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SBB ziehen ihrem Unterhaltungsportal den Stecker

SBB- Zug fährt wieder durch Weströhre im Gotthard-Basistunnel
Es sollte ein «revolutionäres, digitales Ergebnis» sein, das Unterhaltungsportal der SBB auf den Fernverkehrszügen. Doch nach nur fünf Jahren wurde es wieder eingestampft.Bild: sbb

SBB ziehen ihrem Unterhaltungs-Portal den Stecker

Bis vor kurzem konnte man in den Fernverkehrszügen der SBB via Handy oder Laptop kostenlos Filme schauen und digitale Magazine lesen. Damit ist nun Schluss: Zu wenige haben das Angebot genutzt.
10.04.2025, 07:3110.04.2025, 07:37
Alessandro Perucchi / ch media
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Während einer langen Reise Zeitung lesen, eine Fernsehserie streamen oder über aktuelle Verspätungen informiert sein? Etwas, das wohl alle Zugpassagiere schon einmal gemacht haben. In der Zusammenführung dieser Tätigkeiten auf einer einzigen Seite erkannten die SBB ein Kundenbedürfnis und schufen vor rund fünf Jahren ein digitales Portal auf ihren Fernverkehrszügen, das via Handy oder Laptop zugänglich war. Nun wurde es abgestellt – zu wenige haben das Angebot genutzt.

«Die SBB wollten ein revolutionäres, digitales Erlebnis an Bord ihrer Hochgeschwindigkeitszüge schaffen», schreibt die Firma Gomedia, die das SBB-Unterhaltungsportal konzipiert und umgesetzt hat. Wer sich mit einem eigenen Endgerät mit dem drahtlosen Netzwerk in den Schnellzügen, etwa auf der Gotthardstrecke, verbunden hatte, wurde bis anhin direkt auf das SBB-Portal weitergeleitet.

Auf diesem konnten Nutzerinnen und Nutzer kostenfrei Filme schauen, Magazine und Zeitschriften lesen und Spiele spielen. Zudem hat das Portal einen Überblick über die Reise geboten, mit aktueller Geschwindigkeit, Speisekarten des Bordrestaurants und hilfreichen Tipps. Gemäss Gomedia wurde das Portal von drei Viertel aller Nutzerinnen und Nutzer als «hervorragend» oder «sehr gut» bewertet.

Nur: Genutzt haben es nicht sehr viele Kundinnen und Kunden. Wer sich jetzt mit dem Portal zu verbinden versucht, erhält die Information, dass «SBB OnBoard» aufgrund tiefer Nutzerzahlen abgeschaltet wurde. Viele hätten das Portal ohnehin nie genutzt, schreibt eine SBB-Sprecherin: «Die Nutzerzahlen waren auf tiefem Niveau abnehmend.»

ICE-Portal beliebt

Die SBB sind vergleichsweise spät auf den Bordunterhaltungs-Zug aufgesprungen. Die Deutsche Bahn etwa betreibt ihr ICE-Portal, das auf Hochgeschwindigkeitszügen via Wi-Fi verfügbar ist, seit 2015. Das Angebot sei bei den Reisenden sehr beliebt, schreibt eine Sprecherin der DB auf Anfrage, und bekräftigt: «Die Nutzerzahlen des ICE-Portals steigen stetig».

Ein Grund, wieso das Portal in Deutschland gut funktioniere, liegt gemäss der Deutschen Bahn in der Verfügbarkeit von mobilem Internet: «Datenflatrates haben sich im Markt in Deutschland noch nicht so durchgesetzt wie in anderen Ländern.» Nutzerinnen und Nutzer benötigten also das Wi-Fi und würden so auch von den Gratisangeboten profitieren.

Statistiken zufolge liegt die Anzahl Internetnutzer mit unbegrenztem Datenvolumen im einstelligen Prozentbereich. In der Schweiz hingegen besitzen weit mehr als die Hälfte eine Flatrate – 2019 waren es 73 Prozent. Das ermöglicht unbegrenztes Streaming von Filmen ausser Haus. Ende jenes Jahres implementierten die SBB zum ersten Mal kostenfreies Internet in den Zügen, gleichzeitig mit «SBB OnBoard». Auf den letzten Fahrplanwechsel wurde es abgestellt. Eine Sprecherin begründet: «Wir gehen davon aus, dass die meisten Reisenden Inhalte zunehmend auf den eigenen Geräten konsumieren.»

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40 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Geröllhaldenprofi
10.04.2025 07:56registriert September 2020
Schwierig etwas zu nutzen von dem man nicht weiss dass es existiert.
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Cpt. Jeppesen
10.04.2025 08:18registriert Juni 2018
In den DBahn Zügen sind an jedem Platz QR Codes zum abscannen mit dem Handy. Vielleicht wird es deswegen mehr genutzt? Das Angebot der SBB wurde kaum beworben und bei mir jedenfalls hatte es nicht funktioniert.
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P. Etter
10.04.2025 08:08registriert Dezember 2021
Das kann man einerseits nicht mit Deutschland vergleichen. Da sitzt man vergleichsweise länger im Zug. Und das nicht nur weil die Strecken weiter sind.

Andererseits wusste man gar nicht, dass es dieses Angebot wirklich gibt. Das WiFi bei den SBB ist so lahm, dass man die Mobilverbindung nutzt und Netflix schaut (oder eben arbeitet) - dann hat sich das OnBoard-Entertainment eh erledigt.
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