Die Massnahmen seien eine Reaktion auf «Missverständnisse» zwischen den Bevölkerungsgruppen, schrieb die Task Force mit dem Namen «Verständigungsprozess in Davos» am Donnerstag in einer Mitteilung.
Zuletzt kam es im vergangenen Winter zu einem Eklat, als ein Bergrestaurant in Davos jüdischen Gästen keine Schneesportgeräte mehr vermieten wollte. Verschiedene «ärgerliche Vorfälle» hätten zum Vermietstopp geführt, hiess es damals in einem Schreiben in hebräischer Sprache, das beim Gasthaus aufgehängt war.
Die Reaktion des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds (SIG) war scharf. Generalsekretär Jonathan Kreutner sprach von einem neuen «Level an Dreistigkeit» und kündigte rechtliche Schritte an.
Der SIG hatte auch andere Akteure in Davos kritisiert. So würden Hotels, Restaurants und Läden jüdische Gäste nicht willkommen heissen. Die lokale Tourismusorganisation habe gar ein gemeinsames Dialogprojekt auf Eis gelegt.
Nun sassen sich der SIG und die lokalen Vertreter erneut gegenüber. Die von einer externen Verhandlungsberatung geleitete Task Force einigte sich nun auf zehn Punkte, die die Integration jüdischer Gäste in Davos wieder garantieren sollen:
Während des Sommers wird eine Anlaufstelle für jüdische Gäste geschaffen, bei der Informationen und andere Dienstleistungen erhältlich sind. Die Stelle soll auch bei Konflikten vermitteln.
Mögliche Konflikte sollen künftig mittels Dialog sofort gelöst werden, bevor sie ausarten, sagte der ehemalige Direktor der Destination Davos Klosters, Reto Branschi, im Gespräch mit Keystone-SDA.
Als Beispiel nannte er dazu Kleidervorschriften für verschiedene Aktivitäten. So könne statt eines Vermietstopps eine Bedingung ausgesprochen werden, die dann nicht diskriminierend wirkt.
Bei der Ausarbeitung der Massnahmen habe man zwar einige «harte aber auch konstruktive Diskussionen» geführt und sei nun sehr zuversichtlich, dass mit den Leitlinien künftigen Problemen vorgebeugt werden könne. Auch beim SIG sei man optimistisch, was die Wirkung der Massnahmen angehe, sagte Generalsekretär Jonathan Kreutner auf Anfrage.
Die Massnahmen werden nun im Sinne eines Pilotprojekts für die laufende Sommersaison umgesetzt. Dies sei auch die Zeit, in der erfahrungsgemäss Bedarf danach entsteht. Auch sei es denkbar, dass Erfahrungen aus dem Sommer auch in anderen Jahreszeiten hilfreich seien, sagte der Davoser Landammann Philipp Wilhelm zu Keystone-SDA. (sda)
Ich habe auch schon eher unangenehme Erfahrungen mit ultraordoxen Juden gemacht, wobei man aber schon sehen muss, dass diese innerhalb des Judentums eine sehr kleine Gruppierung darstellen.