Bei Reisen ins Ausland hatte die Bahn lange einen Nachteil gegenüber dem Flugzeug. In der SBB-App etwa waren Billette für Züge ins Ausland lange nicht erhältlich. Beim Flugzeug hingegen spielen Ländergrenzen seit jeher keine Rolle im Buchungsprozess.
Das hat sich nun auch bei der Bahn geändert. Bereits seit 2024 lassen sich selbstständig Tickets für die meisten Züge ins angrenzende Ausland auf dem Handy oder Computer kaufen. Seit Ende Juni können nun auch Billette für Nachtzüge über SBB Mobile erworben werden. Damit sind jetzt Tickets für alle internationalen Züge, die in oder aus der Schweiz fahren, in der SBB-App und auf der Internetseite der SBB erhältlich.
Seit Mitte Juni können zudem Tickets für die Frecciarossa-Züge von Italien nach Frankreich sowie innerhalb Frankreichs auf allen Kanälen der SBB gekauft werden – also auch in der App oder auf der Website. Diese Züge der italienischen Bahn fahren auf den Strecken Paris-Marseille, Paris-Lyon sowie Paris-Mailand. Frecciarossa-Züge, die innerhalb Italiens verkehren, können bereits seit längerem auf den SBB-Kanälen gebucht werden.
Ein weiterer Ausbau steht bevor. Voraussichtlich ab Herbst können mit den Iryo-Zügen auch Tickets für Hochgeschwindigkeitszüge innerhalb von Spanien bei der Bahn gekauft werden. Die Iryo-Züge verkehren zwischen Madrid und verschiedenen spanischen Grossstädten, darunter Barcelona, Valencia und Sevilla, heisst es in einer Mitteilung der SBB, die CH Media vorliegt.
Bereits seit einigen Monaten können in der SBB-App und auf der SBB-Website zudem Zugbillette für Verbindungen nach Belgien, in die Niederlande und nach Luxemburg gekauft werden. Auch Eurostar-Züge nach London, etwa von Paris aus, sowie Züge aus der Schweiz nach Bratislava oder Barcelona können von Kundinnen und Kunden selbstständig online gebucht werden.
Abgebaut haben die SBB hingegen das Angebot von Tickets für internationale Züge, die am Schalter gekauft werden können, wie CH Media berichtete. Weil ein älteres Verkaufssystem ersetzt wurde, verkauft die Bahn seit dem 1. Januar 2024 keine Billette mehr für Züge innerhalb von Kroatien, Slowenien, Ungarn, Norwegen, Schweden, Finnland, Portugal oder Polen.
Eigentlich sind Menschen aus der Schweiz Vorzeigeschüler in Sachen Eisenbahn. Sie sind unangefochtene Europameister, wenn es um jährlich mit dem Zug zurückgelegte Kilometer geht. Für einen Ausflug innerhalb der Schweiz nutzen immer mehr Menschen hierzulande den Zug: Im Freizeitverkehr steigt die Nutzung des öffentlichen Verkehrs seit Jahren steil an.
Doch nicht nur die Klimafreundlichkeit und der Preis, sondern auch die Einfachheit der Buchung und die Flexibilität spielen eine Rolle bei der Wahl des Verkehrsmittels.
Wenn es auf einen Städtetrip ins Ausland geht, nutzen denn auch nur 43 Prozent meistens den Zug, 69 Prozent hingegen meistens das Flugzeug. Das zeigt eine neue repräsentative Umfrage des Instituts Marketagent im Auftrag des Reiseanbieters Dertour unter 1000 Menschen in der Schweiz. Mehrfachnennungen waren möglich, beispielsweise wenn bei Reisen verschiedene Verkehrsmittel genutzt werden. Immerhin: Die Bahn ist beliebter als das Auto oder der Fernbus.
Die Wahl eines klimafreundlichen Verkehrsmittels ist für 53 Prozent der Befragten wichtig, zeigt die Umfrage. Immer mehr Menschen würden sich für eine Städtereise mit dem Zug interessieren, schreibt Dertour in einer Mitteilung. Das gelte nicht nur für kurze Wochenendausflüge, sondern etwa auch für Reisen ans Mittelmeer.
«Die Bahn entspricht dem Trend nach entschleunigten Sommerferien», wird Mike Jakob zitiert, der Verkaufsleiter des zu Dertour gehörenden Bahnreiseanbieters Railtour. «Sie bietet Komfort, Nachhaltigkeit und zunehmend auch attraktive Direktverbindungen.» Diesen Sommer fahren Direktzüge der SBB in grössere Städte in ganz Europa, aber auch ab Zürich nach Sestri Levante und Pisa oder von Lausanne und Genf nach Marseille.
Mit diesen neuen Zügen und dem erweiterten Angebot an internationalen Zugtickets in den Online-Kanälen dürften die Hürden für eine Zugreise ins Ausland weiter sinken.