«Deutschland ist die ‹angesehenste Nation der Welt›», jubelte jüngst der Spiegel: Der Nachbar aus dem Norden hat die USA in einem Ranking von der Spitzenposition verdrängt, das jedes Jahr von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) erstellt wird. Von der Schweiz ist jedoch keine Rede: Sollte der helvetische Ruf etwa gelitten haben?
Eine Nachfrage beim GfK kann diese Sorgen zerstreuen: Das Land belegt denselben Rang wie im Vorjahr. Um zu erfahren, welcher Platz das ist, müssen Sie sich durch unsere Diashow der Top Ten klicken. (Pardon, aber es ist halt doch nicht alles umsonst im Internet ...)
«Die Position der Schweiz ist stark und stabil, obwohl es einige Unterschiede in den verschiedenen Image-Bereichen gibt», erklärt GfK-Direktorin Dr. Xiaoyan Zhao auf Nachfrage von watson. Gemeint sind damit beispielsweise Kategorien wie «Exzellenter Sport», in der Deutschland durch die erfolgreiche Fussball-WM Punkte sammeln konnte, um die USA vom Thron zu stossen. Andere Faktoren sind unter anderem Investitionsklima und soziale Gleichheit. Wo sind hierzulande die Stärken und die Schwächen in den Augen der Befragten?
«Die Schweiz ist etwa im Bereich Regierungsführung weltweit Nummer eins, aber die kulturelle Dimension ist mit dem 18. von 50 Plätzen relativ schwach», erläutert Zhao. Ihr Institut hat über 20'000 Personen in 20 Ländern befragt, um Unternehmen sagen zu können, in welchem Bereich sie sich in welchem Land verbessern können.
Den grössten Rutsch im Ranking hat Russland hingelegt: Moskau musste – wenig überraschend – in der Kategorie «Frieden und Sicherheit» deutliche Image-Einbussen hinnehmen und Staaten wie Argentinien, China oder Singapur an sich vorbeiziehen lassen. Global gesehen ist Russland das Land, das am stärksten kritisiert wurde, und belegt nur noch Platz 25.
Negative Auswirkungen des Image eines Staates können schwere Auswirkungen auf Industrie, Handel oder Tourismus haben, warnt Wissenschaftlerin Zhao: «Die heute einzige verbliebene Supermacht ist die globale öffentliche Meinung, sagt unser GfK-Partner Simon Anholt immer.»
Doch nicht nur Russlands Ruf ist angekratzt. «In einem Jahr mit verschiedenen internationalen Konfrontationen haben die USA signifikant an Boden verloren, wo die Spannungen am stärksten sind. Russland wie auch Ägypten haben die USA auf nie da gewesene Weise schlechter bewertet», so Zhao.
Das gelte nicht nur für den Bereich «Frieden und Sicherheit», sondern auch für die Kompetenz der US-Regierung. In diesem Sinne kann man Senat und Kongress nur raten, in der nächsten Sommerpause Polit-Urlaub in Bern zu machen. Willkommen!
Woraus ziehe ich jetzt nur mein Selbstvertrauen?