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Grosseinsatz gegen FCZ-Fans in Aarau: «Sperrung des Gästesektors ist sicher kein Dauerzustand»

Die FCZ-Fans wurden von der Polizei in Aarau regelrecht eingekesselt.
Die FCZ-Fans wurden von der Polizei in Aarau regelrecht eingekesselt.Bild: KEYSTONE

Grosseinsatz gegen FCZ-Fans in Aarau: «Sperrung des Gästesektors ist sicher kein Dauerzustand»

Keine Ausschreitungen, keine Sachbeschädigungen: Die befürchtete gewaltsame Konfrontation zwischen FCZ-Fans und der Kantonspolizei Aargau ist am Wochenende ausgeblieben. Wurde also alles richtig gemacht?
27.04.2015, 07:5927.04.2015, 08:54
peter brühwiler / aargauer zeitung
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Ein Artikel von
Aargauer Zeitung

Dass es nicht zu Ausschreitungen kam, kann natürlich verschiedene Gründe haben. Einerseits war die Polizei mit einem Grossaufgebot aus insgesamt sieben Polizeikorps im Einsatz, was potenzielle Krawallmacher abgeschreckt haben mag.

Andererseits schienen die angereisten FCZ-Anhänger aber auch keine Konfrontation herbeiführen zu wollen. Statt Steine zu werfen, tranken sie auf dem Parkplatz der Kunsteisbahn neben dem Stadion, wo die Polizei sie eingekesselt hatte, Dosenbier und hörten Reggae-Musik.

Jene, die sich der Aufforderung der Polizei, das Gelände zu verlassen, widersetzten, wurden nach Spielbeginn am frühen Samstagabend gruppenweise in Kleintransportern abgeführt. Insgesamt nahm die Polizei vor dem Stadion und am Bahnhof Aarau gegen 300 Personen in Gewahrsam, wie Polizeisprecher Roland Pfister sagt.

Rund 300 Personen wurden abgeführt.
Rund 300 Personen wurden abgeführt.Bild: KEYSTONE

Die Fans hätten maximal 24 Stunden festgehalten werden können. Die letzten von ihnen seien aber noch am selben Abend um 22 Uhr wieder entlassen und entweder zu ihren Autos oder zum Bahnhof eskortiert worden, so Pfister.

Also alles richtig gemacht? 

Ja, meint FDP-Grossrat Thierry Burkart: «Ich kann der Polizei und auch dem Justizdirektor Urs Hofmann nur Komplimente machen.» Der Entscheid der Behörden, keine Gästefans zuzulassen, könne durchaus als Muster für künftige kritische Begegnungen dienen, findet er. «Als Staat kann man nicht einfach nur zuschauen und muss irgendwann auch zu drastischen Mitteln greifen.» Zu den Kosten des Einsatzes macht die Polizei keine Angaben.

Dass diese ziemlich hoch waren, ist aber auch Burkart klar. Der Politiker hofft jedoch, dass die Sicherheitskosten dank der aussergewöhnlichen Massnahme langfristig sinken – «weil die Vereine und Fangruppierungen intern jetzt für mehr Ordnung sorgen werden». Bisher, so sein Eindruck, «haben nicht alle den Willen, gegen die gewaltbereiten Fans vorzugehen».

Etwas kritischer zum Vorgehen der Polizei äussert sich Burkarts Parteikollegin Jeanine Glarner. Es sei grundsätzlich problematisch, die Freiheit wegen Sicherheitsbedenken einzuschränken. Glarner geht aber davon aus, «dass der Entscheid gefällt wurde, weil die öffentliche Sicherheit akut gefährdet war» und kann ihn deshalb auch nachvollziehen.

Leere Ränge im Brügglifeld: Kein Dauerzustand.
Leere Ränge im Brügglifeld: Kein Dauerzustand.Bild: KEYSTONE

Von Justizdirektor Hofmann erhofft sie sich an der heutigen Sitzung der Sicherheitskommission des Grossen Rats genauere Auskünfte darüber, wie der Entscheid zustande kam. Dass das Instrument «Gästesektor-Sperrung» Schule macht, hofft sie nicht: «Es wäre nicht im Interesse des Fussballs und der Freiheit im Besonderen.»

Jetzt auf

Zu seinem nächsten Heimspiel empfängt der FCA am 3. Mai den FC Luzern. Wiederum ohne Gästefans? «Jedes Spiel wird neu beurteilt», sagt Pfister dazu. «Die Sperrung des Gästesektors ist jetzt aber sicher kein Dauerzustand.»

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Aarau FCA-FCZ

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Aarau FCA-FCZ
Die ausgesperrten Fans des FC Zürich haben sich am Samstag auf dem Gästeparkplatz beim Stadion Brügglifeld in Aarau versammelt.
quelle: watson/dwi / watson/dwi
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12 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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samy4me
27.04.2015 08:16registriert Februar 2014
Na logisch muss dieser wahnwitzige Einsatz nun als Erfolg verkauft werden. Dass es am Ende friedlich geblieben ist, ist aber letztlich auch den Fans zu verdanken. Gewinner gibt es nach diesem Vorgehen aber bestimmt keine, vor allem der Rechtsstaat Schweiz hat an diesem Samstag verloren. Was da seitens Polizei abgegangen ist (Hubschrauber, Grosseinsatz, Festnahmen, Gefangenen Transport) übertrifft meiner Meinung nach jede Keilerei zwischen zwei Fangruppen.... Wenn jetzt nicht eine Lösung gefunden wird endet diese Szenerie nicht schön, noch einmal spielen die Fans dieses Spielchen nicht mit - garantiert.
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Coach Cpt. Blaze
27.04.2015 08:18registriert August 2014
Fans, darunter Familienväter und Kinder sowie andere Personen, die nichts (!!) mit Fussball am Hut habe, werden abgeführt und 5-6 Stunden auf engstem Raum eingesperrt, obwohl sie nichts getan haben. Ich hoffe definitiv, dass dieses System keine Schule macht! Eine Frechheit was sich da abgespielt hat. Ausser Steuergeldverschwendung und Machtdemonstration erkenne ich hier keinen Nutzen.
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Zwiebelbrot
27.04.2015 09:12registriert April 2015
Egal was passiert wäre, die Polizei hätte von einem Erfolg gesprochen. Die SK haben das einzig richtige gemacht. Trotzdem angereist um ein Zeichen zu setzten, aber dabei kein bisschen negativ aufgefallen. Chapeau, und das als Basler.
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