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Gewalt unter Jugendlichen in Zürich nimmt zu – Massnahmen gefordert

Mobbing, Gewalt, Mädchen, Schule
Eine neue Studie zeichnet ein Bild von einer Jugend, welche mehr Gewalt ausgesetzt ist.Bild: Shutterstock

Jugendgewalt und Sexualdelikte nehmen zu – diese Massnahmen werden nun gefordert

Eine Umfrage zu Gewalterfahrungen von Zürcher Jugendlichen ist alarmierend. Sexualdelikte, Mobbing, Erpressung und Gewaltandrohungen nehmen stark zu. Der Psychologen-Verband fordert nun zusätzliche Beratungsangebote, damit Kinder und Jugendliche künftig nicht diesen Weg wählen.
08.09.2022, 19:01
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Es sind besorgniserregende Zahlen. Zum vierten Mal hat die Universität Zürich nach 1999, 2007 und 2014 die Auswertung ihrer Jugendumfrage bekannt gegeben. 4400 Jugendliche wurden im Kanton Zürich im Alter von 13 bis 19 Jahren von Mai bis Juli 2021 zu ihren Gewalterfahrungen befragt. Die Resultate zeichnen ein Bild von einer Jugend, welche mehr Gewalt ausgesetzt ist. Bei der Befragung wurden einige unschöne Rekorde gebrochen.

Auf einem Höchststand befinden sich etwa die Erfahrungen von sexueller Gewalt. Seit der letzten Befragung 2014 sind die Fälle um 143 Prozent gestiegen. Zugenommen haben sexuelle Belästigungen auch im schulischen Bereich, ebenso wie Belästigungen über die sozialen Medien. «Es gilt dabei auch zu beachten, dass fast ausschliesslich Mädchen Opfer sexueller Gewalt werden», heisst es in der Studie.

Wie stark Sexualdelikte unter Jugendlichen zugenommen haben, lässt sich auch durch die Jugendurteile aus dem Jahr 2021 belegen. Laut dem Bundesamt für Statistik haben sich in der Schweiz strafbare Handlungen gegen die sexuelle Integrität unter Jugendlichen innerhalb von drei Jahren verdoppelt.

Ebenfalls weitverbreitet unter Jugendlichen sind Erpressungen, Drohungen und tatsächliche Gewaltanwendungen. Fast jeder vierte Jugendliche gibt an, bereits Opfer eines Gewaltdelikts geworden zu sein. «Das entspricht gegenüber 2014 einer Zunahme um 46 Prozent, liegt aber knapp unter dem Niveau von 1999 und 2007», schreiben die Forscher der Universität Zürich. Auch das Bundesamt für Statistik meldet eine schweizweite Zunahme von Gewaltstraftaten um 37,2 Prozent seit 2018.

Die Gewaltzunahme der Zürcher Jugend führen die Forscher der Universität vor allem auf eine spezifische Gruppierung zurück – der stark risikobelasteten Jugendlichen. So habe der Anteil jugendlicher Gewalttäter insgesamt nicht zugenommen, jedoch die Gewaltbereitschaft der Täter massiv.

Diese Massnahmen werden gefordert:

Für die Universität Zürich ist klar, dass es weitere Anstrengungen zur Bekämpfung von Jugendgewalt braucht: «Bestehende Massnahmen sind weiterzuführen und zu verstärken. Und es sind zusätzliche Massnahmen zu prüfen, um auf die aktuelle Entwicklung der Jugendgewalt zu reagieren.»

ZUR KRIMINALSTATISTIK 2017 STELLEN WIR IHNEN HEUTE, 26. MAERZ 2018, FOLGENDES BILDMATERIAL ZUR VERFUEGUNG - [Themenbild, gestellte Aufnahme] Switzerland. Schweiz. Zurich. Zuerich. Quartier. Jugend. Ju ...
Die Gewaltbereitschaft der Jugendlichen hat sich verstärkt.Bild: KEYSTONE

Beispielweise stelle bei der Kantonspolizei die Bekämpfung der Jugendkriminalität seit 2021 einen Schwerpunkt dar. «Zusammen mit den Stadtpolizeien Zürich und Winterthur, der Oberjugendanwaltschaft und weiteren Partnerorganisationen wurde ein umfassendes Projekt zur Kriminalitätsprävention gestartet. Dazu gehört die im vergangenen Jahr lancierte Online-Präventionskampagne #no-front», so die Forscher.

Dass es höchste Zeit ist, etwas dagegen zu machen, findet auch der Kantonalverband der Zürcher Psychologinnen und Psychologen. Er fordert zusätzliche Beratungsangebote für Jugendliche. Denn aktuell werde präventiv noch zu wenig gemacht.

«Wir sind permanent daran, Brände zu löschen», sagt Marijana Minger, Präsidentin der vereinigten Schulpsychologen des Kantons Zürichs. Minger ist überzeugt, dass Jugendliche, die präventive Beratungsangebote haben, weniger gewalttätig werden.

Konkret fordert der Verband die Schaffung von Anlauf- und Beratungsstellen in den Mittel- und Berufsschulen sowie die Erweiterung des Angebots an den obligatorischen Schulen: «Nur mit dem Ausbau der niederschwelligen psychologischen Beratungsangebote kann möglichst früh auf geeignete Weise interveniert und damit viele Probleme vermieden werden». Mit diesen Massnahmen werde es möglich sein, bei der nächsten Jugendumfrage weniger besorgniserregende Zahlen zu Gewalterfahrungen auszuweisen.

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176 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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CaptainLonestarr
08.09.2022 19:43registriert Dezember 2016
Welche Gruppen wäre interessant zu erfahren.
11710
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mrmikech
08.09.2022 19:19registriert Juni 2016
"So habe der Anteil jugendlicher Gewalttäter insgesamt nicht zugenommen, jedoch die Gewaltbereitschaft der Täter massiv."

Wäre noch gut zu wissen warum das so ist.
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N. Y. P.
08.09.2022 19:25registriert August 2018
Jugendgewalt und Sexualdelikte nehmen zu.

Warum?

Was sind die Gründe für die Verrohung der Sitten? Wann hats angefangen?
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