Ein Nightjet der ÖBB am Zürcher HB.Bild: KEYSTONE
Zwei von vier neuen Nachtzug-Destinationen lassen auf sich warten. Schuld daran sei das gescheiterte CO₂-Gesetz, sagt SBB-Chef Vincent Ducrot. Insgesamt wird das Reisen mit dem Nachtzug in Europa aber attraktiver.
14.12.2022, 12:2714.12.2022, 13:04
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Sich in Zürich ins Bett legen und in Barcelona oder Rom wieder aufwachen: 2024 hätte das möglich sein können. Doch daraus wird vorerst nichts.
Vor zwei Jahren kündigten die SBB gemeinsam mit den österreichischen Bundesbahnen ÖBB an, den Nachtzugverkehr von sechs auf zehn Linien auszubauen. Das Nachtnetz von Zürich hätte folgendermassen ausgesehen:
Die Nachtzug-Verbindung nach Amsterdam wurde bereits letztes Jahr umgesetzt. Seit vergangener Woche fährt auch ein Nachtzug über Leipzig und Dresden nach Prag. Doch die beiden Sonnendestinationen Barcelona und Rom werden noch länger auf sich warten lassen.
«Die Strecken sind nicht rentabel»
Grund dafür ist fehlendes Geld. «Die Strecken sind nicht rentabel», sagte SBB-Chef Vincent Ducrot am Dienstag im SRF. Die langen Fahrten seien mit hohen Trassenpreisen verbunden, «deshalb brauchen wir finanzielle Unterstützung».
Das CO₂-Gesetz hätte eine solche Unterstützung vorgesehen. Mithilfe eines Klimafonds sollte der grenzüberschreitende Zugverkehr gefördert werden. Doch das Schweizer Stimmvolk versenkte das CO₂-Gesetz im Sommer 2021. Im SRF weibelte Ducrot deswegen für eine öffentliche Finanzierung. Man wäre weiterhin bereit, Rom und Barcelona mit Nachtzügen zu bedienen, käme eine solche Finanzierung zustande.
Trotzdem grösseres Angebot
Trotz des Dämpfers geht es mit dem Ausbau des Nachtnetzes in Europa voran. Vor wenigen Jahren wäre das noch undenkbar gewesen: Die Bahnunternehmen stiegen fast geschlossen aus dem Geschäft aus. Doch die Nachfrage nach klimafreundlichen Reisen fungierte als Defibrillator für die tot geglaubte Branche. Eine Übersicht der neuen Verbindungen:
Ab Zürich
- Berlin/Hamburg: Seit dem 11. Dezember fahren zwei Nightjets der ÖBB nach Berlin und Hamburg. Zuvor wurde dieser Zug gemeinsam geführt und erst unterwegs geteilt. So erhöhen sich die Kapazitäten.
- Leipzig: Der Nachtzug nach Berlin hält neu auch in Leipzig.
- Dresden: In Leipzig wird der Zug geteilt, der eine Teil geht nach Berlin, der andere nach Dresden und …
- Prag.
Insgesamt fahren ab Zürich Nachtzüge zu folgenden grösseren Destinationen:
- Deutschland: Berlin, Bremen, Dresden, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Hannover, Köln, Leipzig
- Kroatien: Zagreb
- Niederlande: Amsterdam, Utrecht
- Österreich: Graz, Innsbruck, Linz, Salzburg, Wien
- Slowenien: Ljubljana
- Tschechien: Prag
- Ungarn: Györ, Budapest
Städte, die du ab Zürich mit dem Nachtzug erreichst
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Städte, die du ab Zürich mit dem Nachtzug erreichst
Der See Bled in Slowenien mit der berühmten Insel.
quelle: shutterstock
Neue internationale Zugverbindungen
Auch im Rest Europas kehren die Nachtzugverbindungen langsam zurück. Zum Beispiel in Stuttgart, einem ehemaligen Hauptknotenpunkt für Nachtzüge. Neu verkehren dort jede Nacht Züge nach Wien, Budapest, Ljubljana, Zagreb und bis ins kroatische Rijeka. Weitere neue Verbindungen sind:
- München über Genua bis nach La Spezia in der Cinque Terre
- Freiburg über Paris nach Bordeaux (wöchentlich)
- Oslo nach Stockholm (neu fünfmal täglich)
- Krakau bis Kaunas in Litauen
Eine Karte mit allen Nachtzugverbindungen in Europa gibt es hier.
Nachtzüge aus aller Welt
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Nachtzüge aus aller Welt
Nachtzüge aus aller Welt: Ein Designer hat alle Nachtzüge auf einer Karte zusammengefasst. In der Bildstrecke geben wir einen Einblick in verschiedene Nachtzüge rund um den Globus. Fangen wir mit Indien an:
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