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Ruth Dreifuss kritisiert «ohrenbetäubendes Schweigen» des Bundesrates

epa11029525 Ruth Dreifuss (2-R), former president of the Swiss Confederation, speaks during a rally for a just peace in Israel and Palestine, in front of the United Nations European headquarters in Ge ...
Alt Bundesrätin Ruth Dreifuss wünscht sich mehr Engagement des Bundesrats bei der Europafrage.Bild: keystone

Schweiz-EU: Ruth Dreifuss kritisiert «ohrenbetäubendes Schweigen» des Bundesrates

03.01.2025, 06:5603.01.2025, 08:20
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Die frühere sozialdemokratische Bundesrätin Ruth Dreifuss hat in der Europafrage Kritik am Bundesrat geübt. Die Regierung zeige nicht die «Führungsrolle, die man von ihr erwartet», sagte sie in einem am Freitag veröffentlichten Interview.

«In der Zeit der Bilateralen I und II gab es eine starke Führung des Bundesrates, um sie durchzusetzen», erklärte sie gegenüber der Zeitung «Le Temps». Diesen Eindruck habe sie heute nicht mehr. Die Regierung nehme in der Europafrage ihre «pädagogische Rolle» nicht wahr. Sie bedauere diese Entwicklung «zutiefst», sagte sie weiter. Dreifuss war von 1993 bis 2002 Vorsteherin des Eidgenössischen Departements des Innern.

«In der Zeit der Bilateralen I und II gab es eine starke Führung des Bundesrates, um sie durchzusetzen»
Ruth Dreifuss

«Zögern bei den Prioritäten»

Protokolle der Bundesratssitzungen aus dem Jahr 1994, die am 1. Januar 2025 veröffentlicht wurden, zeigen eine zögerliche Haltung der Exekutive nach dem Nein zum Europäischen Wirtschaftsraum Ende 1992, wie «Le Temps» schrieb.

«Es war eine Zeit besonders starker Spannungen.»
Ruth Dreifuss

Ruth Dreifuss, damals Mitglied des Bundesrates, sprach von einer «Zeit besonders starker Spannungen». Das Kollegium sei sich unsicher gewesen, welche Prioritäten in den Beziehungen zu Brüssel gesetzt werden sollten und welche Themen sofort geregelt oder für spätere Verhandlungen aufbewahrt werden müssten. Als Beispiel nannte Dreifuss die Beteiligung der Schweiz am europäischen Forschungsprogramm, die für sie eine «hohe Priorität» gehabt habe.

«Ohrenbetäubendes Schweigen»

Heute sei sie überzeugt, dass die Gründe für eine Annäherung an Europa ähnlich wie 1994 seien – vielleicht sogar noch dringlicher. Die Widerstände blieben jedoch weitgehend dieselben.

Dreifuss kritisierte das «ohrenbetäubende Schweigen des Bundesrates», als Botschafter Roberto Balzaretti im Mai 2021 versuchte, die Ergebnisse der Verhandlungen mit Brüssel der Öffentlichkeit zu erläutern. Auch die Erklärung des Verhandlungsabbruchs sei von einer auffälligen Stille begleitet gewesen. «Seitdem habe ich vom Bundesrat nicht viel mehr gehört», schloss Dreifuss. (cma/sda)

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156 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Sin14
03.01.2025 07:56registriert Mai 2020
Ob schwieriger als früher oder nicht spielt kaum eine Rolle. Es ist der Bundesratsjob und sie haben sich zusammenzuraufen und hinzustehen. Das erwarte ich von einem „Management“. Können sie das nicht gemeinsam, so öffnen sie Tür und Tor für charismatischePolit-Polterer, welche vermeintliche Stärke zeigen und unsichere Menschen erreichen.
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Allkreis
03.01.2025 07:55registriert Januar 2020
Na ja, der BR ist zurzeit nicht sehr vertrauenswürdig, speziell mit Rösti und KKS. Der Weinbauer Parmelin vertritt auch Partikularinteressen. Eigentlich sehe ich, als Gegenpol, vorallem Jans als Hoffnungsträger. Deshalb wird er von der SVP auch dauernd niedergemacht. In der Summe ein Jammerbild. Erklärungen des BR sind nur sehr schwache Anhaltspunkte. Bei Rösti und KKR kann man sogar davon ausgehen, dass sie irgendwem, und nicht verlässlich der CH als Ganzes, dienen.
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Berner in Zürich
03.01.2025 07:50registriert August 2016
Bürgerliche kennen halt nur einfache Worte.
So fällt eben erklären und fundierte sachliche Argumentation zu kommunizieren sehr schwer. Man stelle sich vor, Dettling müsste mehr als 5 Sätze am Stück sprechen oder schreiben, ohne dabei zu hetzen und ausfällig zu werden. 😱
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