeigt und 20 Millionen Dollar Schmerzensgeld verlangt.
Chris Brown hat inzwischen angekündigt, er werde rechtliche Schritte gegen die Klägerin unternehmen und bestreitet, sie jemals vergewaltigt zu haben. Zudem zeigte er der Polizei Nachrichten, in welchen die Tänzerin ihn nach Ecstasy fragte und beteuerte, sie wolle ihn unbedingt wieder sehen.
Gerade erst wurde verkündet, dass Chris Brown am Wireless Festival 2022 in England auftreten werde. Und auch sonst scheint es für den Sänger rundzulaufen: Sein neues Album wird diesen Juni veröffentlicht.
In sämtlichen Punkten Freispruch.
Der Fackeltragende Mob ist digital geworden, und das ist nicht gut.