Rund 250 Motorradfahrer haben sich am Samstagmittag mit ihren Maschinen auf dem Gotthardpass versammelt, um still gegen drohende neue Lärmvorschriften zu demonstrieren. Die Kundgebung richtete sich auch gegen die Töfffahrer, die rücksichtslos laut unterwegs sind.
Triumph- und Harley-Davidson-Fahrer, BMW- und Ducati-Liebhaber, Kawasaki- und Suziki-Piloten aus allen Landesteilen sind am Samstagmorgen auf der Gotthardpassstrasse zum Hospiz gekurvt. Dort wurden sie von der Tessiner Polizei auf einen abgesperrten Abschnitt der alten, noch mit Kopfsteinen gepflasterten Strasse gelotst.
Sorgfältig, unter Mithilfe der Polizei, parkierten sie rückwärts ihre Maschinen in zwei Kolonnen an den Strassenrand. Einige Motorräder waren mit Totenköpfen dekoriert, alle aber sauber geputzt und mit blank polierten Auspuffrohren.
Grund des Aufmarsches waren drohende schärfere Lärmvorschriften. Für Unmut sorgen in Töffkreisen insbesondere zwei parlamentarische Initiativen, die Nationalrätin Gabriela Suter (SP/AG) in der Juni-Session eingereicht hat. Zum einen verlangt sie gesetzliche Grundlagen für den Einsatz für Lärmradargeräten. Zum anderen fordert sie ein generelles Fahrverbot für Motorräder mit einem Standpegel von über 95 Dezibel.
Bernd Hanisch, Präsident der Motorradgemeinschaft Fighter Friends, hatte die Versammlung organisiert. Bei einer Lärmgrenze von 95 Dezibel Standgeräusch dürften viele zugelassene Motorräder nicht mehr gefahren werden, sagte er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Dies komme einer Enteignung gleich.
Hanisch kritisierte zudem, dass der Grenzwert nicht aussagekräftig sei für den tatsächlichen Lärm, den ein Motorrad etwa bei Tempo 50 und mit tiefer Drehzahl während der Durchfahrt durch ein Dorf erzeuge. Es seien vor allem «schwarze Schafe», die für Diskussionen sorgten. Es brauche deswegen mehr fachkundiges Personal bei der Polizei, damit entsprechende Kontrollen durchgeführt werden könnten.
Ein älterer Motorradfahrer an der Kundgebung bestätigte dies. Es wäre besser, die «Deppen», die in Dörfern die Motoren aufheulen liessen, gezielt anzugehen, sagte er. Dies gelte aber nicht nur für die Motorrad-, sondern auch für die Autofahrer.
Gleichzeitig zeigte der Motorradfahrer Verständnis, dass der Strassenlärm einigen auf die Nerven gehen könne. Er sagte aber auch, dass er eine leise Maschine habe und nur, wenn es wirklich nötig sei, aufdrehe. Ein anderer Motorradfahrer sagte, die Töfffahrer, welche Lärm machten, seien nicht auf den Gotthard gekommen.
Die Motorradfahrer verlangen insgesamt einen «vernünftigen Umgang statt Verbote». Dazu gehört für sie auch, dass bei der Lärmdiskussion nicht einseitig auf die Motorräder gezeigt werde. Es brauche realistische Lärmobergrenzen für alle Verbrennungsmotoren, erklärte Hanisch.
Der Fighter-Friends-Präsident nahm auch die Gemeinden und Kantone in die Pflicht. Der Strassenlärm könne auch mit Flüsterbelägen reduziert werden, sagte er. Weitere Forderungen betreffen die Sicherheit, etwa ein genereller Unterfahrschutz an Leitplanken.
Reden gehalten wurden an der Versammlung keine. Die Motorradfahrer setzten in ihrer dunklen Kluft auf ihre physische Präsenz.
Motorradfahrer hatten bereits am 1. August auf dem Bundesplatz in Bern protestieren wollen. Dies war ihnen aber nicht erlaubt worden. Als Ersatz legten sie dort ihre Helme nieder. (aeg/sda)
Wer glaubt er muss übermässig Krach machen, muss aus dem Verkehr gezogen werden.
Und das im Jahre 2020.
80dB sind mehr als genug und die alten Maschinen können Problemlos umgerüstet werden.
Von mir aus kann man auch einige Tage für historische Fahrzeuge freigeben. Aus puren Spass mit dem Lärm sinnlos tausenden Menschen zu belästigen ist einfach asozial.