Am 3. Mai reisst ein Wolf ein Schaf bei Fischingen im Kanton Thurgau. Zwei Tage davor wird in Hagneck im Berner Seeland ein Jungwolf gesichtet. Am 24. März tötet ein Wolf 25 Schafe in der Zürcher Gemeinde Bonstetten. Und eine Woche davor reisst ein Wolf ein Reh im Schwyzer Muotathal.
Das sind nur vier von Dutzenden Vorfällen mit Wölfen in diesem Jahr. Auffällig ist: Die Wölfe sorgen längst nicht mehr nur in den Alpen und in Berggebieten für Schlagzeilen. Es scheint, als ob sie sich allmählich auch im Mittelland niederlassen.
Diese Tendenz bestätigt David Gerke, Präsident der Gruppe Wolf Schweiz. Er weist allerdings darauf hin, «dass der Wolfsbestand in der gesamten Schweiz steigt und dadurch auch mehr Wölfe ins Mittelland vordringen». Bis jetzt handle es sich bei den nachgewiesenen Tieren allerdings ausschliesslich um Wölfe, die das Mittelland durchziehen würden und sich nicht dauerhaft hier niedergelassen hätten.
Alles, was ein Wolfsrudel in seinem Lebensraum braucht, sind Wildtiere als Nahrungsquelle, Zugang zu Wasser und ruhige Gebiete, in denen die Aufzucht der Jungtiere ungestört möglich ist. Im Gegensatz zum Alpenraum und dem Jura sind die ruhigen Gebiete im dicht besiedelten Mittelland knapp. «Dennoch ist nicht auszuschliessen», so Gerke, «dass es auch in dieser Region zu einer Niederlassung von Wölfen kommen kann».
Eine solche Entwicklung würde David Gerke begrüssen: «Der Wolf ist ein einheimisches Tier, er soll sich dort niederlassen können, wo er sich wohlfühlt. Der Wolf hat auch im Mittelland ein Lebensrecht.»
Auch die Naturschutzorganisation Pro Natura zeigt sich «grundsätzlich erfreut» über die Rückkehr des Wolfes ins Unterland, wie Sara Wehrli, Verantwortliche für Jagdpolitik, sagt. Schliesslich handle es sich bei der «Weiterentwicklung der Wolfspopulation» um einen «natürlichen Prozess». Dieser bringe allerdings auch Verpflichtungen seitens Politik und Behörden mit sich: Eine frühzeitige Sensibilisierung und Beratung aller Betroffenen sei zwingend notwendig, «damit im Konfliktfall schnell gehandelt werden kann und Herdenschutz, Schadensvergütung und Zuständigkeiten klar geregelt sind», so Wehrli.
Sie spricht die Landwirtschaft an – und stellt fest:
Und zwar auch im Mittelland. Je mehr Wölfe in dieser Region unterwegs sind, desto notwendiger wird es, dass Landwirtinnen und Landwirte Herdenschutzmassnahmen ergreifen. Bis anhin galten vor allem Tiere in Berggebieten als potenzielle Opfer des Wolfes, nun müssen sich auch Schaf-, Ziegen- und Hühnerhalter im Mittelland vor möglichen Wolfsrissen schützen.
Deswegen müssen sich aber nicht alle Kleinviehhalter gleich einen Herdenschutzhund zulegen. Ein stabiler Elektrozaun reiche aus, sagt David Gerke. «Ausserdem macht es Sinn, die Tiere abends in den Stall zu bringen», so der Präsident von Wolf Schweiz.
Dem Schweizer Bauernverband (SBV) bereitet die zunehmende Präsenz des Wolfes im Mittelland Sorgen, wie er auf Anfrage mitteilt: «Bisher waren Wolfsrisse nur in Berggebieten ein Problem. Im Mittelland fühlten sich die Tierhaltenden sicher.» Diese Zeiten seien nun vorbei: «Es ist eine Frage der Zeit, bis es auch hier aufwendige und teure Schutzmassnahmen braucht.» Eine Alternative respektive Ergänzung zu diesen Massnahmen sieht der SBV in der «Regulierung der Wölfe», hier sei der Handlungsbedarf «gross und dringend».
Nachdem eine umfassende Reform des Jagdgesetzes in der Volksabstimmung im September 2020 knapp abgelehnt wurde, befasst sich aktuell die ständerätliche Umweltkommission (UREK-S) erneut mit dem Gesetz. Sie fordert in einer parlamentarischen Initiative, dass die «Regulierung von Wolfsbeständen als zusätzliche Massnahme zum zumutbaren Herdenschutz» zulässig sein soll, «wo aufgrund der hohen Wolfsdichte die Landwirtschaft gefährdet ist».
Zudem sollen Wölfe, «die auffallen, weil sie Siedlungen und Menschen bedrohlich nahekommen oder den Herdenschutz umgehen», erlegt werden dürfen. Die Schwesterkommission aus dem Nationalrat hat dem Ansinnen nach Anhörungen von Naturschutz-, Bauern- und Jagdverbänden zugestimmt. Die UREK-S erarbeitet nun einen Erlassentwurf.
Bis anhin haben Naturschutzorganisationen sowie die Gruppe Wolf Schweiz präventive Abschüsse stets bekämpft. Nun seien sie allerdings bereit, Hand zu bieten, so David Gerke. Allerdings nur, «wenn der Wolfsbestand auf regionaler und nationaler Ebene durch präventive Abschüsse nicht gefährdet» werde, die Abschüsse notwendig seien, um wahrscheinliche grosse Schäden zu vermeiden und der Bund – nicht die Kantone – bei den Regulierungsentscheiden das letzte Wort habe.
Wollt ihr mich verarschen? Wild ist die natürliche Nahrung des Wolfes. Schon klar werden Rehe und Hirsche gerissen. Das ist aus Waldverjüngungs-Sicht sogar erwünscht. Wieso wird das hier erwähnt?
"Eine Alternative respektive Ergänzung zu diesen Massnahmen sieht der SBV in der «Regulierung der Wölfe», hier sei der Handlungsbedarf «gross und dringend»."
Ach herje, der Verband der Rückständigen und Verhinderer muss immer alles kurz und klein machen, vergiften und "Regulieren", lebt aber zum grossen Teil vom Staat. Die Visionen dieser Leute sind leider genau so gross, wie ihre Höfe.
Lasst das jagen und schützt die Herden mit Zaun und Esel. Sollte ein Tier gerissen werden zahlt den Verlust. Dann ist alles gut.