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Thurgauer Rentner geht freiwillig in den Knast – und schildert seine«Luxuswoche»

Die Strafanstalt Frauenfeld.
Die Strafanstalt Frauenfeld.google streetview

Thurgauer Rentner geht freiwillig in den Knast – und schildert seine «Luxuswoche» 

Weil er eine Verkehrsbusse nicht bezahlen wollte, sass ein Senior seine Strafe kurzerhand im Gefängnis Frauenfeld ab. 
12.04.2018, 15:4112.04.2018, 15:49
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Rentner haben Zeit, viel Zeit. Da überlegte ein Senior nicht lange, als ihm wegen eines Verkehrsdelikts eine Busse von 700 Franken aufgebrummt wurde. Anstatt zu zahlen, sass er seine Strafe im Gefängnis Frauenfeld ab. «Diesen Luxus wollte ich mir einfach mal gönnen», sagte der Senior zu den Frauenfelder Nachrichten. Sieben Tage verbrachte er hinter schwedischen Gardinen. 

Seine Schilderungen hören sich schon fast wie ein Scherz an. «Ich habe die Woche wirklich sehr genossen. Musste nicht kochen, wurde bewirtet und betreut. Sogar das Bett war so bequem wie zu Hause.» Langeweile sei in seiner Einzelzelle wegen des Fernsehers nie aufgekommen. Morgens habe er jeweils einen Spaziergang mit den anderen Häftlingen gemacht – Drogendealer, Diebe, Raser. «Nur mit dem Kaffee waren sie etwas knausrig», bilanziert der Mann. 

Über Sinn oder Unsinn des Rentner-Experiments kann man sich streiten. Bei ihm hat der Gefängnisaufenthalt einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen. «Ich finde es unverhältnismässig, dass Verbrecher so gut behandelt werden. Man könnte sie geradeso gut in ein Hotelzimmer einschliessen.» Man müsse sich fragen, ob ein Gefängnisaufenthalt überhaupt noch als Strafe angesehen werden könne. «Immerhin hat jeder Tag den Staat viel Geld gekostet.»

Ob ein Insasse eine Gefängnisstrafe nach bloss sieben Tagen beurteilen kann, scheint allerdings mehr als fraglich.

(red)

Häftlinge restaurieren Kult-Spielsachen

Video: srf/SDA SRF
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29 Kommentare
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Gigle
12.04.2018 16:42registriert April 2015
Interessant ist auch, dass er die anderen als Verbrecher sieht, sich selbst aber von dieser Definition ausschliesst. Das lässt sein Kommentar jedenfalls vermuten.
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ThePower
12.04.2018 17:27registriert März 2016
Es ist wahrscheinlich schon ein Unterschied, ob man das freiwillig und für einen kurzen Zeitraum macht oder jahrelang und unfreiwillig. Für mich als freiheitsliebender und spontaner Mensch wäre es der blanke Horror, 23 Std in einer Zelle rumzugammeln, nicht spontan rauszugehen und mein Essen nicht selber wählen zu können. Dazu geht wohl nach einer gewissen Zeit das Sozialleben vor die Hunde, weil man kaum Zeit mit seinem Umfeld verbringen kann. Also unter dem Strich finde ich schon, dass Knast eine Strafe ist..
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Wahrsager
12.04.2018 16:13registriert April 2018
Gerade unter Rentnern könnte das Schule machen.
Die Inhaftierung spart Lebenshaltungskosten ein, aber insbesondere Rentern bringt sie keine Nachteile.
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