Schweiz
Solothurn

in Ramiswil SO wird Hof geräumt: 120 Hunde eingeschläfert

Video: ch media/Tele M1

120 verwahrloste Hunde auf Hof in Ramiswil SO eingeschläfert – das ist passiert

10.11.2025, 07:5910.11.2025, 13:34

Was ist passiert?

Ein Hof in der Solothurner Gemeinde Ramiswil sorgt derzeit schweizweit für Schlagzeilen. Wie der Kanton meldet, wurde dieser am Donnerstag und Freitag in Begleitung der Kantonspolizei geräumt. Dabei wurden rund 120 Hunde eingeschläfert, zudem Dutzende Pferde und zwei Geissen beschlagnahmt. Wie die Aargauer Zeitung schreibt, standen rund 50 Personen im Einsatz.

Hof Ramiswil
Auf diesem Hof in Ramiswil wurden zahlreiche vernachlässigte Tiere gefunden.screenshot: tele m1

Warum mussten die Hunde eingeschläfert werden?

Wie Andrea Affolter, Medienbeauftragte des Solothurner Regierungsrates, am Sonntag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte, seien die Tiere «praktisch alle in einer desolaten Verfassung» gewesen. Sie seien fehl- und mangelernährt und auch krank gewesen. Bei den Hunden sei der Zustand derart schlecht gewesen, dass man sie habe einschläfern müssen. Die Pferde seien an einem geeigneten Ort untergebracht worden.

Wie wurden die Behörden auf den Fall aufmerksam?

Wie die Solothurner Kantonstierärztin Chantal Ritter gegenüber SRF sagt, war der betroffene Hof den Behörden bereits zuvor bekannt. «Wir haben dort mehrfach Kontrollen durchgeführt», sagt Ritter. Bei der letzten Kontrolle seien die verfügten Massnahmen eingehalten worden. Zuletzt sei die Situation aber eskaliert – «und das sehr schnell». Dann sei eine weitere Meldung zum betroffenen Hof eingegangen, was zum Einsatz von letzter Woche geführt habe.

Chantal Ritter
Chantal Ritter ist Solothurner Kantonstierärztin.Bild: kanton solothurn

Wie ist die Stimmung im Dorf?

Wie Tele M1 berichtet, sitzt der Schock in Ramiswil tief. «Die Tiere spielen hier hinten eine wichtige Rolle», sagt ein Bewohner. Das Dorf sei ländlich verwurzelt und habe einen Bezug zu den Tieren. «Es ist einem nicht egal, was passiert. Vor allem, wenn so ein grosser Fall aufgedeckt wird.»

Ein weiterer Bewohner berichtet, die Hunde des betroffenen Hofs seien regelmässig bis zu seinem Hof gekommen, obwohl dieser Hunderte Meter entfernt liege. Es sei klar gewesen, dass die Besitzerin überfordert sei. «Wir haben hier Zäune geflickt und dann haben uns die Hunde einfach stundenlang angebellt», sagt er. Er habe auch schon versucht, die Besitzerin zur Rede zu stellen. Diese sei ihm aber aus dem Weg gegangen.

Bewohnerinnen und Bewohner des Dorfes kommen auch im Beitrag von Tele M1 zu Wort:

Video: ch media/Tele M1

Weiter äussert die Bevölkerung Kritik am Veterinäramt des Kantons. «Ich finde, dass das Veterinäramt oft nicht richtig hinschaut», sagt eine Bewohnerin gegenüber Tele M1. «Wenn jemand aus der Umgebung etwas mitbekommt, sollte man das melden.»

Kantonstierärztin Chantal Ritter sieht beim Veterinäramt kein Fehlverhalten. Die Lage bei solchen Tierschutzfällen könne in gewissen Fällen innert kurzer Zeit eskalieren. Zudem würden solche Fälle selten willentlich oder bewusst stattfinden, meistens liege eine komplexe Problemlage vor.

Der Fall von Ramiswil lasse auch die Behörden nicht kalt, stellt Ritter klar. «Wir haben zwar eine gewisse Professionalität im Umgang mit solchen Fällen», sagt sie. «Aber wenn so etwas passiert, belastet uns das sehr. Wir haben gemeinsam darüber gesprochen und ein Debriefing gemacht. Letztlich findet jeder seinen eigenen Weg, um das wieder aus dem Kopf zu kriegen.»

Was passiert mit der Betreiberin des Hofs?

Wie mehrere Bewohner von Ramiswil gegenüber Tele M1 berichten, soll die Betreiberin festgenommen worden sein. Offiziell bestätigt wurde dies bislang nicht. Andrea Affolter, Medienbeauftragte des Solothurner Regierungsrates, bestätigte aber, dass die Tierhalterin wegen eines Verstosses gegen das Tierschutzgesetz angezeigt wird. Wie die Aargauer Zeitung schreibt, hatte die Hofbetreiberin schon zuvor Probleme. Offenbar hatte sie in diesem Jahr offene Betreibungen von fast 200'000 Franken.

Ein Nachbar erzählt gegenüber Tele M1, was er über die Betreiberin des Hofes weiss:

Video: ch media/Tele M1

Zu den Vorwürfen hat sich die Hofbetreiberin bislang nicht geäussert. Gegenüber dem Blick schreibt sie schlicht: «Ich liebe die Tiere sehr und werde alles dafür tun, die Wahrheit aufzuzeigen.»

Medienberichten zufolge handelt es sich bei der Tierhalterin um eine schweizweit bekannte Person. Die 57-Jährige arbeitet als Ernährungswissenschaftlerin und Autorin. (dab)

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164 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Broccoli
10.11.2025 08:15registriert August 2016
Laut anderen Aussagen wure die Tierhalterin bereits mehrere Male von Privaten beim Vetamt gemeldet.
Aber dieses schläft,wie schon einige Male vorher in anderen Kantonen. Man erinnere sich nur schon an Hefenhausen. Eine Schande! Den Preis für die Vernachlässigung und Qualen zahlen immer die wehrlosen Tiere. Immer!!
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slnstrm
10.11.2025 08:22registriert August 2023
Soviele Tiere fachgerecht zu versorgen und zu füttern ist bei einem normalen Lohn ein Ding der Unmöglichkeit und vermutlich Ursache der 200k Schulden. Das ging auf Pump vermutlich eine Weile gut, bis keiner mehr Kredit geben wollte. --> Schnelle Eskalation.
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Herr Bergmann
10.11.2025 08:13registriert Juni 2018
Traurig, vermutlich wird sie aber nur eine bedingte Strafe erhalten, sind ja "NUR" Tiere. Würde mich nicht wundern, wenn sie später genau gleich weitermacht und weiterhin Tiere quält. Es brauch wirklich härtere Strafen für Tierquäler.
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