Luxusauto-Diebstahl aus dem Gefängnis koordiniert: Polizei zerschlägt Netzwerk
Das Phänomen ist noch jung, hat in diesem Jahr aber die ganze Schweiz mit voller Wucht erfasst: Minderjährige und kaum erwachsen gewordene Franzosen aus der Banlieue, oft mit Wurzeln im Maghreb, kommen in die Schweiz, brechen in Autogaragen ein, klauen Luxusfahrzeuge, und liefern die Beute ihren Auftraggebern gegen einen Lohn von ein paar Tausend Euro ab. Rekrutiert werden die zum Teil erst 14-jährigen Grenzgänger des Verbrechens mit «Stelleninseraten» in sozialen Medien, die gute Bezahlung für tiefen Aufwand versprechen.
Das Bundesamt für Polizei (Fedpol) hat in diesem Jahr 180 Einbrüche oder Einbruchsversuche in Autogaragen registriert. Kommt die Polizei den Tätern auf die Schliche, rasen sie oft halsbrecherisch und mit bis zu Tempo 200 km/h davon. Schon mehrfach haben die Diebe die gestohlenen Vehikel bei Verfolgungsjagden zu Schrott gefahren. Am 14. Juli zum Beispiel, mitten in der Nacht, landete im Kanton Neuenburg ein weisser Audi in einer Leitplanke und ein grauer in einer Baumgruppe. Ein 15- und zwei 17-jährige Franzosen hatten die wertvollen Autos zuvor aus einer Garage in Travers entwendet.
Acht Franzosen verhaftet
Jetzt vermeldet die Neuenburger Polizei einen Erfolg. In Zusammenarbeit mit französischen Strafverfolgungsbehörden sowie mit Unterstützung von Fedpol und Europol ist es ihr gelungen, Hintermänner zu identifizieren. Am vergangenen Dienstag nahm die französische Polizei mit Unterstützung aus Neuenburg an verschiedenen Orten fünf mutmassliche Mitglieder einer kriminellen Organisation fest. Drei weitere waren bereits zuvor verhaftet worden.
Wie die Neuenburger Polizei mitteilt, zogen die Auftraggeber die Fäden für ihre illegalen Geschäfte zum Teil vom Gefängnis aus. Das Netzwerk besteht vornehmlich aus Banlieue-Franzosen im Alter von etwa 30 Jahren. Sie werden für 56 vollendete und versuchte Diebstähle von Luxusautos in der ganzen Schweiz verantwortlich gemacht. Damit nicht genug: Sie sollen auch ein Dutzend Einbrüche in Waffengeschäfte bestellt haben.
Ein lukratives Geschäft
Auf die Schliche kam die Neuenburger Polizei dem Netzwerk, nachdem sie im Sommer 2024 Jugendliche nach dem Diebstahl teurer Motorräder geschnappt hatte. Deren Spuren führten zu den Auftraggebern, die sich später auf Luxusautos und Waffengeschäfte spezialisierten.
Das Fedpol spricht von einem wichtigen Ermittlungserfolg. Die Sicherheitslage bleibe aber volatil, und die Fahrzeugkriminalität sei nach wie vor ein lukratives Geschäft für verschiedene organisierte Gruppen. Auch Georges-André Lozouet, Sprecher der Neuenburger Kantonspolizei, geht nicht davon aus, dass das Phänomen nachhaltig eingedämmt ist: «Viele Netzwerke agieren unabhängig voneinander. Und perspektivlose Jugendliche in den Banlieues gibt es viele.»
Lozouet sagt, diese seien nicht nur Täter, sondern auch Opfer. Wenn sie nämlich auf ihrer Diebstahlmission scheiterten, müssten sie ihren Auftraggebern als Strafe eine Art Schulden zahlen. (aargauerzeitung.ch)
