
Die SRG-Spitze um Jean-Michel Cina und Susanne Wille informiert die Medien am Montagnachmittag.Bild: keystone
30.06.2025, 13:5130.06.2025, 17:21
Die SRG legt unter anderem die Sportredaktionen und die Abteilung Fiktion, die Produktion und die Distribution sowie zahlreiche Funktionsbereiche wie HR, Finanzen und IT zusammen. Die Massnahmen sind das konkrete Ergebnis des eingeleiteten Sparprogramms.
Die SRG müsse sich grundlegend neu aufstellen, sagte Verwaltungsratspräsident Jean-Michel Cina an einer Medienkonferenz am Montag in Bern. Nur so könnten die letzten Herbst eingeleiteten Sparanstrengungen von 270 Millionen Franken oder 17 Prozent des Budgets von 2024 im Rahmen des Transformationsprojekts «Enavant» umgesetzt werden.
Die Sparmassnahmen basieren auf der schrittweisen Senkung der Medienabgabe von derzeit 335 auf 300 Franken für Privatpersonen pro Jahr sowie der Rückgang der Werbeeinnahmen und der laufenden Teuerung. Bereits auf Anfang 2027 müsse die SRG 215 Millionen Franken sparen, sagten die Verantwortlichen. Und dieser Betrag könne anders als bisher nicht auf die einzelnen Einheiten SRF, RTR, RTS und RSI verteilt werden.
Mehrere hundert Stellen fallen weg
Ohne Auswirkungen im Angebot werde diese Summe nicht eingespart werden können, bekräftigte die neue SRG-Generaldirektorin Susanne Wille. «Das ist unvermeidlich», so Wille. Doch bevor man über Inhalte sprechen könne, müsse zuerst die Struktur angepasst werden. Erst anschliessend könne man über Sendungen und Angebote diskutieren.

SRG-Generaldirektorin Susanne Wille.Bild: keystone
Wie viele Stellen mit den getroffenen Massnahmen eingespart werden müssen, sei noch nicht klar. «Wir gehen im Moment von einer höheren dreistelligen Anzahl aus», so Susanne Wille. Im letzten Herbst, bei der Lancierung des Transformationsprojekts, sprach die SRG von rund 1000 Stellen bis ins Jahr 2029.
Sprachen rücken näher zusammen
Die Spitze der SRG und die angeschlossenen Sprach- und Fachabteilungen nannten erstmals konkrete Schritte, nachdem sie sich bisher eher allgemein gehalten hatte. «Es ist unsere Antwort auf das Sparprogramm des Bundesrats», so Jean-Michel Cina.

SRG-Präsident Jean-Michel Cina.Bild: keystone
Die vier Spracheinheiten SRF, RTR, RTS und RSI würden künftig systematisch stärker zusammenarbeiten, aber gleichzeitig den publizistischen Auftrag sicherstellen, hiess es weiter. Die Regionen seien weiterhin verantwortlich für die sprachregionale Perspektive in den Gattungen Information, Unterhaltung und Musik, Gesellschaft und Kultur und für Wissen und Bildung sowie die regionale Distribution via TV, Radio und Online.
Etwas konkreter wurde die SRG-Spitze für die redaktionellen Sparten Sport und Fiktion, die sich unter anderem um selbst produzierte Serien kümmert. Beim Sport ist die SRG bereits heute für die Rechte und für Grossprojekte wie Olympische Spiele zuständig. Die Zusammenlegung der Redaktionen in eine Einheit mit sogenannten Fachteams in den Regionen sei deshalb ein logischer Schritt.
SWISS TXT wird aufgelöst
Mit der Zentralisierung der Technologie verschwindet auch die Tochtergesellschaft SWISS TXT, die nebst dem klassischen Teletext verschiedene weitere technologische Leistungen verantwortet. Der Teletext wird aber beibehalten. Gebündelt und zentral gesteuert werden gemäss der Mitteilung künftig auch die Produktion und zumindest ein Teil der Distribution.
Auch Swissinfo wird näher angebunden. Die Plattform, mit der das Publikum im Ausland bedient wird, soll weiterhin bestehen. Im Rahmen seines Entlastungspakets 2027 prüft der Bundesrat die Mittelvergabe an Swissinfo. In Abhängigkeit davon werde die SRG die Abteilung neu positionieren.
Weitere Massnahmen am Dienstag
Der Bundesrat hat die schrittweise Senkung der Medienabgabe auf Verordnungsstufe beschlossen. Er hofft damit, der aus SVP-Kreisen lancierten Volksinitiative «200 Franken sind genug» den Wind aus den Segeln zu nehmen. Die Initiative fordert eine Reduktion der Abgabe auf 200 Franken pro Jahr, was gemäss Gegnern der Initiative einem Kahlschlag gleichkäme.
Gleichzeitig mit den Massnahmen vom Montag kündigte die SRG für den Dienstag weitere, noch nicht näher definierte Sparmassnahmen an. Unabhängig von «Enavant» seien wegen der kommerziellen Mindereinnahmen bereits per 2026 zusätzliche Massnahmen nötig, hiess es in der Mitteilung. Diese werden von den vier Spracheinheiten separat verkündet. (sda)
Der Liveticker zum Nachlesen:
SRF muss 20 Millionen sparen, bisher hat man erst 8 eingespart. Nathalie Wappler wird morgen bekannt geben, wo SRF die fehlenden 12 Millionen Franken sparen wird. «Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht.» Diese Sparmassnahmen würden in der Struktur getroffen und nicht im Angebot und Programm. Zuvor hatte SRF die Sendungen G&G und das Wissenschaftsmagazin eines Radiosenders eingestellt.
Die Trägerschaft sei bisher so weit wie möglich eingebunden worden. Die Grundsatzentscheide liegen jedoch einzig beim Verwaltungsrat, so Präsident Jean-Michel Cina. In den folgenden Detailphasen werde man enger mit den Trägerschaften zusammenarbeiten.
Ein paralleler Transformationsprozess bei der Trägerschaft findet nicht statt, stattdessen soll dieser nachgelagert stattfinden.
Sozialpartner, HR und Gewerkschaften seien ebenfalls involviert. Mittlerweile seien es etwa 120 Mitarbeitende aus allen Hierarchiestufen und allen Regionen, und dieser Kreis werde mit jeder Phase erweitert, so Susanne Wille.
Susanne Wille habe den Auftrag bekommen, als sie vor acht Monaten als Generaldirektorin bei der SRG SSR angefangen habe. Die SRG sei als Organisation nun mal so gewachsen.
Jean-Michel Cina ergänzt: Jetzt, mit dem akzentuierten Sparauftrag, müsse man eine unternehmensweite Transformation angehen, vorhin habe man die Sparziele anderweitig erreichen können. Und weil sich die Rahmenbedingungen ebenfalls immer schneller verändern, sei jetzt der Zeitpunkt, wo es unumgänglich würde.
Die Mehrsprachigkeit der SRG sei eine Stärke. Es müsse unterschieden werden zwischen operativer und strategischer Ebene. Ganz sicher würden jedoch auch künftig die Inhalte in den jeweiligen Landessprachen produziert.
«Eine Organisation hat keinen Selbstzweck zu erfüllen», sagt Jean-Michel Cina. Das Zentrale sei, für das Publikum ein gutes Angebot zu bieten.
Nathalie Wappler, Direktorin des SRF, sagt dazu: «Wir versuchen, das Programm zu schützen». Dieses werde in den Regionen gemacht und auch die Verantwortung darüber liege in den Regionen.
Auch Nicolas Pernet von RTR fühlt sich nicht entmachtet, sondern glaube an eine neue Rolle mit neuen Chancen. Die Frage sei eher, wie man künftig stärker zusammenarbeite.
Susanne Wille erklärt den Status quo: Die Generaldirektion habe heute rund 300 Mitarbeitende, die als Zentrale Dienstleistungen für die Regionen erbringe. Dies sei nicht mehr zeitgemäss. Die Generaldirektion werde es neu nicht mehr geben, es brauche eine neue Art der Führung.
Nathalie Wappler, SRF-DirektorinDas Angebot in den Regionen bleibt bestehen, so Susanne Wille. Das werde auch künftig dort gesteuert und geplant. RSI, RTR, SRF und RTS seien die Brücken in die Regionen. Dort wisse man genau, was das jeweilige Publikum wolle und was funktioniere.
Pascal Crittin von RTS ergänzt: «Es gibt nicht DEN Schweizer Markt.»
Wo genau diese zentralisierten Teams sitzen werden, sei noch nicht klar, so Jean-Michel Cina. Das könne Bern oder Zürich oder sonst wo sein. Durch die sogenannten Fachteams würde aber ein Teil der Arbeitsplätze in den Regionen bleiben.

Susanne Wille fasst nochmal zusammen. Zum Schluss sagt sie: Beim Angebot sparen wir zuletzt. Aber es sei nicht zu vermeiden. Es werde auch zu einem Stellenabbau kommen. Man wolle natürliche Fluktuation nutzen und den Abbau auf mehrere Jahre verteilen. Es werde einen höhere dreistellige Zahl beim Personalabbau geben, so Wille. Morgen, Dienstag, würden erste interne Veranstaltungen abgehalten, um die allenfalls besorgten Mitarbeitenden während dieses Prozesses so gut wie möglich zu begleiten.
CFO Thomas Egger erklärt: «Mit dem neuen Organisationsmodell können wir die SRG zukunfsorientiert aufstellen und neue Sparhebel identifizieren.» Man könne Strukturen und Prozesse optimieren und vereinheitlichen, dies unter anderem mit Automation. Mit einheitlichen Standards könnten Komplexität reduziert und Wartungsarbeiten und somit Kosten eingespart werden. Als vierter Hebel sei die Optimierung des Portfolios identifiziert worden. Dies bedeute, Immobilien und Standorte abzugeben, die nicht benötigt würden.

Produktionen und Kooperationen von swissinfo und 3sat gehören zum Auslandmandat der SRG. Der Bundesrat wolle künftig auf Bundesbeiträge verzichten, die SRG kämpfe weiterhin dagegen an. Ohne Bundesbeiträge könnte das Auslandmandat nicht in dieser Form weitergeführt werden. Eine Entscheidung der Politik stehe noch aus, so Wille.

Die Dienstleistungen des Unternehmens werden in die SRG aufgenommen, so Susanne Wille.
«Die Arbeitsplätze bleiben weiterhin in den Regionen verteilt», so Wille. Dies in sogenannten regionalen Fachteams. Eine überregionale Steuerung via SRG solle alles schlanker machen.
Susanne Wille präzisiert den Transformationsprozess. Weiterhin soll der regionale Fokus bestehen bleiben, aber man wolle digital zusammenrücken. «Was wir gemeinsam machen können, werden wir in Zukunft gemeinsam machen.» Dafür müsse man die Struktur der SRG vereinfachen.

1. Mehr unternehmensweite Zusammenarbeit im Angebot:
Inhalte sollen überregional genutzt werden.
2. Beschleunigung des digitalen Geschäftsmodells
3. Vereinfachung der Organisation
HR-, IT- und Finanzprozesse sollen unternehmensweit zusammengefasst werden.
4. Einheitliche Erfolgsmessung und Steuerungslogistik
5. Verzicht im Angebot
Zuletzt kann ein Verzicht im Angebot nicht ganz umgangen werden.
Die dezentralen Strukturen, die die SRG stark gemacht hätten, seien heute nicht mehr zukunftsweisend, so Pascal Crittin von RTS. Im Angebot würden weniger als 5 Prozent der Inhalte in mehreren Regionen genutzt. Die einzelnen linearen Kanäle der Regionen würden an Reichweite verlieren, während die digitale Reichweite seit 2018 stagnierten. «Wir müssen uns gemeinsam entwickeln, wenn wir uns entwickeln wollen.»
Jede einzelne Unternehmenseinheit habe eigene HR-, IT- und Finanzabteilungen. Das verursacht Kosten.
Larissa M. Bieler von Swissinfo zeigt auf, was die SRG gut macht. Acht von zehn Menschen würden mindestens ein Angebot der SRG wöchentlich nutzen und seien zufrieden. Sie sei nahe am Volk und in den Regionen. Ausserdem sei die journalistische Fachkompetenz hoch und auch diejenige der Produktion von Medieninhalten. Das sei innerhalb der Schweiz einzigartig.
Die Direktorin von SRF erklärt, warum dieses Mal die Sparmassnahmen nicht auf die Regionen und einzelnen Unternehmenseinheiten aufgeteilt werden können, wie bisher. Dies würde sich nämlich direkt im Programm und Angebot bemerkbar machen. «Die SRG gehört uns allen.» Dies sei deshalb keine Option.
Der CFO der SRG, Thomas Egger, erklärt, dass die kommerziellen Einträge bei der SRG seit Jahren rückläufig sind. Ausserdem dürfe die SRG im digitalen Raum selbst keine Werbung schalten. Dies erfordere ein grundsätzliches Überdenken, wie man arbeite. Dies sei aber auch eine grosse Chance, sich für die Zukunft relevant aufzustellen.
Und ergänzt dann Willes Ausführungen mit Details über das neue Mediennutzungsverhalten. Die SRG sei stark aufgestellt bei Radio und TV. Gleichzeitig würde der Medienkonsum bis ins Jahr 2030 aber zu 75 Prozent im digitalen Raum stattfinden werden. Dort steige der Konkurrenzdruck.
Susanne Wille will sich auch weiterhin für eine starke SRG einsetzen. Mit dem Sparen müsse man bereits jetzt anfangen und deshalb habe man den Transformationsprozess «Enavant SRG SSR» eingeleitet. Dazu habe man die Organisation in den letzten Monaten genau analysiert. Heute wolle man erste Details bekannt geben. Der ganze Verwaltungsrat und die Geschäftsführung der SRG stünden geschlossen hinter der Entscheidung, so Wille.

Solch einen Betrag könne man nicht wie bisher auf die einzelnen Unternehmenseinheiten aufteilen, da es direkt im Programm und Angebot spürbar würde. Es brauche einen ganzheitlichen Ansatz, so Cina.

Jean-Michel Cina beginnt und erklärt das Ziel von «Enavant SRF SSR». Damit will sich die Organisation künftig neu aufstellen und «den Weg der digitalen Veränderungen noch konsequenter gehen» und sich dabei trotzdem treu bleiben. Es sei die Antwort auf das vom Bund auferlegte Sparprogramm. Damit würden die Anliegen aus der Halbierungsinitiative angenommen und als Gegenvorschlag präsentiert.
Der Mediensprecher der SRG begrüsst die Gäste und stellt die Teilnehmenden vor. Dies sind Susanne Wille, die Generaldirektorin der SRG, Jean-Michel Cina, der Präsident der SRG, Nicolas Pernet, Direktor von RTR, Pascal Crittin, Direktor von RTS, Mario Timbal, Direktor von RSI, Larissa M. Bieler, Direktorin von Swissinfo, Nathalie Wappler, Direktorin von RF und Thomas Egger, Direktor Finanzen bei der SRG.
Die SRG steht vor grossen Veränderungen. Bis 2029 muss sie 270 Millionen sparen. An einer Medienkonferenz in Bern informiert sie über die nächsten Schritte.

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quelle: stella/atlantic
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Ein Gleitschirmpilot hat sich am Sonntag bei einem Absturz in Lungern OW erhebliche Verletzungen zugezogen. Gemäss aktuellen Erkenntnissen hatte er mit einem Kollegen vom Turren aus einen Gleitschirmflug unternehmen wollen.
Am erschreckendsten ist aber dieser unsägliche Egoismus - ich brauch Sendung XY nicht, also weg damit. Das Verständnis für Gesellschaft ist schon ziemlich tief gesunken in unserem Land.
als 4. Gewalt unabhängig informieren und berichten - auch über Themen die sich für die Privaten nicht "lohnen"
und ja, auch "bilden" - auch wenn dieses Wort heute etwas verstaubt klingen mag (und auch darum umso nötiger ist)
wenn das SRF je länger je mehr auch bloss nur noch clickcontent und Sendungen mit Product Placement macht dann schafft es sich über kurz oder länger selbst ab.