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Stadt Zürich verbietet Public Viewings an WM – Veranstalter sind entsetzt

Swiss fans react during the UEFA EURO 2016 round of 16 soccer match between Switzerland and Poland,, at a public viewing in Zurich, Switzerland, Saturday, June 25, 2016. (KEYSTONE/Ennio Leanza)
So wird die Europaallee dieses Jahr garantiert nicht aussehen.Bild: KEYSTONE

Zürich verbietet Public Viewing in letzter Minute – die Veranstalter sind entsetzt

Der Zürcher Gemeinderat hat am Mittwochabend entschieden, dass er kein Public Viewing auf öffentlichem Grund haben will. Für die Veranstalter des einzigen Public Viewings der Stadt eine Katastrophe.
17.11.2022, 12:1517.11.2022, 16:45
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Der Zürcher Gemeinderat will keine Public Viewings auf öffentlichem Grund. Vier Tage vor Anpfiff stimmten 79 von 125 Ratsmitglieder einem Postulat von Mischa Schiwow von der Alternativen Liste (AL) zu. Der Vorstoss fordert, dass die Stadt Zürich von Public Viewings auf öffentlichem Grund absehen solle. Aus Protest.

Viele Public Viewings zur WM hätte es in der Stadt Zürich nicht gegeben. Das nasskalte Novemberwetter wirkte für potenzielle Veranstalter abschreckend. Eines war jedoch geplant, auf dem Gustav-Gull-Platz bei der Europaallee. Doch seit Mittwochabend ist auch dieses gestrichen.

Es gibt sie natürlich trotzdem, die Public Viewings:

Das Postulat hat zwar keinen verbindlichen Charakter. Trotzdem entschied das Sicherheitsdepartement der Stadt Zürich nach der Abstimmung, dem einzigen Public Viewing auf öffentlichem Grund keine Bewilligung zu erteilen. Das Sicherheitsdepartement hatte mit dem Bewilligungsentscheid bis zur Gemeinderatssitzung abgewartet.

50'000 Franken Schaden

Die Organisatoren reagierten konsterniert auf den Entscheid. Die zwei jungen Männer aus Wettingen planten auf dem Gustav-Gull-Platz seit Monaten ein Public Viewing mit Zelt, Grossleinwand und Streetfood für 800 Leute. Sie sagten gegenüber der NZZ, dass sie stets in Kontakt standen mit den Behörden. Sie seien jedoch nie darauf aufmerksam gemacht worden, dass der Anlass womöglich nicht bewilligt werden könnte.

Die Absage so kurz vor WM-Start käme den beiden teuer zu stehen. Bis zu 50 Prozent hätten sie bereits Lieferanten anzahlen müssen. Sie schätzen den Verlust auf bis zu 50'000 Franken.

Um auf die Menschenrechtssituation in Katar aufmerksam zu machen, hätten sie während den Halbzeitpausen sogar Werbung für Amnesty International machen wollen. Eine Sprecherin der NGO bestätigte den Kontakt zu den Organisatoren. Doch, vergebens.

Gegenüber der NZZ verteidigte sich das Zürcher Sicherheitsdepartement. Es erzählte eine etwas andere Geschichte: Es habe im Sommer einen kurzen Kontakt gegeben, danach nie wieder. «Es gab nie, weder mündlich noch schriftlich, eine Zusage für eine Bewilligung.» Ausserdem sei das Gesuch erst am 3. November eingegangen.

Kritik von FDP und SVP

Im Gemeinderat sorgte der Entscheid auch für Kritik. Stephan Iten (SVP) beanstandete, Rot-Grün wolle der Bevölkerung alles verbieten, was Spass mache, ohne dass ein Verbot einen Effekt hätte. FDP-Gemeinderat Michael Schmid gab zu bedenken, dass das Postulat zwölf Jahre nach der WM-Vergabe an Katar und weniger als hundert Stunden vor dem Anpfiff in den Rat komme.

AL-Gemeinderat Mischa Schiwow sagte im Rat, dass die Zürcher Politik nicht schweigen könne. Immerhin habe die Fifa hier ihren Hauptsitz. Dass die kurzfristige Absage für die Organisatoren schwierig ist, könne er zwar nachvollziehen, sagte er der NZZ. Man hätte das Postulat früher einreichen sollen. Und natürlich gehe es um Symbolpolitik, aber man müsse verhindern, dass die Katar-WM in Zürich auf öffentlichem Grund propagiert werde. (dfr)

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535 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Adigro
17.11.2022 12:20registriert November 2014
Vier Tage vor Beginn der WM kommt einem in den Sinn, dass die FIFA in Zürich sitzt und man keine Werbung für Katar auf öffentlichem Grund möchte? Come on.
Mir tun die Veranstalter leid.
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FrodoBeutlin
17.11.2022 12:26registriert Juli 2017
Fair enough, aber eigentlich sollte der Schaden vom CHF 50'000 zumindest teils durch die Stadt übernommen werden, falls das, was die Veranstalter sagen, wirklich stimmt.
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rephil
17.11.2022 12:33registriert August 2021
Ich persönlich hätte für eine Bewilligung gestimmt, aber nicht teilgenommen. Das weil ich andere Meinungen respektiere. Ich kann den Entscheid aber auch teilweise nachvollziehen. Was ich nicht nachvollziehen kann ist, dass man dies in der letzten Minute einbringt. Man hätte einen solchen Entscheid auch vor 2, 3 Jahren schon treffen können. Damals lagen die Fakten auch schon auf dem Tisch. Oder zumindest Anfang Jahr. Lokal befürchte ich, dass die rechte politische Seite durch solche Entscheide wesentlich gestärkt wird. International wird es kaum wahrgenommen werden.
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