Nach dem Tod von Papst Franziskus sind Fragen zur künftigen Ausrichtung der katholischen Kirche aufgekommen. Für die Schweizer Kirche riet der Präsident der Bischofskonferenz, Charles Morerod, von zu grossen Reformen ab – um die Mitglieder nicht mehr zu spalten.
Allzu grosse Reformen würden die Mitglieder der katholischen Kirche in der Schweiz noch mehr spalten, sagte Morerod in einem Interview mit der aktuellen «SonntagsZeitung».
Hinsichtlich Reformschritten könne die Kirche der Schweiz auch nicht abgesondert betrachtet werden. Die katholische Kirche sei grösser.
In der Schweiz gebe es einen «grossen Graben zwischen Traditionalisten und Progressiven», sagte der Bischof von Lausanne, Genf und Freiburg. Besonders bei emotionalen Themen wie Homosexualität würden die Meinungen oft diametral auseinandergehen. Morerod nannte eine Messe in Genf als Beispiel: Es sei nicht von allen goutiert worden, dass eine homosexuelle Person dazu eingeladen worden sei. Seine persönliche Meinung zum Thema Homosexualität wollte er im Interview nicht äussern.
Der Graben sei weder geografisch noch liege er an den Generationen. Auch junge Menschen hätten ihn schon darauf angesprochen, dass die Kirche sich gegen Homosexualität aussprechen solle, sagte er und fügte hinzu:
Diese Aussage nannte er «dumm». «Aber es hilft nicht, den Leuten zu sagen, dass sie dumm sind», sagte er. Deshalb setze er auf den Dialog.
Den Dialog erhoffe er sich auch vom neuen Papst. Der am Ostermontag verstorbene Papst Franziskus habe immer mit allen das Gespräch gesucht. «Der neue Papst sollte es deshalb Franziskus gleichtun», sagte der Präsident der Schweizer Bischofskonferenz. (sda)
Eine Institution, die sich nicht an veränderte gesellschaftliche Realitäten anpasst, wird zwangsläufig an Relevanz verlieren. Tradition allein trägt keine Gemeinschaft, wenn sie den Lebensrealitäten der Menschen widerspricht.
Glauben darf sich nicht hinter starren Strukturen verstecken, sondern muss im Hier und Jetzt Antworten bieten. Wer die Kirche nur den Traditionalisten überlässt, wird erleben, wie sie sich selbst marginalisiert.