Immer mehr Schlangen rund um den Zürichsee – das Wichtigste dazu in 3 Punkten
Sind die Schlangen giftig?
Das Wichtigste vorneweg: Wenn du eine Schlange im Gebiet des Zürichsees siehst, kann mit ganz grosser Wahrscheinlichkeit gesagt werden, dass diese nicht giftig ist. In der Schweiz sind nur zwei Giftschlangen heimisch: die Kreuzotter und die Aspisviper. Die Kreuzotter lebt vor allem im östlichen Alpengebiet, die Aspisviper in der West- und Südschweiz.
Bei den Schlangen rund um den Zürichsee handelt es sich häufig um Würfelnattern. Eine Begegnung mit einem solchen Tier kann durchaus für einen Schreckmoment sorgen: Die Würfelnatter wird nicht nur bis zu 140 Zentimeter lang, sie zischt auch laut und bläht sich auf, wenn sie sich bedroht fühlt. Um das Gegenüber einzuschüchtern, schnellt sie manchmal auch mit dem Kopf nach vorne. Zudem versprüht sie ein übelriechendes Postanaldrüsen-Sekret, um den Feind abzuschrecken.
Trotz dieses einschüchternden Verhaltens sind Würfelnattern für Menschen aber völlig ungefährlich: Sie sind nicht giftig und beissen nicht, selbst dann nicht, wenn man ihnen versehentlich zu nahe kommt.
Die Würfelnatter lebt in Gebieten nahe am Wasser und kann ausgezeichnet schwimmen. Sie kann bis zu 25 Minuten lang tauchen und lauert so oft am Grund des Sees ihrer Beute auf – vorwiegend Fischen.
Neben den Würfelnattern gibt es im Gebiet des Zürichsees auch Ringelnattern. Diese sind ebenfalls völlig harmlos. Ihr bevorzugter Lebensraum sind natürliche Uferbereiche, verbaute Ufer meidet sie. Somit ist sie weniger oft an Orten mit vielen Menschen zu sehen als die Würfelnatter.
Warum häufen sich die Schlangen-Sichtungen?
Dafür ist die starke Ausbreitung der Würfelnatter verantwortlich – denn diese gab es vor 20 Jahren in dieser Gegend noch gar nicht. Ursprünglich habe es diese Schlangenart in der Schweiz nur im Tessin, Misox und Puschlav gegeben, so Zoologe Vincent Sohni gegenüber den Tamedia-Zeitungen. An den Deutschschweizer Seen wurde die Würfelnatter wohl hauptsächlich von Privaten ausgesetzt.
Dass sich die Tiere in der Folge so gut ausbreiten konnten, wird von diversen Faktoren unterstützt. So haben die Würfelnattern in ihrem Lebensraum, also steinigen Ufern in der Nähe von Gewässern, kaum Konkurrenz.
Laut Experte Sohni spielt zudem auch der Klimawandel eine wichtige Rolle. «Aufgrund der Tauchgänge von bis zu 20 Minuten muss sich die Schlange oft und lange aufwärmen», sagt er. Früher war die Würfelnatter deswegen vor allem in Gebieten wie Italien oder der Balkanhalbinsel verbreitet. Durch die wärmeren Sommer wurde aber auch die Schweiz immer mehr zu einem attraktiven Lebensraum für die Tiere.
Damit ist nicht nur rund um den Zürichsee eine Begegnung mit einer Würfelnatter gut möglich: Auch etwa am Genfersee, am Vierwaldstättersee oder am Bielersee haben sich die Tiere zuletzt ausgebreitet.
Wie soll man mit den Schlangen umgehen?
Sieht man eine Würfelnatter, empfehlen die Behörden, diese bestenfalls zu ignorieren, auch wenn man sich vor dem Tier fürchten sollte. «Wenn man auf eine Würfelnatter trifft, soll man diese in Ruhe lassen. Sie sind scheu und ziehen sich zurück», so Florian Frei, Mediensprecher der Kantonspolizei Zürich, gegenüber Züri Today.
Auch Zoologe Sohni empfiehlt, die Würfelnattern so gut wie möglich in Ruhe zu lassen. Sollte sich aber ein Tier an einen Ort begeben, wo es womöglich gefährdet ist – etwa auf einem Boot –, könne man die Schlange aber problemlos von Hand entfernen. Traue man sich nicht, die Natter anzufassen, könne man sie auch behutsam mit einem Stock ins Wasser schubsen.
Liegt die Würfelnatter mit heraushängender Zunge auf dem Rücken, heisst dies nicht zwingend, dass das Tier tot ist. Denn fühlt sich eine Würfelnatter so stark bedroht, dass sie keinen anderen Ausweg sieht, tritt bei ihr eine Schockstarre ein.
Weiter zunehmen wird die Schlangen-Population rund um den Zürichsee im Spätsommer. In diesen Monaten legen die Nattern rund zwölf bis 24 Eier, Ende August oder im September schlüpfen die Jungtiere.
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