Die Reparaturarbeiten im Gotthard-Basistunnel nach der verheerenden Güterzugentgleisung schreiten laut SBB planmässig voran. Derzeit werden die Fahrbahn der Multifunktionsstelle in Faido TI aufbereitet und provisorische Gleisjochen installiert.
Von der Fahrbahn werden 18 Zentimeter abgefräst, wie Peter Kummer, Leiter Infrastruktur bei den SBB, anlässlich einer Baustellenbesichtigung in Faido TI am Freitag sagte. Das seien insgesamt 6500 Tonnen Beton, die entfernt und abtransportiert werden müssten. Gesamthaft sind sieben Kilometer der Fahrbahn durch die Entgleisung beschädigt worden.
«Wir hoffen, 300 Meter pro Woche machen zu können», sagte Kummer. Die Menge an Beton entspreche pro Woche sinnbildlich einem Gewicht von 40 Elefanten.
Parallel zu den Fräsarbeiten wird eine provisorische Gleisjoche verlegt. Mit dieser wurden bereits 5000 Meter Schienen und 1500 Schwellenblöcke in den Tunnel gebracht und dort deponiert. Gesamthaft müssen 20'000 Schwellenblöcke ersetzt werden.
Auch das durch die entgleisten Wagen beschädigte Spurwechseltor muss ersetzt werden. Das 10 Tonnen schwere Tor sei bereits bestellt, die Produktion daure jedoch gesamthaft rund 10 Monate, wie Tom Gut, Leiter Life Cycle Management und Erhaltung Gotthardachse der SBB, gegenüber Keystone-SDA sagte.
Bei einem Brandfall in der West- oder in der Oströhre sorge das geschlossene Spurwechseltor dafür, dass sich der Rauch nicht in beiden Röhren ausbreite. Das sei eine der wichtigsten Funktionen des Tors. Aktuell wird das beschädigte Tor durch ein mobiles Provisorium ersetzt. Ein weiteres Spurwechseltor gebe es in Sedrun GR.
Bis September 2024 soll der Tunnel wieder vollständig in Betrieb sein. Laut Peter Kummer sind Massnahmen vorgesehen, die den Prozess beschleunigen könnten. Mit den Beschleunigungsmassnahmen gingen zwar Chancen, aber auch Risiken einher. Es lasse sich erst Ende Januar eine neue Prognose stellen.
Aktuell herausfordernd sei, die Bauarbeiten, den Güter- sowie den Personenverkehr zu balancieren. Mit dem Fahrplanwechsel vom 10. Dezember habe man aber einen guten Kompromiss gefunden, sagte Kummer.
Am Wochenende sollen 31 Personen- und Güterzüge durch den Tunnel fahren können. Von Montag bis Donnerstag sollen die Trassen nur dem Güterverkehr zur Verfügung stehen. Bisher habe aber das Bundesamt für Verkehr noch kein grünes Licht für dieses Konzept gegeben. Kummer äusserte sich jedoch zuversichtlich.
Die Wagen des entgleisten Güterzugs im Gotthard-Basistunnel konnten im September vollständig zerlegt und abtransportiert werden. 16 von den insgesamt 30 Wagen waren beim Bahnunglück vom 10. August entgleist. Ursache für die Entgleisung des Güterzugs war ein Radbruch. (saw/sda)