Die asiatische Hornisse treibt vermehrt ihr Unwesen auf dem europäischen Kontinent. Manche sprechen gar von einer «Invasion» der «Killerhornissen». Doch ist die Situation wirklich so prekär?
Das erste Mal wurde die Asiatische Hornisse in Frankreich festgestellt. Wahrscheinlich war sie mit einer Exportlieferung aus China oder Südostasien eingeschleppt worden. Seither hat sie sich in ganz Frankreich verbreitet und macht es sich vermehrt in anderen Regionen Westeuropas bequem.
Diese Ausbreitung der Asiatischen Hornisse beschäftigt vor allem Imker, wie die NZZ berichtete. Denn die Art aus dem Fernen Osten wird, nicht ohne Grund, oftmals als «Bienenkiller» bezeichnet. Vor allem im Sommer und Herbst laben sich die Hornissen mit dem eindrücklichen Namen «Vespa velutina» an den heimischen Honigbienen.
Sie ziehen ihre Kreise vor den Bienenstöcken und lauern ihrer Beute auf. Gerät eine Biene in die Fänge der Asiatischen Hornisse, reisst diese ihr den Kopf ab und verfüttert den proteinhaltigen Körper an ihren eigenen Nachwuchs.
In Frankreich steht man der Asiatischen Hornisse gar nicht wohlwollend gegenüber. Laut dem wissenschaftlichen Dienst der EU soll die Vespa velutina dort in einzelnen Stöcken bis zu 14'000 Honigbienen getötet haben – pro Monat.
Darum hat die Europäische Kommission sie nun auf die Liste der gebietsfremden, invasiven Arten gesetzt, wie die NZZ schreibt. Die Hornisse stelle eine «Gefahr für Honigbienen und für ganze Ökosysteme dar, da auch seltene Wildbienen auf dem Speiseplan der Hornisse stehen».
In der Schweiz steht die Vespa velutina auch auf der Liste der gebietsfremden Arten, hierzulande sind Fachleute jedoch etwas weniger negativ eingestellt. Freilich sei «die Invasion und Ausbreitung dieser Hornissenart keine gute Nachricht für die Bienen», sagt Bienenforscherin Gina Retschnig vom Institut für Bienengesundheit der Universität Bern. Allerdings:
Daniel Cherix von der Universität Lausanne und Fabian Trüb von Apiservice sehen die Asiatischen Hornissen als Problem, wenn sie in hohen Konzentrationen vorkommen. «In Frankreich und Nordspanien haben wir bereits höhere Dichten als in der ursprünglichen Heimat der Hornisse in Südostasien», so Trüb.
In der Schweiz wurde die Asiatische Hornisse erstmals 2017 im Jura entdeckt. Doch steht ihre Ausbreitung hier und in Deutschland noch am Anfang. Eine dauerhafte Etablierung wird sich jedoch wohl kaum verhindern lassen.
So schnell wie in Frankreich (78 Kilometer pro Jahr) dürfte es dann allerdings doch nicht gehen. Die dortigen Behörden seien lange untätig geblieben, so Daniel Cherix. In der Schweiz und in Deutschland wird versucht, die Invasorin aktiver zu bekämpfen.
Zu diesem Zweck wurde eigens eine Taskforce gegründet; die effektive Bekämpfung obliegt den Kantonen, so die NZZ. Die Bevölkerung ist aufgerufen, Sichtungen zu melden, nach Möglichkeit die Hornissen zu fotografieren und Bilder oder Videos zur Identifizierung auf der Plattform www.asiatischehornisse.ch hochzuladen.
Wenn ein Nest dann lokalisiert und entdeckt worden ist, wird es von einem Schädlingsbekämpfer mit einem Insektizid vernichtet. Diese Nester befinden sich oft in Baumkronen in über zehn Metern Höhe.
Insektenfallen, wie man sie in Frankreich verwendet, sind hierzulande und in Deutschland verboten, zumal die Kollateralschäden an anderen Insekten hoch sind. Fallen mit spezifischen Duftstoffen, welche ganz gezielt die Hornissenmännchen anlocken, sind laut Gina Retschnig vom IBH erst in Entwicklung. Aber: «Mit den richtigen Massnahmen und einer aufmerksamen Öffentlichkeit kann eine ungehinderte Ausbreitung eingedämmt werden.» Hoffentlich.
(cpf)