Noch nie haben so viele unbegleitete minderjährige Asylsuchende die Schweiz erreicht wie in diesem Jahr. In den ersten sieben Monaten dieses Jahres registrierten die Behörden 984 Fälle. Das sind bereits mehr als im gesamten Jahr 2014, wie das SRF-Nachrichtenmagazin «10vor10» am Mittwoch berichtet. Es beruft sich dabei auf unveröffentlichte Zahlen des Staatssekretariats für Migration (SEM).
Von den 984 registrierten minderjährigen Asylsuchenden ohne Begleitung, die von Januar bis Juli 2015 die Schweiz erreichten, stammen rund zwei Drittel aus Eritrea – praktisch alle sind männlich. Sie wollen laut SEM vor allem dem Militärdienst und der willkürlichen Behandlung im Heimatland entgehen.
Lang war die Anzahl neu registrierter Minderjähriger, die ohne Eltern aus der Heimat geflohen sind, konstant. Der erste sprunghafte Anstieg fand im Jahr 2014 statt. Die Zahl hat sich damals gegenüber dem Vorjahr fast verdoppelt auf knapp 800 Minderjährige.
Für das SEM hat diese Erhöhung keine spezifischen Massnahmen zur Folge – für die Kantone hingegen schon. Sie müssen für jeden der minderjährigen Asylbewerber eine Vertrauensperson ernennen. Diese begleitet und unterstützt ihn im weiteren Verfahren.
Zudem haben die Jugendlichen Anrecht auf eine geeignete Unterkunft, Schulbildung und Animation. «Es ist eine grosse Herausforderung für die Kantone, genügend Unterkünfte für unbegleitete minderjährige Asylsuchende anzubieten», sagt die Aargauer Regierungsrätin Susanne Hochuli gegenüber «10vor10».
Hochuli hat unlängst deutlich mehr finanzielle Unterstützung bei der Integration von Flüchtlingen gefordert und dabei vor der Entstehung einer eritreischen Parallelgesellschaft in der Schweiz gewarnt.
(nch/Nordwestschweiz)