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Schule - Bildung

Baume-Schneider: Frühfranzösisch-Abschaffung ist ein Affront für Romands

Bundesraetin Elisabeth Baume-Schneider spricht an einer Medienkonferenz zu den Variantenentscheid zur umfassenden Revision des Bundesgesetzes ueber das elektronische Patientendossier, am Freitag, 27.  ...
Elisabeth Baume-Schneider sieht das Zürcher Vorgehen kritisch.Bild: KEYSTONE

Zürcher Frühfranzösisch-Abschaffung ist laut Bundesrätin ein Affront für die Romandie

Die geplante Abschaffung des Französischunterrichts an der Primarschule in Zürich ist laut Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider ein Affront für die Westschweiz. Sie stellt eine Intervention des Bundesrats in Aussicht.
07.09.2025, 06:1407.09.2025, 06:14
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Der Entscheid ziele auf eine Entwertung der Landessprachen und Kultur ab, sagte sie der «SonntagsZeitung».

«Das ist eine Entwicklung, die ich sehr ernst nehme», so die Bundesrätin im Interview. Der Bundesrat vertraue darauf, dass die Kantone die Sprachen-Frage selber regeln könnten.

«Aber wir wissen auch, dass der Bund handeln muss, wenn die Kantone das nicht hinbekommen.»

«Ich bin ich dafür, dass der Bund handelt und den Landessprachenunterricht auf Primarschulstufe vorschreibt», sagte sie weiter. Noch diesen Monat will die Bundesrätin das Thema in den Bundesrat bringen und die Optionen präsentieren.

In der Westschweiz sei der Trend anders: Hier werde die Zahl der Deutschlektionen eher erhöht.

«In der Romandie sprechen wir eben nicht von Frühdeutsch, und auch nicht von Fremdsprachen. Es ist für uns einfach 'Deutsch', eine Landessprache. Punkt. Auch wenn sie für manche schwierig oder mühsam ist, steht sie für die Romands als Primarschulfach nicht zur Diskussion.»

Dass die Schweizer Schüler am Ende der Primarschule in Französisch schlecht abschneiden, ist für die Bundesrätin kein Grund dafür, diese Sprache erst später zu lernen. So hätten die Schülerinnen und Schüler in der Pisa-Studie etwa auch in Mathematik zeitweise schlecht abgeschnitten.

«Dann hat man geschaut, wie sie sich verbessern können. Niemand wäre auf die Idee gekommen, den Matheunterricht auf die Oberstufe zu verschieben.»

Die Westschweiz reagiere daher irritiert auf den Entscheid. «Manche haben das Gefühl: 'Wir Romands bemühen uns, während den Deutschschweizern die Landessprachen egal sind.' Das löst Enttäuschung aus», so die Bundesrätin weiter.

Der Zürcher Kantonsrat hatte am 1. September entschieden, Französisch in der Primarschule abzuschaffen. Mit 108 zu 64 Stimmen beauftragte er die Regierung, innert zwei Jahren die gesetzlichen Grundlagen zu schaffen, damit Französisch erst ab der Oberstufe und nicht wie heute bereits ab der fünften Klasse unterrichtet wird.

«Der frühe Einstieg in die zweite Landessprache hat das Ziel nicht erreicht», sagte Motionärin Kathrin Wydler (Mitte). Der Lehrplan sei überladen, viele Kinder beherrschten dadurch Basiskompetenzen nicht mehr ausreichend. Es brauche eine gezielte Entschlackung mit Fokus auf das Wesentliche. Das spätere Einsetzen des Französischunterrichts solle die Lernergebnisse verbessern, die Motivation fördern und Überforderung vermeiden. (sda)

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113 Kommentare
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YouAreMySunshine
07.09.2025 08:34registriert April 2022
Es ist nicht die Sprache, die das Problem ist, sondern die Vermittlung. Warum sollen wir erst die Theorie lernen? Warum ist es für die meisten einfacher zuerst englisch zu lernen? Weil sie zuerst hören und sprechen bevor sie die Theorie lernen. Diese macht erst dann Sinn, wenn man die Sprache versteht. Ich glaube, dass man die Sprachen anders lernen muss. Erst dann machen sie Sinn und Freude.
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Isofix
07.09.2025 07:56registriert Oktober 2023
Frühfrsnzösisch funktioniert nicht. Ich habe mit 10 in der Schule Französisch gelernt, habe es gehasst, kann mich aber gut verständigen, Filme schauen, Zeitung lesen etc. Meine Kinder hatten Frühfranzösisch in der Primarschule und haben dort nichts gelernt, sprechen auch nach Schulabschluss schlechter Französisch als ich. Französisch in der Primarschule, mindestens so wie es jetzt unterrichtet wird, bringt nichts, ist reine Symbolpolitik. Es ist wichtig für die Schweiz, dass wir eine andere Landessprache lernen, aber so, dass es auch funktioniert.
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Palpatine
07.09.2025 08:01registriert August 2018
Ich verstehe diese ganze Genervtheit nicht. Es geht bei der Abschaffung des Frühfranzösisch nicht darum, die Sprache abzuwerten. Es geht nur um die Frage, wann man die Sprache lernt.

Wann reden die Schüler besser Französisch? Wenn sie in der Primarschule es halbbatzig, ohne "Büffeln" lernen.
Oder wenn es später kommt, sie aber besser Deutsch können und man es richtig lernt?

An den Gesamtenstunden Französisch ändert sich ja nichts (eher im Gegenteil). Man hat halt "früher" gar keine Lektionen, dafür "später" viel nehr.

Pädagogisch ist das sehr sinnvoll.
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