Schweiz
Romandie

Mann entführt Nichte in den Kosovo – Freiheitsstrafe bestätigt

Mann entführt Nichte in den Kosovo – Freiheitsstrafe bestätigt

25.06.2020, 12:0025.06.2020, 12:07
Mehr «Schweiz»
Das Bundesgericht hat sich mit den Voraussetzungen für einen Anspruch auf Kinderrenten bei anerkannten Flüchtlingen auseinander gesetzt. (Archivbild)
Bild: KEYSTONE

Das Bundesgericht hat die Verurteilung eines Mannes bestätigt, der seine in der Schweiz eingebürgerte Nichte 2014 in den Kosovo entführte. Die heute 26-Jährige hatte gegen den Willen ihrer Familie eine Liebesbeziehung mit einem Italiener.

Das Waadtländer Kantonsgericht verurteilte den Mann wegen qualifizierter Freiheitsberaubung und Entführung und wegen Verstosses gegen das Waffengesetz zu einer Freiheitsstrafe von 30 Monaten. Neun Monate davon muss der Verurteilte absitzen. Die restlichen 21 Monate wurden aufgeschoben.

Im März 2014 überzeugte der Mann seine damals 19-jährige Nichte, mit zu ihm nach Hause zu kommen. Dort wurde der jungen Frau ein Beruhigungsmittel in den Eistee gemischt. Sie wurde anschliessend im Auto ihres Vaters in den Kosovo zu den Grosseltern mütterlicherseits gefahren, wo sie 15 Tage lang festgehalten wurde.

Nachdem die Schweizer Behörden die kosovarische Polizei alarmiert hatten, wurde die 19-Jährige befreit und in die Schweiz zurück gebracht. Dies geht aus einem am Donnerstag veröffentlichten Urteil des Bundesgerichts hervor.

Der Verurteilte beantragte vor Bundesgericht einen Freispruch vom Vorwurf der Freiheitsberaubung und Entführung, weil vorwiegend die Aussagen des Opfers berücksichtigt worden seien.

Zahlreiche Belege

Das Bundesgericht hält fest, dass die Ausführungen der jungen Frau durch verschiedene Beweise, Zeugenaussagen, das Teilgeständnis des Vaters, eine Haaranalyse und Aussagen der lokalen Polizei gestützt würden. Zudem würde die Analyse der Telefondaten für die Version der Entführten sprechen.

Auch wenn der Onkel den Kosovo einen Tag nach der Ankunft verlassen habe, erachtet das Bundesgericht die Verurteilung wegen qualifizierter Strafbegehung für gerechtfertigt.

Die junge Frau sei mehr als zehn Tage festgehalten worden und der Onkel habe beim Tatplan und dessen Umsetzung eine zentrale Rolle gespielt. Die Entführte sollte so lange im Kosovo festgehalten werden, bis sie ihre Beziehung aufgegeben hätte.

Der Verurteilte kritisierte die Höhe seiner Strafe im Vergleich zu jener des Vaters des Opfers. Dieser war zu einer bedingten Freiheitsstrafe von 24 Monaten verurteilt worden. Das Bundesgericht hält diesen Unterschied für gerechtfertigt. So leugne der Verurteilte die Tat trotz aller Beweise nach wie vor. Seine Haltung habe sich nicht geändert, und er habe keinerlei Einsicht.

(Urteil 6B_222/2020 vom 10.6.2020) (aeg/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
6 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
insert_brain_here
25.06.2020 12:38registriert Oktober 2019
Die Strafbemessung ist doch ein Witz. Geplantes, hinterhältiges Vorgehen, klare Absicht der Geschädigten elementare Menschenrechte vorzuenthalten, Verabreichung von Medikamenten was durchaus auch tödlich enden kann und dafür gibts 30 Monate wovon nur 9 abgesessen werden müssen?
Und wie geht es dem Opfer? Wird sie entschädigt? Wird sie vor weiteren Übergriffen geschützt?
372
Melden
Zum Kommentar
avatar
Peter Vogel
25.06.2020 14:12registriert Juni 2020
Dass es immer noch Leute gibt die meinen anderen oder sogar den eigenen Kindern vorzuschreiben mit wem Sie eine Beziehung haben sollen. Das Problem scheint in den letzten Jahren schlimmer geworden zu sein.
263
Melden
Zum Kommentar
avatar
code-e
25.06.2020 15:54registriert November 2018
Solche Menschen sind in der Tat eine riesen Bereicherung für unser Land...
278
Melden
Zum Kommentar
6
Phishing-E-Mails im Namen von Migros, Ikea und TCS: Nein, du gewinnst kein Dankesgeschenk
Obacht, Betrüger verschicken verschiedene Varianten von Phishing-E-Mails im Namen der Migros, von Ikea oder des TCS. Die Masche ist bekannt – und trotzdem funktioniert sie offenbar noch immer.

Ein Notfallset des TCS oder eine elektrische Zahnbürste von der Migros als Dankesgeschenk: Solche Preise kann man angeblich gewinnen, wenn man an einer kurzen Online-Umfrage teilnimmt.

Die Kriminellen versuchen die Empfänger mittels imitierter E-Mails im Namen bekannter Schweizer Unternehmen und Organisationen wie der Migros oder des Verkehrsclubs TCS zu täuschen. Sie wählen für ihre Betrugsmasche mit Vorliebe Unternehmen, die eine hohe Glaubwürdigkeit ausstrahlen.

Das Ziel ist natürlich nicht, den E-Mail-Empfängern vor Weihnachten etwas Gutes zu tun, «sondern an ihre persönlichen Informationen sowie Kreditkartendaten zu gelangen», wie die Kantonspolizei Zürich bereits Anfang Oktober warnte. Die Phishing-Welle läuft allerdings nach wie vor und dürfte erfahrungsgemäss vor den Weihnachtstagen ihren Höhepunkt erreichen.

Zur Story