Die Fondation Reinhardt von Graffenried hat am Mittwoch in Bern ihre diesjährigen Swiss Press Awards vergeben. Den Hauptpreis gewannen die Journalisten Sylvia Revello, Boris Busslinger und Célia Héron von «Le Temps» für ihre Enthüllungen um Übergriffe und Machtmissbrauch bei RTS.
Laut der Stiftung zeigten sie mit ihren Recherchen auf, dass beim Westschweizer Fernsehen RTS ein Gesetz des Schweigens über Anzüglichkeiten, Übergriffe und Machtmissbrauch herrschte. «Die Wellen gingen bis ins Bundeshaus», würdigte die Jury die Arbeiten der drei Journalisten von «Le Temps». Ihnen sei es unter anderem mit Mut, Fingerspitzengefühl und Teamarbeit gelungen, das Gesetz des Schweigens bei einem öffentlich-rechtlichen Medienunternehmen der Schweiz zu brechen, hiess es weiter.
Jahrelang hatte es die Direktion des Westschweizer Fernsehens RTS offenbar zugelassen, dass sich über Fälle von meist sexueller Belästigung, übergriffigem Verhalten oder Machtmissbrauch ein Mantel des Schweigens ausbreitete. Die Journalisten Revello, Busslinger und Héron deckten diese Missstände auf und verdienten daher zu Recht den Titel «Journalisten des Jahres», begründete die Jury ihren Entscheid.
Den zweiten Hauptpreis und damit den Titel «Fotografin des Jahres» erhielt Sarah Carp. Erstmals in der über dreissigjährigen Geschichte des Preises erhielt somit eine Frau diese Ehrung. Sie wurde für ihre Arbeit «Parenthèse - Rester à la maison» bei «Le Matin Dimanche» ausgezeichnet, weil sie damit besonders eindrücklich Momente während der Coronavirus-Pandemie aufgriff.
Der zweite Preis in der Kategorie Print ging an Christoph Lenz von «Das Magazin» für seinen Beitrag «Die Klimaschande von Visp». Er thematisierte darin, dass in einer Vitaminfabrik des Chemiekonzerns Lonza in Visp als Abfallprodukt klimaschädliches Lachgas entweicht. Und den dritten Platz in der Print-Kategorie belegte Tugba Ayaz. Sie schrieb ebenfalls für «Das Magazin» den Artikel «Die Schweiz der anderen», in dem sie einer Prügelei unter Jugendlichen im Shoppingcenter Tivoli auf den Grund ging.
In der Kategorie Online gewannen Valentin Felber und Sylke Gruhnwald für ihre Arbeit «Bangladesch: Im Stich gelassen» auf reflekt.ch den ersten Preis. Sie thematisierten, wie die Coronavirus-Krise offenbarte, dass das südasiatische Land Bangladesch stark von der globalen Textilindustrie abhängig ist. Andrea Arezina, Marie-José Kolly und Thomas Preusse holten zudem für «Schwangerschaftsabbruch: Sag, wie hast du’s mit der Frist?» auf republik.ch den zweiten Preis. Der Beitrag widmet sich der Frage, was höher zu gewichten sei - der Schutz des ungeborenen Lebens oder das Recht der Frau auf Selbstbestimmung über ihren Körper.
Und Timo Grossenbacher sowie Felix Michel belegten mit «So einfach ist es, eine Überwachungsmaschine zu bauen» auf srf.ch den dritten Platz in der Online-Kategorie. Die Journalisten zeigten mit einem Experiment, dass Gesichtserkennung im Internet – also die Zuordnung einer Identität zum Bild einer Person – funktioniert.
In der Kategorie Audio siegten Simon Meyer, Katharina Bracher und This Wachter mit dem «NZZ am Sonntag»-Podcast «Vermisst: Ursula Koch». Der erste Preis für Lokaljournalismus ging an Julian Witschi, Catherine Boss und Marius Aschwanden für «Umweltskandal Blausee» in der «Berner Zeitung».
Die Auszeichnungen der Fondation Reinhardt von Graffenried wurden am Mittwochabend in Bern pro Kategorie - Print, Online, Audio und Video, Lokaljournalismus und Fotografie - verliehen. Insgesamt sind sie in diesem Jahr mit 145'000 Franken dotiert, wie Michael von Graffenried von Swiss Press Awards am Mittwoch gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA erklärte.
Jedem der Gewinner wurde ein Diamant als Würdigung der geleisteten Arbeit überreicht. Die zwei Hauptgewinner erhielten zudem je 25'000 Franken und die Gewinner der Kategorien Online, Audio, Video und Lokaljournalismus jeweils 15'000 Franken. Die verlagsunabhängige Fondation Reinhardt von Graffenried wurde mit dem Ziel gegründet, den schweizerischen Journalismus zu fördern.
(sda)
Peter Rothenbühler hält das, was diese veröffentlicht haben für Fertigmacher-Journalismus. Der Artikel hätte so nie veröffentlicht werden dürfen.
Und die Untersuchungsergebnisse geben Rothenhühler und nicht Le Temps Recht. Warum diese Journalisten dafür ausgezeichnet wurden kann höchstens eine Misere zeigen, in der der Journalismus in der Schweiz steckt.