Die SP-Parteileitung hat Kommunikationsfehler gemacht bei der Lancierung eines reinen Frauentickets für die Bundesratswahl Anfang Dezember. Das ist die Meinung von alt Bundesrat Moritz Leuenberger, Zürcher Mitglied der Landesregierung von 1995 bis 2010.
Frauen wollten doch nicht einfach deswegen gewählt werden, weil sie eine Frau sind, sagte Leuenberger in der Sendung «Tagesgespräch» des Deutschschweizer Radios SRF vom Mittwochmittag. Die Entscheidung der SP-Parteileitung, keine Männer als Kandidaten zuzulassen, wirke undemokratisch und von oben herab beschlossen. Es sei «zu rigide» dahergekommen - wie ein Diktat.
Aber das sei das Ergebnis einer Art «Twitterisierung» der Kommunikation: alles müsse so schnell wie möglich an die Öffentlichkeit. Es hätte zuerst einen Denkprozess innerhalb der Partei geben müssen, mahnte Leuenberger.
Dennoch sei es klar, dass eine Frau die Nachfolge von Bundesrätin Simonetta Sommaruga antreten solle. Die Frage sei aber eben, wie man das vermittle. Kommunikation könne immer schiefgehen.
Für den Bundesrat kandidieren soll aus Sicht von Leuenberger jede und jeder dürfen - auch Männer wie der Zürcher SP-Ständerat Daniel Jositsch. Und es sei dessen Recht, eine Diskussion über Diskriminierung anzustossen.
Der Freitag dieser Woche ist vorentscheidend für die Bundesratswahl: Die SVP bestimmt ihr definitives Ticket, die Auswahl ihrer Kandidierenden, und die SP legt die Kriterien für ihr Ticket fest. (aeg/sda)
Jetzt ist riesentamtam und ein negatives Gschmäckli wird für die nächsten Wahlen hängenbleiben. Klassisches Eigentor.
Auf der einen Seite verstehe ich, dass man gerne eine Frau hätte, gleichzeitig bin ich der Überzeugung, dass das ganze Tamtam um ein reines Frauenticket negative Auswirkungen haben wird. Es führt dazu, dass die Kandidatinnen egal wie qualifiziert sie sein mögen, immer ein Beigeschmack der Quote haben werden. Dies wird auch bereits schamlos von SVP und Konsorten ausgenutzt.