Schweiz
LGBTQIA+

Hunderte haben im Ersthalbjahr ihr Geschlecht gewechselt

Hunderte haben im Ersthalbjahr ihr Geschlecht gewechselt – kein Missbrauch bekannt

07.08.2022, 12:4907.08.2022, 13:51
Mehr «Schweiz»

In der Schweiz haben seit Einführung des vereinfachten Geschlechtseintrags Anfang Jahr hunderte Menschen ihr Geschlecht geändert. Allein in den grossen Städten wechselten im ersten Halbjahr laut Umfrage der «NZZ am Sonntag» 350 Personen beim Zivilstandsamt ihr Genus.

In Zürich haben demnach 80 Personen ihr Geschlecht geändert, in Basel 47, in Bern 46, in Genf 36 und in Luzern 19. Die Betroffenen seien zwischen 12 und 75 Jahre alt gewesen, neun jünger als 16 Jahre. Der Anteil derjenigen, die vom weiblichen zum männlichen Geschlecht wechselten, sei leicht höher als der gegenteilige Fall.

Wer sein amtliches Geschlecht ändern will, muss seit Anfang Jahr in der Schweiz nicht mehr ans Gericht gelangen. Es genügt eine einfache Erklärung auf dem Zivilstandsamt. Ändern lassen kann man den Vornamen und das im Personenstandsregister eingetragene Geschlecht. Die Eidgenössischen Räte hatten die Gesetzesänderung in der Wintersession 2020 beschlossen.

transgender
Die Änderung des Geschlechts ist seit Beginn dieses Jahres einfacher.Bild: shutterstock

Positive Bilanz

Die Zivilstandsämter zogen eine positive vorläufige Bilanz der neuen Regelung. Das Ziel sei es, die Hürden so tief wie möglich zu halten, und das seien sie heute, sagte der oberste Zivilstandsbeamte der Schweiz, Roland Peterhans, in einem Interview mit der Zeitung. «Wenn es Menschen gäbe, die ihr Geschlecht ändern und nach drei Wochen wieder wechseln wollten, müssten wir über die Bücher. Aber diesen Fall hatten wir nicht.»

Wie Elia von Frau zu Mann wurde

Video: watson/nico franzoni

Auch von systematischen Missbräuchen war dem Präsidenten des Schweizerischen Verbands für Zivilstandswesen nichts bekannt. «Dass etwa Männer ihr Geschlecht ändern, um früher pensioniert zu werden oder nicht ins Militär zu müssen, ist bei uns bis jetzt nicht eingetroffen.»

Er selber habe rund dreissig solche Gespräche geführt und habe Menschen getroffen, die seit vielen Jahren mit dem falschen Geschlecht eingetragen und nun froh seien, diesen Schritt machen zu können, sagte der Zivilstandsbeamte der Stadt Zürich. «Es ist für sie ein wahnsinniger Fortschritt, dass sie sich nicht mehr vor einem Gericht entblössen müssen.» (saw/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
69 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Eidi
07.08.2022 15:39registriert Oktober 2018
Man kann knapp über 200 auch als "Hunderte" bezeichnen wenn man eine Schlagzeile braucht!
10428
Melden
Zum Kommentar
avatar
stormcloud
07.08.2022 14:04registriert Juni 2021
Diese Leute haben es schwer genug, da muss man ihnen nicht noch behördliche Schwierigkeiten bereiten.
Ich finde es gut, dass hier der Wechsel deutlich vereinfacht wurde.
Dies ist auch eine Menschenwürdige Regelung!
9341
Melden
Zum Kommentar
avatar
Lion:ess
07.08.2022 15:04registriert Dezember 2015
Sehr gut so. Dieser Schritt ist so wichtig. Auch ohne bereits körperliche Anpassungen zu haben, einen Ausweis mit dem passenden Namen und Geschlecht, bedeuten so viel. Mein trans Sohn durfte am 6.1. seinen Eintrag ändern und ab dann passte sein Ausweis zu dem, wie ihn die Menschen um ihn herum auch lesen. Diese Vereinfachung ist lebensrettend.
6938
Melden
Zum Kommentar
69
«Ich schäme mich für diesen Fehler» – Ameti äussert sich erstmals nach Jesus-Schüssen
Sanija Ameti schoss im September auf ein Bild von Jesus und Maria, was einen medialen Shitstorm auslöste. Nun äussert sich Ameti erstmals in einem Interview, wie es ihr seither ergangen ist.

«Ich schäme und entschuldige mich dafür. Es war keine Provokation, es war ein Fehler», sagt Sanija Ameti, Co-Präsidentin der Operation Libero und Grünliberale-Politikerin, im Interview mit der «Schweiz am Wochenende».

Zur Story