Stundenlange Verspätungen just zur Feierabend-Rushhour. Am Mittwoch sorgte ein Mann am Bahnhof Olten für Chaos. Er war auf einen Strommast gestiegen, weshalb die SBB den Strom kappten und der Bahnhof damit zum Erliegen kam.
Am Tag danach bestätigt die Kantonspolizei Solothurn den Einsatz gegen 17 Uhr. Einsatzkräfte versuchten, den 29-jährigen Mann zum Heruntersteigen zu bewegen – zunächst erfolglos. Für weitere Verhandlungen wurden Spezialisten der Verhandlungsgruppe beigezogen, auch eine Dolmetscherin stand im Einsatz.
Schliesslich, nach etwa anderthalb Stunden, sprang er aus mehreren Metern auf das Perron. Dabei habe er eine Bein- und Beckenverletzung erlitten, konkret hat er sich ein Bein gebrochen. Er wurde nach der Erstbetreuung vor Ort in ein Spital gebracht.
Der Mann sei nicht lebensgefährlich verletzt, es gehe ihm den Umständen entsprechend gut. Nähere Informationen zur Identität des Mannes und seinen Beweggründen kann die Kantonspolizei derzeit keine geben.
Auch die SBB geben zur Person und den Hintergründen keine Informationen. SBB-Sprecher Reto Schärli führt aus:
Es bleibt unklar, wie es dem Mann überhaupt möglich war, auf den Mast mit den gefährlichen Stromleitungen zu gelangen. Diese Fahrleitungen werden mit einer Spannung von 15'000 Volt betrieben. Der Strom kommt aus einem separaten Bahnstromnetz, wie Schärli erklärt. «Einzelne Züge konnten deshalb nicht mehr mit Strom versorgt werden.» Sie konnten nicht mehr weiterfahren, und auch die Klimaanlagen in den Waggons standen still.
Die Läden am Bahnhof und alle weiteren Einrichtungen werden dagegen mit Haushaltsstrom versorgt und waren nicht betroffen. Doch dass die Fahrleitungen während fast zwei Stunden ausgeschaltet waren, hatte weitgehende Folgen: «Olten ist das Herz des Schweizer Bahnnetzes, wo sich die Ost-West- und die Nord-Süd-Achse kreuzen», so Schärli. Kommt es hier zu einer Störung, betrifft dies zahlreiche Verbindungen. Verspätungen von bis zu drei Stunden waren am Mittwochabend die Folge.
Doch wieso wurden keine Ersatzbusse bereitgestellt? Das Problem war, dass primär Fernverkehrsverbindungen betroffen waren. «Wer von Bern nach Zürich reisen wollte, musste einen grossen Umweg in Kauf nehmen oder auf das Ende der Störung warten», so Schärli. Zur Hauptverkehrszeit konnten zudem auch die Busunternehmen nur beschränkt Busse und Personal für Ersatzbusse zur Verfügung stellen.
«Die SBB bedauern die Unannehmlichkeiten für die Reisenden.» Pendlern empfiehlt Schärli, sich jeweils über sbb.ch/railinfo zu informieren – dort wurden die Reisenden auch am Mittwoch laufend über einen Liveticker informiert. (ckr/chmedia)