Schweiz
Sexismus

Umfrage zu Menstruation in der Stadt Zürich deckt massiven Sexismus auf

Daniel Leupi, Vorsteher des Finanzdepartements auf der Baustelle der Siedlung Leutschenbach, aufgenommen am Mittwoch, 6. Maerz 2024 in Zuerich Seebach. Die zweitgroesste staedtische Wohnsiedlung mit 3 ...
Hat durch eine Menstruationsumfrage in der Zürcher Stadtverwaltung eine neue Baustelle entdeckt: Stadtrat Daniel Leupi.Bild: keystone

Sexismus in Zürcher Stadtverwaltung: «Rieche, wenn eine Frau ihre Menstruation hat»

28.03.2025, 10:2728.03.2025, 13:03
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Eigentlich wollte der Zürcher Stadtrat eine Befragung zu Menstruationsbeschwerden am Arbeitsplatz durchführen. Auf Grund dieser Resultate soll die Idee eines Menstruationsurlaubes weiterverfolgt werden. Herausgekommen ist aber ein 63-seitiger Bericht, der deutlich zeigt, wie verbreitet Sexismus in der Zürcher Stadtverwaltung nach wie vor ist.

41 Prozent der Befragten gaben an, sie empfänden das Klima am Arbeitsplatz als «nicht offen». Jede siebte Angestellte hat bereits negative Reaktionen auf ihre Menstruationsbeschwerden erlebt. Diese Reaktionen kommen dabei am häufigsten von Arbeitskollegen, aber auch von Vorgesetzten.

Mit welchen Kommentaren die Frauen in der Stadtverwaltung konfrontiert sind, zeigen die Beispiele, die der Tages-Anzeiger aus dem Bericht zitiert:

«Deiner Laune nach hast du deine Tage, nimm eine Tablette, dann geht das schon.»
«Es fallen immer wieder Sprüche im Sinne von: ‹Hast du deine Tage? Bist du so gereizt oder tust du so schwierig?› Nicht unbedingt in Bezug auf die Menstruationsbeschwerden, sondern allgemein.»
«Ich rieche das immer, wenn eine Frau ihre Menstruation hat.»
«Kann nicht so schlimm sein – hast ja Schmerzmedikamente – nimm doch Hormone.»
«Nimm einfach eine Tablette, komm, tu nicht so, kann ja nicht so schlimm sein.»
«Man musste genau angeben, wieso man krank ist, auch wenn es nur einen Tag war. Ich habe seitdem nicht mehr gesagt, dass ich wegen Mens­beschwerden zu Hause bleibe, sondern wegen Migräne, das wird häufig ohne Nachfragen akzeptiert.»
«Ich habe mitgeteilt, dass ich wegen Menstruations­beschwerden nach Hause gehe, mein Vorgesetzter meinte dazu: ‹Nächstes Mal gerne weniger Details.›»

Nun reagiert die Stadt

Nach Bekanntwerden der Resultate des Berichtes ergreift der Stadtrat jetzt Massnahmen. «Das Thema wurde umgehend in die bestehenden Informations- und Sensibilisierungs­unterlagen aufgenommen», sagt Claudia Nägeli, Sprecherin des Finanzdepartements von Stadtrat Daniel Leupi, gegenüber der Zeitung.

Im April soll sich bereits eine neue Arbeitsgruppe mit dem Thema befassen. «Die Arbeitsgruppe entwickelt Massnahmen, um Mitarbeitende mit starken Menstruations­beschwerden zu unterstützen», so Nägeli. (leo)

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Sexismus in den Medien
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223 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Düsenschleicher
28.03.2025 11:47registriert Februar 2022
Ich als Frau verstehe noch nicht ganz, warum man sich in so einem Fall nicht einfach normal krank meldet. Der Grund geht den Arbeitgeber genau gar nichts an. Das führt nur zu Diskriminierung von Frauen.
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Muggitotsch
28.03.2025 14:09registriert August 2021
Ich leite als Frau ein Männerteam. Wenn ich meine Periode habe, bin ich dünnhäutig, habe unheimliche Schmerzen und verstehe keinen Spass, obwohl ich sonst eine sehr humorvolle Frau bin. Ich kommuniziere meinem Team, wenn ich meine Tage habe. So habe ich eine offene Kultur geschaffen, über das Thema zu sprechen und ich erhalte viel Unterstützung in dieser Zeit. Das entlastet. Natürlich braucht es dafür etwas Mut zu Beginn und viel Vertrauen.
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dmark
28.03.2025 12:08registriert Juli 2016
Eine Sache, bei der die Gleichberechtigung genauso wenig funktioniert, wie beim Kindergebären.
Daran muss man noch arbeiten...
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