Durch Prämienverbilligungen gebe es bereits Rücksicht auf die Einkommen.
Krankenkassen-PK mit Berset verpasst? Das sind die 5 zentralen Aussagen
Die schlechte Nachricht
Gesundheitsminister und Bundespräsident Alain Berset redete am Dienstag vor die Medien nicht lange um den heissen Brei. Gleich zu Beginn sagte er:
Zum letzten Mal in seiner Karriere gab er eine Erhöhung der Krankenkassenprämien bekannt: Sie steigen 2024 um 8,7 Prozent.
Das Schweizer Gesundheitssystem sei gut, habe aber seinen Preis. Dabei seien die Versicherten den Prämienanstiegen «nicht einfach ausgeliefert». Im Gesundheitswesen sei bereits gespart worden und werde weiter gespart.
Höchste Priorität: Kosten senken
Das Wachstum der Gesundheitskosten zu bremsen, hat für den Bundesrat höchste Priorität. Das sagte Berset in Bezug auf die Erhöhung der Krankenkassenprämien. Dafür müssten alle Akteure zusammenarbeiten und Lösungen suchen.
Der Anstieg der Kosten zeige klar, dass weitere Massnahmen nötig seien, sagte Berset am Dienstag. Die Steuerung des Gesundheitssystem sei jedoch zersplittert. In der Verantwortung seien das Parlament, Ärzte und Patienten sowie Kantone und Krankenversicherer. Sie alle müssten zusammenarbeiten, so Berset. Er sagt weiter:
Der Bund nehme eine grosse Verantwortung wahr, indem er für das kommende Jahr mehr als 3,3 Milliarden Franken für Prämienverbilligungen bereitstelle.
Tadel für das Parlament
Bei seiner letzten Vorstellung der Krankenkassenprämien für ein kommendes Jahr ist Berset mit dem Parlament hart ins Gericht gegangen. Jedem kostendämpfenden Vorschlag des Bundesrats ziehe das Parlament die Zähne.
Die Kostendämpfungsmassnahmen würden sich zu langsam entwickeln, sagte der Gesundheitsminister. So sei zwar das Monitoring von Leistungen in National- und Ständerat durch gekommen. Gleichzeitig hätten die Räte sich aber geweigert, die Erkenntnisse aus dem Monitoring in existierende Tarifsysteme einzubringen. Genau das hätte aber kostendämpfende Wirkung entwickelt. Berset bilanziert:
Verantwortung übernehmen – bloss, wer?
Mehrfach betonte Berset während der Medienkonferenz:
Die Prämien würden den Kosten des Gesundheitswesens folgen. «Ich schicke die Leute nicht ins Spital», so Berset weiter. Seine Aufgabe sei es, das Kostenwachstum mit den Mitteln zu bekämpfen, die ihm zur Verfügung stehen.
Auffällig war aber, dass Berset konkret einen Akteur tadelte: «Auch die Ärzte müssen ihren Teil leisten, sie zeigten sich in der Vergangenheit stur bei Sparmassnahmen», so der Gesundheitsminister.
Verantwortlich sei aber auch die Bevölkerung. Als Privatperson solle man sich fragen, ob ein Besuch beim Arzt wirklich notwendig sei oder nicht. Weiter:
Berset will keine Revolution
Das Gesundheitssystem brauche keine Revolution, aber Fortschritte, denen sich viele Kräfte entgegenstemmen würden. Die zersplitterten Akteure müssten sich auf Lösungen einigen. Berset:
(jaw/sda)
Der Liveticker zum Nachlesen:
Berset wünscht allen einen schönen Tag, die PK ist beendet
Einheitskasse oder lohnabhängige Prämien?
Durch Prämienverbilligungen gebe es bereits Rücksicht auf die Einkommen.
Ein Teil der kantonalen Unterschiede sei nicht erklärbar
Lévy: Prämien steigen nicht primär wegen fehlender Reserven
«Wir haben kein System, wo Einer alleine entscheidet»
Elektronische Patientendossiers?
Kein Gefühl der Niederlage
Es sei nie ruhig gewesen
Sehen Sie bei den Ärzten das grösste Problem?
Die normalen Menschen merken nicht wie die Situation besser wird, oder?
Die Prämienlast für Familien, für Menschen ohne Verbilligungen, sei in der Tat ein Problem. Es gebe einen guten Zugang zu Prämienverbilligungen für jene, die sie brauchen.
Welche Massnahmen braucht es?
Es brauche eine sehr starke Erhöhung der Transparenz.
Ziele für alle Akteure könnten festgelegt werden. So würden sich alle einmal im Jahr an einem Tisch finden. Dieser Vorschlag sei aber stark verwässert worden. Es brauche keine Revolution.
Was ist die Botschaft an die, die keine Verbilligungen bekommen?
Die Fragerunde ist eröffnet
Lévy: Wir wollen nicht auf notwendige Behandlungen verzichten
Medizinische Leistungen würden laufend überprüft
DEN Kostentreiber gibt es nicht
Starker Prämienanstieg Warnsignal an alle Beteiligten
«Wir müssen den Kostenanstieg besser verstehen und die Konsequenzen daraus ziehen. Es gibt nicht den einen Kostentreiber», sagte Lévy. Die Gründe für den Prämienanstieg seien vielschichtig. Zu den Kostentreibern gehöre die erfreuliche Nachricht, dass wir alle länger leben, sagte Lévy. Weiter nehme der medizinische Fortschritt zu.
Die Unterschiede bei den Kantonen ist laut Lévy stark auf das Spitalangebot zurückzuführen. Zudem würden die Angebote mehr genutzt, etwa die Physiotherapie. Ein Teil des Kostenanstiegs sei jedoch nicht erklärbar. Die Gründe für die Steigung der Kosten müssten deshalb noch genau eruiert werden, so Lévy.
Bezüglich der Reserven der Krankenversicherer sagte Lévy, dass diese momentan zwar noch über genügend Reserven verfügten. «Aber das Polster ist weg.» Die Solvenz der Versicherer sei also gesunken. (sda)
Angebote viel stärker benützt
Spannungsverhältnis: Gesundheitswesen funktioniert gut, ohne lange Wartezeiten. Dies hat jedoch seinen Preis.
Wir leben länger, aber Gesundheit nimmt im Alter ab
Überall steigen die Prämien deutlich
Die Polster sind weg
Es braucht Anpassungen
Prämienverbilligungen
Alle Akteure müssen ihre Verantwortung wahrnehmen
Die Ärzte sind jetzt an der Reihe. Diese hätten wenig Bereitschaft zur Kostendämpfung gezeigt.
Alle sollen sich fragen: Ist der Besuch bei einer Ärztin nötig? Muss ich zur Spezialistin oder reicht der Hausarzt?
Verlust von 3,5 Milliarden im 2022
Krankenkassen-Wechsel waren problematisch
Kosten für Arztbesuche steigen
Krebsmedikamente und immunsuppressive Medikamente
Die Gründe
Die Medizin macht weiter Fortschritte.
Vor allem die Covid-Krise hat höhere Kosten verursacht.
Kosten für Hospitalisierungen sind um 11 Prozent gestiegen, für die Physiotherapie um 8 Prozent.
«Wir sind nicht einfach ausgeliefert»
Einzige Möglichkeit: Kosten senken
8,7 Prozent! Berset zum Prämienhammer
Die Medienkonferenz beginnt um 14 Uhr
Gerechnet wird mit einem durchschnittlichen Prämienwachstum zwischen 8 und 9 Prozent.