Für Imame und muslimische Betreuungspersonen gibt es in der Schweiz noch keine Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten: Der Kanton Zürich will diese Lücke mit dem Projekt «Zürich-Kompetenz» nun schliessen.
Mit dem Projekt soll ein Weiterbildungslehrgang für Imame und muslimische Betreuungspersonen angeboten werden. Davon könnte die gesamte Gesellschaft profitieren, sagte Regierungsrätin Jacqueline Fehr (SP) am Donnerstag an einer Medienkonferenz.
Denn Imame und die meist ehrenamtlich tätigen Betreuungspersonen seien Schlüsselpersonen. Sie würden als Brückenbauer eine wichtige Funktion einnehmen, indem sie zwischen Religionsgemeinschaft, Gemeinden und Zivilgesellschaft vermitteln würden.
Erwerben diese muslimischen Schlüsselpersonen weitere Kompetenzen, könnten unter anderem auch die Zürcher Gemeinden profitieren. Sie erhielten Ansprechpersonen in Fragen der Integration, der Jugendarbeit, der Religionspädagogik oder der Sicherheit.
Der Lehrgang wird von muslimischer Seite begrüsst, wie Gefängnisseelsorger Sakib Halilovic sagte, der in der Vereinigung der Islamischen Organisationen Zürich die Arbeitsgruppe Imame leitet. Denn die Erwartungen und Anforderungen der Gesamtgesellschaft an die muslimischen Gemeinschaften seien gross.
Es gehe aber oft vergessen, dass sie kein geölte Maschine mit vielen Angestellten seien, sagte Halilovic. «Wir sind ein Milizverein mit wenigen finanziellen Mitteln.» Deshalb sei die neue Weiterbildungsmöglichkeit wichtig. Gerade muslimische Betreuungspersonen könnten davon profitieren, die im Auftrag eines Moscheevereins meist ehrenamtlich und nebenbei religiöse, pädagogische oder soziale Aufgaben erfüllen würden.
Mit dem Lehrgang soll erreicht werden, dass die Schlüsselpersonen «das nötige Rüstzeug» mitbringen, wie Projektleiter Lewin Lempert an der Medienkonferenz sagte. Es gehe dabei weit über eine Weiterbildung hinaus; mit dem Projekt soll eine nachhaltige Entwicklung angestossen werden.
Ein Ziel ist laut Lempert, dass die Teilhabe von muslimischen Menschen im Kanton Zürich gestärkt wird und dass ein Beitrag geleistet wird, um die Entstehung von Parallelstrukturen zu verhindern. Zudem soll der Dialog mit den Teilnehmenden über das Projekt hinaus andauern und der Personenpool von kompetenten Ansprechpersonen vergrössert werden.
Im Kurs werden unter anderem Schweizerische und Zürcherische Inhalte vermittelt, wie Hansjörg Schmid, der Direktor des Schweizerischen Zentrums für Islam und Gesellschaft der Universität Freiburg, erklärte. So sollen etwa Fragen rund um Religion und säkularen Staat behandelt werden. Im Weiteren geht es auch um theologische Überlegungen zu aktuellen Herausforderungen. Schmid nannte etwa die gesellschaftliche Vielfalt und die Religionsfreiheit als Beispiele.
Der Weiterbildungslehrgang steht Männern und Frauen offen und wird auf deutsch geführt. Zum Aufnahmeprozedere gehört auch eine Sicherheitsüberprüfung. Der Lehrgang umfasst acht Seminartage.
Damit sei es aber nicht getan, sagte Schmid. Es werden auch Kurzhospitationen - beispielsweise in einer Bildungseinrichtung - verlangt. Zudem muss jeder Teilnehmende ein «gesellschaftsbezogenes Transferprojekt» durchführen; beispielsweise einen Dialogprozess mit einer Schule oder eine Kooperationsveranstaltung.
Mit dem Pilotprojekt werden vor allem jene Kreise erreicht, die bereits heute integriert sind, ist sich Jacqueline Fehr bewusst. Das sei aber der normale Weg, sagte sie. «Wir müssen zuerst denjenigen den Rücken stärken, die bereits mit uns unterwegs sind.» Danach erreiche man Schritt für Schritt immer mehr Leute.
Das Pilotprojekt «Zürich-Kompetenz» steht unter der Federführung der kantonalen Direktion der Justiz und des Innern. Es wird zusammen mit dem Schweizerische Zentrum für Islam und Gesellschaft der Universität Freiburg und mit Unterstützung der Vereinigung der Islamischen Organisationen Zürich durchgeführt.
Es ist auf knapp drei Jahre ausgelegt und kostet rund 405'000 Franken. Die Vereinigung übernimmt davon 21'780 Franken, der Rest stammt aus dem Gemeinnützigen Fonds des Kantons Zürich. Ein erster Weiterbildungslehrgang soll 2022 starten, ein zweiter 2023. Im Kanton Zürich leben rund 100'000 Musliminnen und Muslime. (sda)
Also will man hier den Status von Don Camillo für Imane? Das Revival der Dorfpfarrer von einst?
Keine Ahnung, auf was für Hoffnungen das beruht. Auf Logik jedenfalls nicht. Integration durch die Stärkung vom Faktor Religion ist nirgends gelungen. Orthodoxe Juden sind die am schlechtesten integrierte Bevölkerungsgruppe in Israel. Sie bilden einen Staat im Staat. Sie glauben an Gott, nicht an Demokratie.
Ein sakuläres Land soll Religion dulden, aber niemals fördern.