Schweiz
Nationalrat

Der Nationalrat, ein Perpetuum mobile

Der Nationalrat, ein Perpetuum mobile

Weil sich die Arbeit stapelt, trifft sich der Nationalrat diese Woche zur Sondersession. Das Perfide dabei: Während dieser Zeit können die Nationalräte und -rätinnen Vorstösse einreichen – und sich damit neue Arbeit aufhalsen.
01.05.2023, 09:1801.05.2023, 09:18
Maja Briner / ch media
Nationalratspraesident Martin Candinas, Mitte-GR, spricht neben der Kinderchor "Die Schwiizergoofe" und vor die Besucher, am Samstag, 15. April 2023 im Nationalrat, im Bundeshaus in Bern. He ...
Bild: keystone

Schon wieder tagt das Parlament diese Woche, genauer gesagt: Der Nationalrat hält eine Sondersession ab. Diesmal ist keine Grossbank die Ursache (sonst hiesse es, Achtung Tüpflischisser, «ausserordentliche Session»), sondern die sich stapelnde Arbeit: Sondersessionen dienen dazu, die Geschäftslast abzubauen.

Das ist längst nicht mehr ausserordentlich, sondern eher die Regel. In den vergangenen zehn Jahren verzichtete der Nationalrat einzig 2018 auf eine Sondersession. Das hat seinen Grund: Weil er sich früher ab und an nicht dazu bequemen vermochte, ist er inzwischen dazu verpflichtet, eine Sondersession pro Jahr abzuhalten, «sofern genügend Beratungsgegenstände behandlungsreif sind», wie es im schönsten Beamtendeutsch im Geschäftsreglement heisst.

Praktischerweise tragen die Nationalräte und -rätinnen gleich auch selbst dazu bei, dass sie genügend solche «Beratungsgegenstände» haben, indem sie zahllose Vorstösse einreichen. Der Nationalrat beordert sich quasi selber zum Nachsitzen - und lädt sich währenddessen auch noch neue Arbeit auf: In der Sondersession im vergangenen Jahr reichten die Nationalräte und -rätinnen sage und schreibe 176 neue Vorstösse ein. Ein Perpetuum mobile.

Der Ständerat hält sich hingegen vornehm zurück, sowohl bei den Vorstössen als auch bei den Sondersessionen: Seit 2009 hielt er keine mehr ab. Vermutlich hat er noch nicht gehört, was der Arbeitgeberverband sagt: Dass wir mehr arbeiten sollten. (bzbasel.ch)

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15 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Epignosi
01.05.2023 09:59registriert Mai 2016
Die Räte sind ganz sicher kein Perpetuum mobile! Letzteres verbraucht keine Energie, produziert aber etwas. Die Räte verbrauchen unendlich viel Energie ohne etwas zu produzieren!
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Lowend
01.05.2023 10:18registriert Februar 2014
Wäre vielleicht langsam an der Zeit, darüber nachzudenken, ob wir von Teilzeitparlament auf Vollzeitparlament umschalten möchten, denn wenn die Parteien und Arbeitgeberverbände schon dauernd fordern, dass die Menschen mehr und länger arbeiten müssen, dann wäre es doch angebracht, wenn ihre Parlamentarier mit gutem Beispiel vorangehen würden? 😉
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Dan Schraubergott
01.05.2023 10:26registriert März 2021
Reduziert das Pensum der Nationalräte, bei gleichen Konditionen, dann wird doch effizienter gearbeitet - oder habe ich da was falsch verstanden?
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