Rentner haben Zeit, viel Zeit. Da überlegte ein Senior nicht lange, als ihm wegen eines Verkehrsdelikts eine Busse von 700 Franken aufgebrummt wurde. Anstatt zu zahlen, sass er seine Strafe im Gefängnis Frauenfeld ab. «Diesen Luxus wollte ich mir einfach mal gönnen», sagte der Senior zu den Frauenfelder Nachrichten. Sieben Tage verbrachte er hinter schwedischen Gardinen.
Seine Schilderungen hören sich schon fast wie ein Scherz an. «Ich habe die Woche wirklich sehr genossen. Musste nicht kochen, wurde bewirtet und betreut. Sogar das Bett war so bequem wie zu Hause.» Langeweile sei in seiner Einzelzelle wegen des Fernsehers nie aufgekommen. Morgens habe er jeweils einen Spaziergang mit den anderen Häftlingen gemacht – Drogendealer, Diebe, Raser. «Nur mit dem Kaffee waren sie etwas knausrig», bilanziert der Mann.
Über Sinn oder Unsinn des Rentner-Experiments kann man sich streiten. Bei ihm hat der Gefängnisaufenthalt einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen. «Ich finde es unverhältnismässig, dass Verbrecher so gut behandelt werden. Man könnte sie geradeso gut in ein Hotelzimmer einschliessen.» Man müsse sich fragen, ob ein Gefängnisaufenthalt überhaupt noch als Strafe angesehen werden könne. «Immerhin hat jeder Tag den Staat viel Geld gekostet.»
Ob ein Insasse eine Gefängnisstrafe nach bloss sieben Tagen beurteilen kann, scheint allerdings mehr als fraglich.
(red)