Das Thema der gestrigen «Arena» wirkte ein wenig fehl am Platz: Da gibt es aussenpolitische Spannungen zwischen der Ukraine und Russland, der Bundesrat ist mitten in der Corona-Lockerungsdebatte und in der Medienpolitik drohen bald stürmische Zeiten. Und da soll Strompolitik das naheliegendste Thema der wichtigsten Schweizer TV-Politsendung sein?
Diese Frage drängt sich jedoch nur auf, weil Horror-Szenarien wie «Stromlücke» oder «Strommangel» im Alltag von Herr und Frau Schweizer nicht omnipräsent sind. Die Szenarien sind aber echt: Die Energiekommission des Bundes warnte jüngst vor einer möglichen Stromlücke. «Arena»-Moderator Sandro Brotz wählte da einen besonderen Weg, um die Zuschauerinnen und Zuschauer von der Wichtigkeit des Themas zu überzeugen: Er simulierte im Studio einen Stromausfall. Es wurde für eine kurze Zeit dunkel, Brotz beleuchtete sich mit einer Taschenlampe.
Für einmal waren sich alle Gäste einig: Dieses Szenario droht tatsächlich und sollte politisch angegangen werden. Eingeladen wurden die Nationalrätinnen und Nationalräte Florence Brenzikofer (Grüne), Christian Imark (SVP), Roger Nordmann (SP) und Christian Wasserfallen (FDP) – wobei letzterer so etwas wie einen «Heim-Vorteil» hatte: Wasserfallens Partei entscheidet heute Samstag über ihre Position zur Energie-Politik. Die Nachrichten waren diese Woche voll mit Meldungen darüber, ob die FDP den Ausstieg aus dem Atom-Ausstieg will, um eben die Stromlücke anzugehen.
Wasserfallen nutzte diese Karte aber weder für sich, noch für seine Partei aus: Er präsentierte sich liberal und offen für alle Stromquellen. Die hochpolitische AKW-Frage, die auch in der «Arena» diskutiert wurde, vermochte er aber mit inhaltslosen Sätzen wie «Wir suchen noch nach Lösungen, um eine Formulierung zu finden, die für alle irgendwie stimmt» nicht zu dominieren.
Diese Show stahl ihm stattdessen sein bürgerlicher Namensvetter Christian Imark von der SVP. Dieser teilte die Positionen von Wasserfallen weitaus überzeugter und lebendiger als der Freisinnige: Die Schweiz brauche einen Stromgeneral (oder eine -generalin)! An der Misere seien die Linken und allen voran Bundesrätin Simonetta Sommaruga schuld, weil erneuerbare Energieformen gebremst werden und der Atomausstieg beschlossen wurde. Und ausserdem müsse man alles neu analysieren.
Imark tat dies zeitweise derart unruhig und energiegeladen, dass es am Fernseher wie ein Anfauchen wirkte. Er kritisierte die Positionen des Sozialdemokraten Roger Nordmann mit Sätzen wie: «Herr Nordmann, was Sie jetzt gesagt haben, funktioniert technisch schon. Aber es ist wie beim Kommunismus: Es funktioniert nur auf dem Papier!» Zu den Vorschlägen der Grünen Florence Brenzikofer meinte er laut und bestimmt: «Es reicht nicht!» Dazwischen unterbrach er die anderen Gäste, murmelte abfällig «Ja, von mir aus!» an die Adresse eines zugeschalteten Bürgers.
Das ging so weiter bis zur 66. Minute, wo es auch dem Moderator Sandro Brotz zu bunt wurde: Imark kassierte eine Massregelung («Was reden Sie immer dazwischen?»), als er auch noch einen zweiten zugeschalteten Gast unterbrechen wollte. Dieser war niemand geringeres als der Axpo-Chef Christoph Brand – ein Mann vom Fach, der die Probleme bei der Energieproduktion aufzeigte.
Er erwähnte etwa, dass kaum noch ein Unternehmen die finanziellen Risiken eines Atomkraftwerks übernehmen wolle. Oder dass neue Fotovoltaikanlagen oder andere Erneuerbare-Energien-Projekte verboten oder von Umweltverbänden blockiert werden. Und ausserdem gebe es nicht «die eine Technologie», die alle Probleme lösen würde: «Wir dürfen die Technologien nicht gegeneinander ausspielen. Das bringt nichts. Wir brauchen einen Mix von Technologien.»
Dieses Statement gefiel beinahe allen im Studio. Auch SP-Fraktionsschef Roger Nordmann erwähnte die unternehmerischen Nachteile bei allfälligen neuen Atomkraftwerken: Die Kernenergie sei nicht attraktiv und komme sowieso nicht in Frage, um das Szenario einer «Stromlücke» zu verhindern. Bis auch nur eine einzige Kilowattstunde produziert werde, würde es wegen des politischen Prozesses Jahrzehnte dauern. Die AKW-Debatte sei für ihn deshalb eine «Scheindebatte».
Nordmann, Brand, Brenzikofer und auch Wasserfallen waren sich deshalb einig: Es brauche einen Strommix. Umstritten blieb die Frage, wie dieser erreicht werden soll. Gut veranschaulicht wurde das beim Diskussionspunkt Solarenergie. Brenzikofer, die am Freitag ihr Debüt in der «Arena» hatte, forderte eine «Solar-Offensive». Nordmann ärgerte sich ausnahmsweise darüber, dass solche Projekte auch von Umweltverbänden blockiert werden. Und Wasserfallen stellte klar: Auch er sei für Sonnenstrom, aber bitte ohne Subventionen.
Der eigentliche Star der Sendung war für einmal die «Protokollantin» und Bühnenpoetin Patti Basler. Weil die Sendung sich nicht um eine Abstimmung drehte, durfte sie das Schlusswort halten – was im Studio und im Vorzimmer des Studios zu schönem Gelächter führte: Basler lieferte ein wortspielreiches Werk, in dem sie von «Sommeruga», «Wasserfällen», «Männern mit Brennstäben in Mark und Bein» bis hin zu «Brenziköfen» alles bot.
Die ganze Sendung und Patti Baslers Zusammenfassung gibt es hier.
Die laufenden Energiekosten mit einer PV-Anlage auf dem Dach sinken massiv. Vor allem dann, wenn man sie mit einer Wärmepumpe, oder gar einem E-Auto koppeln kann.
Ich kann nur Jedem, der ein geeignetes Dach nutzen kann empfehlen, mal selber einen Solarrechner für sein Dach zu nutzen. Und - eigener Strom mach Freude!
Diese Typen kotzen mich an. Können die irgendwas anderes, als anderen die Schuld zuweisen? 5-Jährige haben mehr Verantwortungs- und Pflichtbewusstsein!